Beauty Day

Was ist eigentlich schön?

Täglich sehen wir wunderschöne junge Frauen in Film, Fernsehen und Zeitschriften. Die Zurschaustellung weiblicher Körper, beispielsweise in der Werbung, scheint allgegenwärtig. Besonders heranwachsende Mädchen setzen sich altersgemäß mit ihrer zukünftigen Frauenrolle und ihrem verändertem Körperbild auseinander. Der Druck, bestimmten Schönheitsidealen zu entsprechen, wächst für sie in diesen Jahren enorm. Auch kulturelle Sichtweisen und Normen spielen dabei eine Rolle: Kleidungsstücke zum Beispiel können sich in verschiedenen Ländern und Regionen wesentlich unterscheiden. Und auch traditionelle Schönheitsrituale oder Bräuche, wie das Auftragen von Henna als „Mehndis“, werden in einigen Kulturkreisen seit langem praktiziert, während sie in anderen neu- oder gar fremdartig sind. Dazu kommt auch, dass Produkte zur Pflege unterschiedlicher Haarstrukturen oder Beauty-Produkte für verschiedene Hautfarben nur sehr langsam Eingang in deutschen Mainstream-Geschäften finden.

Ein „Beauty Day“ bot Mädchen aus verschiedenen Herkunftsländern die Möglichkeit, sich kritisch mit vorherrschenden Schönheitsidealen und kulturellen Normen für Frauen auseinanderzusetzen. Expertinnen unterhielten sich mit ihnen über Make-up und andere Styling-Produkten. Gemeinsam betrachteten und erprobten die Mädchen Bräuche und Produkte aus unterschiedlichen Ländern, zum Beispiel das Bemalen ihrer Hände mit Henna und verschiedene Flechtfrisuren.

Mädchen bemalt ihr Gesicht mit Henna

Ein „Beauty Day“ als psychosoziale Unterstützung

Die kritische Auseinandersetzung mit Schönheit und gesellschaftlichen Normen kann heranwachsende Mädchen in ihrem Selbstbewusstsein unterstützen. Viele Mädchen mit Fluchterfahrung müssen die in der Aufnahmegesellschaft existierenden kulturellen Normen mit denen ihrer Herkunftsländer zusammenbringen. Hinzu können Rassismus- und andere Diskriminierungserfahrungen auf Grund von Fremdzuschreibungen kommen. Dabei ist es eine besondere Entwicklungsaufgabe im Jugendalter sich mit der zukünftigen Rolle als Erwachsene in der Gesellschaft auseinanderzusetzen. Oftmals sind junge Menschen während dieser Zeit sehr empfänglich für Idole, an denen sie sich orientieren können. Projekte, die ihnen verschiedene Möglichkeiten und Diversität aufzeigen sowie eine differenzierte Reflexion über gesellschaftliche Erwartungen an Frauen fördern, können die Heranwachsenden nachhaltig dabei unterstützen, ihren eigenen Weg zu finden. Perspektivwechsel und verbindende Erfahrungen mit anderen Mädchen und Frauen ermöglichen hierbei auch einen Austausch und ein gegenseitiges Verständnis innerhalb kulturell vielfältiger Gemeinschaften. 

Die Beschäftigung mit gemeinsamen Aktivitäten, wie Mehndi-Künsten oder verschiedenen Haarstylings ermöglichen einen nonverbalen Austausch und helfen somit auch bei der Überwindung von Sprachbarrieren. Die Mädchen können Erfahrungen innerhalb der Gruppe von Gleichaltrigen machen und sich in einem geschützten Rahmen mit ihrem Selbstbild und ihrer weiblichen und kulturellen Identität auseinandersetzen.

Mögliche Umsetzung des „Beauty“-Projekts

Das „Beauty“-Projekt wurde in Zusammenarbeit mit einer Mehndi-Künstlerin und einer Expertin für Flechtkunst („Braiding“) durchgeführt. Die Teilnehmerinnen erlernten zunächst verschiedene Techniken der Henna- und Flechtkunst und konnten diese dann selbst ausprobieren. Zudem wurden die Mädchen dazu angeregt, sich mit dem Thema Make-up und Schönheit auseinanderzusetzen. Im ersten Schritt wurden zusammen mit pädagogischem Fachpersonal kurze Videos und Zeitschriften zu verschiedenen Schönheitsidealen betrachtet und kritisch reflektiert. Im zweiten Schritt konnten die Mädchen verschiedene Produkte ausprobieren. Ziel des Angebots war dabei eine differenzierte Auseinandersetzung mit weiblicher „Schönheit“, die eine Abgrenzung von Anforderungen und vermeintlichen Erwartungen an Mädchen und Frauen unterstützen sollte.

Mögliche Anzahl der Teilnehmerinnen: flexibel, hier 4-10
Geeignete Altersgruppe: 13-20 Jahre
Benötigte Materialien: Henna, Applikatoren, Muster/Motive, Kunsthaar zu Einflechten, Spiegel, verschiedene Make-up Produkte, Materialien zur kritischen Auseinandersetzung mit Schönheit (z.B. Zeitschriften, Artikel, Videos)
*auf Hautverträglichkeit der Produkte und Allergien sollte geachtet werden
Zeitrahmen: flexibel nach Bedarf, hier ein Nachmittag (ca. 4 Stunden)
Empfohlene Kooperationen: pädagogisches, soziales oder psychologisches Fachpersonal sowie verschiedene Expertinnen, hier Henna-Künstlerlin und Stylistin für afrikanische „Braids“

Das „Beauty“-Projekt mit Literaturliste als PDF zum Ausdrucken

Impressionen vor Ort