„Horticultural Therapy“ - Gartentherapie

Äußeres Wachstum und innere Heilung beim Gartenanbau

Haben Sie schon einmal etwas von Gartentherapie gehört? Dieser Ansatz geht von der heilenden Wirkung der Natur auf das seelische Wohlbefinden des Menschen aus. Im englischsprachigen Raum gibt es für sogenannte „Horticultural Therapy“ sogar akademische Ausbildungen. Der Gartenarbeit mit Blumen und Pflanzen werden hierbei sowohl Ressourcenorientierung im Umgang mit anderen Lebensarten als auch ästhetische Attribute zugeschrieben, die sich wohltuend auf die Psyche auswirken können. 

Die Planung und das Anlegen von Gärten ermöglicht den Bewohner*innen von Erstaufnahmeeinrichtungen eine Teilhabe an der Gestaltung ihrer direkten Umgebung. Besonders in großen Unterkünften mit viel Fluktuation sind Räumlichkeiten und Abläufe sehr strukturiert und bieten wenig individuellen Spielraum. Die aktive Mitgestaltung von Grünflächen innerhalb der Einrichtung sowie der Anbau von Blumen und Pflanzen kann zu einer besseren Lebensqualität und mehr Wohlbefinden von Mädchen und ihren Familien beitragen. Innerhalb des Projekts können auch Rückzugsorte speziell für Frauen in der Natur geschaffen werden. 

Gartenanbau als psychosoziale Unterstützung

Das Projekt geht auf den in der Bedarfsanalyse geäußerten Wunsch nach Aufenthalten in und Interaktion mit der Natur ein. Mit der Anlage eines Gartens werden zunächst neue Fähigkeiten und Wissen für das Anpflanzen von lokalen Obst- und Gemüsepflanzen vermittelt. Die teilnehmenden Mädchen erhalten außerdem Informationen zu den Themen Nachhaltigkeit, Umwelt- und Naturschutz, und Ernährung. Zudem fördert die Teilhabe an der Gestaltung ihrer unmittelbaren Umgebung ein Gefühl von Selbstbestimmung. Der Garten kann für Mädchen und Frauen zum Rückzugsort werden, dessen positiver Effekt auch wissenschaftlich belegt ist: Emotionale Belastungen wie Angst und Stress können sich durch Aufenthalte an sicheren Orten im Grünen reduzieren.

In einer Zeit des Übergangs bekommen die Teilnehmerinnen das Gefühl vermittelt, dass sie durch die aktive Mitgestaltung ihrer Umwelt etwas Bleibendes hinterlassen können. Es besteht zudem die Möglichkeit kleinere Produkte, wie getrocknete Kräuter oder Blumen, mitzunehmen. Die Zusammenarbeit am gemeinsamen Lebensumfeld ermöglicht zudem soziale Interaktionen mit anderen Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen und fördert so den Austausch unterschiedlicher Generationen und Kulturen miteinander. Nach zerstörerischen und belastenden Erfahrungen, kann die Mitgestaltung eines sicheren Rückzugsortes und das Beobachten von Wachstum eine motivierende und belebende Unterstützung darstellen und sich positiv auf die mentale Gesundheit der Heranwachsenden auswirken kann. 

Mögliche Umsetzung des Garten-Projekts

Das Projekt war aufgrund der Wachstumszeiten langfristig für mehrere Wochen oder Monate angelegt. Die Arbeiten zum Anbau des Gartens wurden dabei in wöchentliche Aktivitäten für Gruppen und Aufgaben für einzelne Personen unterteilt. Die Beete mussten entsprechend vorbereitet werden, um Samen aussähen und Blumen anpflanzen zu können. Die jeweiligen Aktivitäten finden bestenfalls zu festgelegten Zeiten statt und können im Vorfeld geplant werden. Die Mitarbeiter*innen der Einrichtung verständigten sich zunächst mit den teilnehmenden Mädchen und ihren Familienangehörigen über deren Wünsche und Gestaltungsideen für das Garten-Projekt. Auch der Personalbedarf sowie benötigte Werkzeuge und Materialien mussten gut abgesprochen werden. Wiederkehrende Aufgaben wie die Pflege des Gartens, Gießen und Düngen wurden später in die Verantwortung einzelner Teilnehmerinnen gegeben. 

Mögliche Anzahl der Teilnehmerinnen: flexibel, da langfristig
Geeignete Altersgruppe: 10-20 Jahre, auch Einbezug von Familienangehörigen möglich
Benötigte Materialien: Lavasteine, Wasserschlauch, Rindenmulch, Garten-Werkzeuge, Holz für Spalierbau, Gartenschnur und Gartenklammer, Zement-Fertigmischung, Mosaiksteine, verschiedene Pflanzen, Kräuter und Blumen, Samen, Muttererde
Zeitrahmen: einmal wöchentlich über einen längeren Zeitraum
Empfohlene Kooperationen: pädagogisches, soziales oder psychologisches Personal mit geeignetem Fachwissen

Das Garten-Projekt als PDF zum Ausdrucken