Alte Stühle im Wandel

Mädchen in der Handwerkskunst

Früher saßen die Menschen meist einfach auf der Erde. Erhöhte Sitzgelegenheiten wurden erst später erfunden und waren zunächst Herrschern, beispielsweise den Pharaonen im alten Ägypten, vorbehalten. Heutzutage sitzen Menschen aller sozialen Schichten auf Stühlen – wie und worauf ist jedoch immer noch eng mit der Kultur verschiedener Orte verwoben. So bevorzugt man im westlich geprägten Raum meist höhere Stühle, Bänke oder Sofas, während in vielen Teilen Asiens und Afrikas flache Unterlagen, wie Teppiche oder auch niedrige Sitzhocker bevorzugt werden. Dabei spielen auch verschiedene Materialen, Designs und dekorative Elemente eine Rolle. Auch wer die Sitzmöbel erstellt, ist historisch geprägt und kulturabhängig. So weisen uns Berufsbezeichnungen wie „Zimmermann“ und viele bildliche Quellen aus dem zeitgenössischen Deutschland auf die männliche Zurschreibung handwerklicher Tätigkeiten hin.

Die Restauration und Dekoration alter Sitzgelegenheiten stand im Zentrum des Projekts.  Die teilnehmenden Mädchen hatten die Möglichkeit, sich mit handwerklichen Fähigkeiten und Kompetenzen auseinanderzusetzen. Dabei erhielten sie auch gestalterische Freiheiten und konnten Ornamente und Symbole aus verschiedenen Ländern kennenlernen und umsetzen.

Mädchen streicht einen Stuhl

Handwerkliche Tätigkeiten als psychosoziale Unterstützung

In dem Projekt können die Teilnehmerinnen neue Fähigkeiten im Umgang mit Werkzeugen und Restaurations-Techniken erlernen. Unter anderem können sie sich so neue Interessengebiete erschließen und ihre Potenziale besser kennenlernen. Da handwerkliche Tätigkeiten gesellschaftlich häufig in Verbindung mit männlichen Attributen gebracht werden, haben die Mädchen ganz nebenbei Gelegenheit, sich mit Gender-Stereotypen und ihrer Selbstwahrnehmung als heranwachsende Frauen auseinanderzusetzen. Eine pädagogische oder psychosoziale Begleitung des Projekts kann diese Erfahrungen durch angemessene Dialoge unterstützen. 

Die Arbeitsprozesse und fertigen Werke erlauben den Teilnehmerinnen zudem ein schöpferisches Erleben. Die fertigen Stühle sind nicht nur kreativ, sondern können auch praktisch genutzt werden und symbolisieren etwas Bleibendes, das die Mädchen inmitten vieler Veränderungen sichtbar macht. Die ausgewählten Ornamente erlauben es, einen Bezug zu den jeweiligen Herkunftsländern herzustellen. Mithilfe der gemeinsamen handwerklichen Tätigkeit werden nicht zuletzt auch Sprachbarrieren überwunden und soziale Kontakte zu Gleichaltrigen in einem geschützten Rahmen ermöglicht.

Mögliche Umsetzung des Restaurations-Projekts

Das Restaurations-Projekt fand an vier aufeinanderfolgenden Tagen statt. Eine Restraurationsexpertin stand den Teilnehmerinnen zusammen mit pädagogischem Fachpersonal während der Workshops zur Seite. Die Mädchen bekamen eine Einführung und Anwendungsübungen zu historischen Pigmenten und Farbmitteln sowie zu verschiedenen Werkzeuge. Im Anschluss daran begann die Restaurierung: eine Aufbereitung alter, beschädigter Stühle mit fachkundiger Hilfestellung. Hierbei wurden auch Schablonen in Anlehnung an Ornamente und Muster unterschiedlicher Kulturen erstellt und farblich gestaltet. Die Teilnehmerinnen konnten die Stühle nach eigenen Wünschen gestalten. Die fertiggestellten Produkte behielten die Teilnehmerinnen nach Abschluss der Arbeit.

Mögliche Anzahl der Teilnehmerinnen: flexibel, hier 4-8
Geeignete Altersgruppe: 10-20 Jahre
Benötigte Materialien: restaurierungsbedürftige Stühle, verschiedene Materialien wie Pigmente, Werkzeuge, Schleifpapier, Schablonen für die Verzierung etc., ggf. Verpflegung
Zeitrahmen: flexibel nach Bedarf, hier vier Tage
Empfohlene Kooperationen: pädagogisches, soziales oder psychologisches Fachpersonal, Fachkräfte zur Restaurierung / Aufbereitung der Stühle

Das Restaurations-Projekt als PDF zum Ausdrucken

Impressionen vor Ort