Ein Ort zum Wohlfühlen

Ein Mädchentreff wird gestaltet

Wir alle kennen das Gefühl von Entspannung und Wohlbefinden, wenn wir in einem schönen und geschütztem Raum sind. Vielleicht machen wir es uns mit einer Zeitschrift auf der Couch gemütlich oder wir treffen uns mit Freunden auf eine Tasse Tee. Für Mädchen und junge Frauen in Erstaufnahmeeinrichtungen sind derartige Rückzugsorte meist eine Seltenheit. Oft sind die Wohnräume klein und müssen mit anderen Menschen geteilt werden. Öffentliche Aufenthaltsräume werden von Mädchen nicht immer als sicher und geschützt empfunden. Das Projekt möchte deshalb Raum für einen kreativen Mädchentreff schaffen und diesen gemeinsam mit den Teilnehmerinnen gestalten. Die Mädchen werden dabei aktiv in die Ideenfindung, Suche oder Umgestaltung von geeigneten Möbelstücken sowie die Erstellung von Bildern eingebunden. So erleben sie, wie sie ihre Gedanken und Wünsche umsetzen und in die Gestaltung ihrer direkten Umgebung mit einfließen lassen. Kreativität und soziale Teilhabe gehen bei der Gestaltung der eigenen Räume Hand in Hand. So erhalten sie durch das regelmäßige Treffen mit anderen Mädchen nicht nur einen gemeinschaftliche Rückzugsort, sondern erhalten zudem die Möglichkeit, diesen nach ihren Vorstellungen gemeinsam einzurichten. 

Mädchentreff gestalten

Die Mädchentreff-Gestaltung als psychosoziale Unterstützung

Durch die eigene Gestaltung der Räumlichkeiten für ihre Treffen schaffen die Mädchen einen Ort, in dem sie sich wohl fühlen und mit dem sie sich identifizieren können. Zudem erleben sie in einer Zeit vieler Veränderungen, Unsicherheiten und Fremdbestimmung, dass sie durch die aktive Gestaltung ihrer Umwelt mit ihren Bedarfen wahrgenommen werden und etwas Bleibendes hinterlassen können. Ihre Meinung wird wertgeschätzt, eine produktive Tagesstruktur unterstützt und das Erleben von Selbstwirksamkeit gefördert. Die Räumlichkeiten können auch später auf vielfältige Weise von den Mädchen genutzt werden – für verschiedene Projekte, regelmäßige Treffen oder einfach als Rückzugsort.

In der Analyse hatten sich die Mädchen kreative und handwerkliche Aktivitäten gewünscht. Mit Hilfe von künstlerischem und pädagogischem oder psychosozialen Fachpersonal können sie das umsetzen. Dabei entwickelten sie neue Fähigkeiten und Ideen. Mithilfe einer visuellen, nonverbalen Kommunikation werden nicht zuletzt auch Sprachbarrieren überwunden und Erfahrungen innerhalb der Gruppe ermöglicht. Die Zusammenarbeit am gemeinsamen Lebensumfeld kann soziale Teilhabe, Teamfähigkeit und freundschaftliche Bindungen mit Gleichaltrigen stärken und ausbauen. Dabei können sich die Mädchen in einen geschützten Rahmen auch mit ihrem Selbstbild und ihrer weiblichen und kulturellen Identität auseinandersetzen. 

Mögliche Umsetzung des Mädchentreff-Projekts

Für die Gestaltung des Mädchentreffs empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit künstlerisch ausgebildetem sowie pädagogischem oder psychosozialen Fachpersonal. Die teilnehmenden Mädchen können so bei der Ideenfindung und Suche nach Einrichtungsgegenständen – beispielsweise im Internet oder auf Flohmärkten – adäquat begleitet werden. Für die Erstellung von Bildern oder Wandgemälden erhalten sie idealerweise von der künstlerisch ausgebildeten Fachkraft Unterstützung. Unter professioneller Anleitung können sich die Mädchen ausprobieren und werden dazu angeregt, ihre persönlichen Gedanken in Bildern ausdrücken und mit anderen teilen. Die Zeiteinteilung kann ganz nach Möglichkeit und Bedarfen der Einrichtung flexibel gestaltet werden, es empfiehlt sich für die Planung und Arbeit an den Räumen mindestens drei Nachmittage einzuplanen. Das Projekt lässt sich auch ideal mit anderen Workshops zur Erstellung von Möbelstücken und Kunstwerken, wie „Alte Stühle im Wandel“ oder „Urban Art“ verbinden.

Mögliche Anzahl der Teilnehmerinnen: flexibel, hier 4-15
Geeignete Altersgruppe: 10-20 Jahre
Benötigte Materialien: Nach Bedarf Möbel, Acrylfarben, Papier, Bilderrahmen, Spraydosen, Poster, Pinsel, Handschuhe, Kissen, Textilien etc.
Zeitrahmen: flexibel nach Bedarf, hier drei Nachmittage für Gestaltung der Räumlichkeiten gefolgt von wöchentlichen Treffen der Mädchen
Empfohlene Kooperationen: pädagogisches, soziales oder psychologisches Fachpersonal sowie nach Möglichkeit und Bedarf freie Künstler*innen, Graffiti-Künstler*innen, Interior Designer*innen, Kunstpädagog*innen oder Kunsttherapeut*innen

Das Mädchentreff-Projekt als PDF zum Ausdrucken

Impressionen vor Ort