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Vier Kinder, die nebeneinander spazieren. Ein fünftes Kind ist durch Umrisse angedeutet.

Kinderarmut
in Deutschland

Jedes 5. Kind in Deutschland ist von Kinderarmut betroffen

Aktuelle Umfrage zu Kinderarmut in Deutschland

Gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut forsa haben wir im Sommer 2025 eine Umfrage unter 1.003 Eltern in Deutschland zum Thema Kinderarmut und finanzielle Sorgen durchgeführt. 76 Prozent aller Befragten sind der Ansicht, dass es weitergehende Maßnahmen gegen Kinderarmut braucht, als die, die Bundesregierung derzeit plant. Zudem zeigen sich steigende finanzielle Sorgen. 23 Prozent der Eltern mit geringem Einkommen berichten, dass diese auch ihre Kinder stark emotional belasten. Für uns ist klar: Die Bundesregierung muss Familien mehr finanzielle Sicherheit geben und dem Engagement gegen Kinderarmut eine höhere Priorität einräumen.

Mehr als drei Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 leben in Deutschland in Armut oder erfahren soziale Ausgrenzung. Das bedeutet – nach den Kriterien des sogenannten AROPE-Indikators – dass jedes fünfte Kind in einem Haushalt aufwächst, der sich den durchschnittlichen Lebensstandard nicht leisten kann, in dem die Erwachsenen oft keine Arbeit haben oder sogar das Geld für Wesentliches wie regelmäßige Mahlzeiten fehlt. 

Konkrete Folgen für armutsbetroffene Kinder:

  • Sie können sich oft nicht gesund und ausgewogen ernähren, weil es schlicht zu teuer ist. So sind in den Regelsätzen des Bürgergeldes je nach Alter nur etwas mehr als 4 Euro bis etwa 7 Euro pro Tag für die Ernährung des Kindes vorgesehen. 
  • Sie leben oft in beengten Wohnverhältnissen, in denen sie sich kaum oder gar nicht zurückziehen können, um zum Beispiel in Ruhe zu lernen.
  • Sie wachsen oft in Gegenden auf, in denen es nur wenige leicht zugängliche oder günstige Freizeitangebote gibt und sie sich kaum entfalten können.
  • Sie erfahren Benachteiligungen im Bildungssystem und haben eine größere Chance, auch als Erwachsene Armut zu erleben.
  • Geburtstagsfeiern, Urlaube, Hobbys und Freizeitgestaltung wie Kino-, Restaurant-, oder Freibadbesuche sind kaum bezahlbar.

Hinzu kommt, dass die psychische Belastung für armutsbetroffene Kinder oft enorm ist. Sie haben mit vielen Vorurteilen und Ausgrenzung zu kämpfen und ihre Familien müssen meist große Hürden überwinden, um ihnen zustehende Leistungen genehmigt zu bekommen.


Das denken Kinder über Armut

Wieso gibt es in Deutschland Kinderarmut?

Kinderarmut ist in der Regel Familienarmut, denn Kinder sind finanziell abhängig von ihren Eltern. Eine Hauptursache für Kinderarmut ist Arbeitslosigkeit. Es gibt aber auch viele Familien, die trotz Arbeit nicht ausreichend Geld zur Verfügung haben und gezwungen sind, ihr geringes Einkommen mit Sozialleistungen aufzustocken – weil sie zum Beispiel alleinerziehend sind, im Niedriglohnsektor arbeiten oder aus gesundheitlichen Gründen nur vermindert arbeiten können. Kinderarmut findet sich auch verstärkt in Familien mit Migrationsgeschichte wieder, da die Eltern zum Beispiel Diskriminierung ausgesetzt sind, lange um eine Arbeitserlaubnis kämpfen müssen müssen oder ihre Bildungs- und Berufs-Abschlüsse aus dem Ausland nicht anerkannt werden. Hinzu kommt: In Deutschland wird bei Kindern und Familien oft als erstes gespart und das Geld fehlt an allen Ecken und Enden. Wenn Familien Sozialleistungen zur Existenzsicherung erhalten (Bürgergeld), sind diese nicht ausreichend, um ein gesundes Aufwachsen und soziale Teilhabe von Kindern sicherzustellen.

Wie die Inflation Kinderarmut verschärft

Weltweit hatten wir in den letzten Jahren mit der gravierendsten Lebenshaltungskostenkrise des 21. Jahrhunderts zu kämpfen. Auch in Deutschland haben die gestiegenen Kosten großen Tribut von Kindern und Familien gefordert, inbesondere von denen, die bereits von Armut betroffen sind. Unser Bericht: Wenn alles zu teuer wird zeigt auf, wie sich die Inflation auf Kinderarmut in Deutschland auswirkt und was getan werden muss, um die Situation für Kinder zu verbessern. Insbesondere gestiegene Lebensmittelpreise führen dazu, dass gesunde Ernährung von Kindern fast zum Luxus geworden ist. Das bedroht ihre Gesundheit akut und langfristig.

Kinderarmut geht uns alle an

Jugend und Politik im Austausch

Save the Children setzt sich sowohl mit eigenen Projekten als auch mit politischer Arbeit für mehr Chancengleichheit ein. So haben wir zusammen mit der Bertelsmann Stiftung und dem Deutschen Jugendinstitut eine Beteiligungsveranstaltung in Berlin organisiert. Gemeinsam mit rund 30 jungen Menschen im Alter von 14 bis 28 Jahren und Verantwortlichen aus Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft und Wissenschaft wurde darüber diskutiert, wie Chancen benachteiligter junger Menschen verbessert werden können.

Um Kinderarmut wirksam zu bekämpfen, muss sich vor allem die Bundesregierung und der Bundestag diesen Herausforderungen stellen und ganzheitlich Programme, Gesetze und sonstige Vorhaben gegen Kinderarmut angehen und verstärken. Denn die Armutsgründe sind strukturell und können durch Politik verändert werden. Vorschläge und Empfehlungen an die Politik geben wir dazu u. a. in unserer Studie: Kindern eine Zukunft garantieren. Ein wichtiger Ansatz liegt dabei bei der Kindergrundsicherung, die Leistungen bündeln, erhöhen und ihren Zugang vereinfachen will. Um Kinderarmut abzuschaffen, braucht es jedoch auch...

  • ... eine systematische Neubewertung des existenzsichernden Mindestbedarfs für Kinder, die echte Teilhabe ermöglicht.
  • ... die Weiterentwicklung des Nationalen Aktionsplans „Neue Chancen für Kinder in Deutschland“ als zentrale Initiative zur Bekämpfung sozialer Ausgrenzung.
  • ... Investitionen in die soziale Infrastruktur sowie in Bildungs- und Betreuungsangebote.
  • ... eine armutssensible sozialpolitische Förderstrategie.

Was wir tun

Sichtbarkeit für das Problem Kinderarmut!

Mit einer Kampagne machen wir auf die Situation in Deutschland aufmerksam. Die Motive zeigen, wie Armut Kinder ausgrenzen kann und warum für sie oft nicht mehr drin ist

Neben dem politischen Engagement arbeiten wir auch mit Projekten in Deutschland für gleiche Chancen für alle Kinder. Dabei setzen wir vor allem bei der Bildung an und unterstützen Kinder zum Beispiel in unseren LeseOasen- und LeseKita-Projekten beim Lesenlernen und in ihren digitalen Kompetenzen. Hier konzentrieren wir uns auf Stadtteile, in denen viele Familien mit wenig Geld auskommen müssen. Denn dem deutschen Bildungssystem gelingt es bisher nicht ausreichend, Benachteiligungen zu vermeiden oder auszugleichen. 


Kinderarmut in Europa

Bericht zu Kinderarmut in Europa

Der Bericht „Child Poverty – the Cost Europe Cannot Afford” widerlegt einen Mythos: dass Kinderarmut unvermeidbar sei und Europa nicht genug Ressourcen habe, um sie zu beenden. Wir zeigen, wie erschreckend viel Kinderarmut Europa kostet – wirtschaftlich und sozial – und welche erprobten Lösungen es gibt. Eine Kurzfassung auf Deutsch mit einem besonderen Fokus auf die Situation in Deutschland finden Sie hier: „Kinderarmut: Kosten, die sich Europa nicht leisten kann”.

Nicht nur in Deutschland sind Kinder von Kinderarmut betroffen, sondern in ganz Europa. Mittlerweile sind 19,5 Millionen Kinder in der EU von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Das ist jedes vierte Kind. Zwar hat die Europäische Union 2021 die Europäische Kindergarantie eingeführt, aus dem jeder Mitgliedsstaat entsprechende nationale Aktionspläne abgeleitet hat. Die Kindergarantie sieht u. a. vor, dass die EU-Mitgliedstaaten armutsgefährdeten Kindern kostenlosen Zugang zu hochwertiger frühkindlicher Bildung und Betreuung, kostenlosen Unterricht und schulische Aktivitäten, mindestens eine gesunde Mahlzeit pro Schultag, Gesundheitsversorgung, angemessenen Wohnraum und gesunde Ernährung bieten sollen. Die Realität zeigt aber, dass die Politik immer noch viel zu oft an den Interessen der Kinder vorbei agiert und momentane Leistungs- und Unterstützungssysteme oft nicht ausreichen, um Kinderarmut in Europa wirksam zu bekämpfen.


Ihre Ansprechperson zum Thema Kinderarmut in Deutschland

Eric Großhaus, Advocacy Manager Kinderarmut und Soziale Ungleichheit

Eric Großhaus

Advocacy Manager Kinderarmut und Soziale Ungleichheit