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Kinder im Krieg

Interview mit dem ehemaligen Kindersoldaten Michael Davies

Michael Davies hat es geschafft. Er ist Sozialarbeiter in Hannover, Kinderbuchautor, Schauspieler, hat eine eigene Familie gegründet und macht in seiner Freizeit gerne Musik. „Irgendwie habe ich es geschafft, mein Leben weiterzuführen. Ich habe gelernt, mit dem Hass umzugehen, niemandem die Schuld für meine Vergangenheit zu geben“, erzählt er. Davies sagt: „Ich werde mein Leben lang mit meinen Traumata konfrontiert sein, aber mittlerweile weiß ich, was ich in solchen Situationen tun muss. Darum kann ich nach vorne blicken.“

 

Ehemaliger Kindersoldat Michael Davies

Jedes Kind, das im Krieg aufwächst, wird nicht nur physisch, sondern vor allem auch seelisch geschädigt. 

Mit 16 Jahren wurde Michael Davies von seinem Onkel in Sierra Leone zur Front gebracht und zum Kämpfen gezwungen. Dort hat er Schreckliches erlebt. Nach fünf Jahren gelang ihm die Flucht nach Deutschland.

„Nach dem Krieg ist vor dem Krieg“

Für Davies war der Krieg nach seiner Flucht allerdings nicht vorbei.  „Der innere Kampf, die Schlaflosigkeit – sie sind Teil meines Lebens“, so Davies. Er hat eine Weile gebraucht, um Vertrauen aufzubauen, seinem Leben Stabilität und Struktur zu geben. „Das geht natürlich nur mit einem guten Netzwerk“, sagt er.

Davies weiß, welchen Herausforderungen Kinder gegenüber stehen, die direkt von Kriegen betroffen sind. „Jedes Kind, das im Krieg aufwächst, wird nicht nur physisch sondern vor allem auch seelisch geschädigt“, sagt er. „Die wenigsten von ihnen bekommen eine zweite Chance, so wie ich sie bekommen habe.“

Umso wütender macht es ihn, dass die Zahlen der von Krieg betroffenen Kinder in den letzten 20 Jahren um 300 Prozent gestiegen sind: „Ich verstehe nicht, worauf wir noch warten. Seit Jahren verschlimmert sich die Lage der Kinder weltweit. Wir müssen begreifen, dass wir damit unser aller Zukunft gefährden. Wie sollen diese Kinder unsere und ihre Zukunft positiv gestalten, wenn sie nur Gewalt und Hass erlebt haben?“

„Waffen gehören nicht in die Hände von Kindern“

Michael Davies fordert: „Wir müssen den politischen Führungskräften und Entscheidungstragenden klar machen, dass wir diese Kinder nicht vergessen haben und dass wir alle aufstehen, unsere Stimme erheben und etwas dagegen unternehmen wollen.“