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Krankenhausbetten in einer verlassenen medizinischen Einrichtung in Khan Yunis  © Bisan / Save the Children

Kindergesundheit
in der Krise

Florian Westphal auf der re:publica 2025

Kinder verlieren weltweit ihr Recht auf Gesundheit – durch Krieg, Armut und politische Ignoranz. In seiner eindringlichen Rede auf der re:publica 2025 zeigt unser Geschäftsführer Florian Westphal, warum diese Krisen nicht nur in weiter Ferne stattfinden – und wie politische Entscheidungen auch hierzulande Kinderleben gefährden.

Wie politische Entscheidungen Kinderleben kosten

Ein Kind liegt im Krankenhaus. Die Eltern hoffen, dass es dort sicher ist, dass es in Ruhe gesund werden kann – bis eine Rakete einschlägt. Was für viele unvorstellbar klingt, ist für Millionen Kinder bittere Realität: In Kriegs- und Krisengebieten ist selbst ein Krankenhaus kein sicherer Ort mehr. 

Ob im Sudan, in der Ukraine, im Jemen oder Gazastreifen – Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen und zivile Infrastruktur gehören für viel zu viele Familien zum Alltag. Doch es sind nicht nur Waffen, die Kinder gefährden. Auch politische Entscheidungen – etwa die Kürzung von Hilfsgeldern – wirken wie unsichtbare Angriffe: auf Gesundheitssysteme, Schutzräume, Bildung und die Zukunft von Kindern.

Eine Frau fegt die Trümmer des von Russlands angegriffenen Nationalen Spezialkinderkrankenhauses Ohmatdyt in Kiew weg.

Gesundheit ist ein Kinderrecht – und ein Schutzschild

Laut UN-Kinderrechtskonvention hat jedes Kind das Recht auf Gesundheit, Schutz und Fürsorge. Trotzdem sterben jedes Jahr Millionen Kinder an Krankheiten, die vermeidbar oder behandelbar wären – wegen fehlender Investitionen in medizinische Grundversorgung.  

2023 starben rund 5 Millionen Kinder unter fünf Jahren – das sind mehr als 13.000 pro Tag. Die Hauptursachen: Malaria, Lungenentzündung, Durchfall – alles Krankheiten, gegen die es längst wirksame und extrem kostengünstige Medikamente oder Impfstoffe gibt.

Warum sterben Kinder trotzdem?

Weil Kliniken fehlen, Personal unterbezahlt ist oder nicht mehr ausgebildet werden kann, Medikamente knapp sind. Weil die nächste Praxis oft Stunden entfernt ist – ein unüberwindbarer Weg für schwer kranke Kinder und ihre Familien. Doch dies passiert nicht einfach so: Es sind die Einsparungen im Bereich der humanitären Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit, die diese tiefgreifenden negativen Folgen haben. Sie verringern die verfügbaren Ressourcen für zentrale Projekte, die Armut mindern, den Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung verbessern sowie humanitäre Notlagen abfedern. Vorhandene Strukturen und jahrzehntelang erkämpfte Fortschritte werden aktuell in hoher Geschwindigkeit zurückgedreht – zum Schaden der ärmsten und am stärksten gefährdeten Familien, die oft von einem auf den anderen Tag ohne lebenswichtige Versorgung auskommen sollen. 

Politische Entscheidungen können Leben retten – oder kosten

Wenn Krankenhäuser schließen müssen, weil Gelder gestrichen werden, hat das tödliche Folgen. Wenn Staaten Entwicklungszusammenarbeit infrage stellen, übersehen sie: Sie wirkt. Einige Beispiele:

  • Kindersterblichkeit: Seit 1990 ist die weltweite Kindersterblichkeit um 59 % gesunken (Quelle: UNICEF WHO) – also um mehr als die Hälfte. Das zeigt, was möglich ist – wenn der Wille da ist.
  • Frühverheiratungen rückläufig: Der Anteil verheirateter Mädchen unter 18 Jahren ist in den letzten zehn Jahren weltweit von 1 von 4 auf 1 von 5 gesunken  das bedeutet rund 25 Millionen weniger Frühverheiratungen. (Quelle: UNICEF) 
  • Bildung: Der Anteil eingeschulter Mädchen im Grundschulalter ist weltweit stark gestiegen. Zwischen 2000 und 2020 sank der Anteil der Mädchen, die nie eine Schule besuchten, um 44 %. (Quelle: UNESCO Global Education Monitoring Report) In rund 2/3 der Länder weltweit wurde mittlerweile Geschlechterparität beim Zugang zur schulischen Grundbildung erreicht. 
  • Schutz vor Krankheiten: Dank global koordinierter Maßnahmen wurden im Jahr 2022 weltweit etwa 25 Millionen Kinder gegen Masern, Polio und andere für Krankheiten geimpft. (Quelle: GAVI, The Vaccine Alliance)
  • Zugang zu sauberem Trinkwasser: Zwischen 2000 und 2020 erhielten weltweit über 2 Milliarden Menschen erstmals in ihrem Leben Zugang zu sicherem Trinkwasser – ein entscheidender Fortschritt für Kinder und ihre Gesundheit. (Quelle: WHO/UNICEF Joint Monitoring Programme)
  • Mangelernährung: Im Jahr 2023 wurden 9,3 Millionen Kinder mit schwerer akuter Mangelernährung mit therapeutischer Spezialnahrung behandelt. Auch die Zahl von Kindern mit Wachstumsverzögerungen durch nicht altersgemäße Ernährung sinkt: Seit dem Jahr 2000 um 40 %.

Lösungen gibt es – und wir setzen sie um

Bei Save the Children handeln wir. Auch dann, wenn es schwierig wird. Auch dann, wenn Mittel fehlen.

Wir entwickeln Lösungen, die Leben retten – schnell, lokal angepasst, innovativ:

Wir nutzen digitale Tools, stärken lokale Netzwerke und fördern Start-ups wie VIEBEG, die mit KI medizinisches Material dorthin bringen, wo es gebraucht wird – punktgenau, schnell, bezahlbar.

Ob per Boot, per App oder mit einem selbstgebastelten Aufklärungsmodell – entscheidend ist, dass Hilfe ankommt. Und zwar dort, wo sie gebraucht wird.

Was jetzt zählt: Haltung zeigen. Handeln. Schützen.

Gesundheit darf kein Luxus sein. Kein Kind sollte leiden oder sterben, nur weil es in einem bestimmten Land geboren wurde – oder weil die Welt wegschaut.

Kinderschutz ist keine Frage von Mitleid, sondern von Menschlichkeit. Von Verantwortung. Von Gerechtigkeit.

Was können Sie tun?

  • Politische Verantwortung einfordern: Schreiben Sie Abgeordneten, protestieren Sie gegen Kürzungen in der Entwicklungszusammenarbeit.
  • Stimme nutzen: Teilen Sie Beiträge über humanitäre Krisen, unterschreiben Sie Petitionen, zeigen Sie Haltung – online und offline.
  • Informiert bleiben.
  • Unsere Arbeit unterstützen: Mit einer Spende und indem Sie anderen davon erzählen.

Wir brauchen Menschen, die nicht wegsehen. Menschen wie Sie.

Denn gemeinsam können wir Kindern weltweit das geben, was sie verdienen: eine Zukunft in Gesundheit, Sicherheit und Würde.