2021: Ein entscheidendes Jahr für globale Ernährung
Auf dem Weg zu einer Welt ohne Mangelernährung wurden wichtige Fortschritte gemacht. Die COVID-19-Pandemie könnte diese nun wieder rückgängig machen. Damit zukünftig jedes Kind Zugang zu ausreichend und gesunder Nahrung hat, müssen wir 2021 handeln.
Fortschritte sind mit Ungleichheit verbunden
Auf ersten Blick vermitteln die Zahlen gute Nachrichten: Ein 2020 geborenes Kind wird mit geringerer Wahrscheinlichkeit unterernährt sein als ein Kind, das im Jahr 2000 geboren wurde. In den letzten zwei Jahrzehnten ist die Zahl der unterernährten Kinder um 55 Millionen gefallen. Doch unser Bericht "Nutrition Critical" macht deutlich, dass hinter diesen Fortschritten anhaltende Ungleichheiten stecken: Weltweit leiden Kinder aus armen Haushalten doppelt so oft an durch Mangelernährung verursachten Wachstumsstörungen wie Kinder aus reicheren Haushalten. Wo ein Kind wohnt, wo es herkommt und wie viel Geld seine Eltern haben, entscheidet noch immer darüber, ob es Zugang zu gesunder Nahrung hat.
Insgesamt ist noch jedes dritte Kind unterernährt. 144 Millionen Kinder leiden unter Wachstumsstörungen (zu Englisch: stunting), weitere 47 Millionen unter Entwicklungsverzögerungen (zu Englisch: wasting). Mädchen sind besonders von bestimmten Formen von Mangelernährung, z.B. Eisenmangel und damit verbundene Anämie, betroffen. Die Ernährungskrise hat weitreichende Folgen für Kinder: Mangelernährung verletzt nicht nur ihr Recht auf Nahrung, sondern schwächt auch das Immunsystem und beeinträchtigt damit ihr Recht auf Gesundheit. Wenn Kinder wegen Mangelernährung nicht mehr zur Schule gehen können, wird ihr Recht auf Bildung nicht erfüllt. Deswegen ist Mangelernährung eng mit jedem der 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung verwoben.
Was ist Mangelernährung?
Mangelernährung kann sich in verschiedenen Formen äußern: Unterernährung, Überernährung und Mikronährstoffmangel. Unterernährung bedeutet, dass ein Mensch über einen längeren Zeitraum weniger Energie zu sich nimmt, als er eigentlich benötigt, um sein eigenes Körpergewicht zu halten und sich gesund zu entwickeln. Mikronährstoffmangel bedeutet, dass ein Mensch nicht genug Nährstoffe wie Mineralstoffe oder Vitamine zu sich nimmt. Überernährung bedeutet, dass ein Mensch über einen längeren Zeitraum mehr Energie zu sich nimmt, als er eigentlich benötigt. Demnach ist Mangelernährung nicht gleichbedeutend zu Hunger. Denn wenn ein Mensch hungert, bekommt er weniger Naherung, als er eigentlich benötigt. Mehr Fragen rund um Mangelernährung beantworten wir hier.
COVID-19 verschärft die weltweite Ernährungskrise
Zwischen Klimawandel, Konflikten, Armut und fehlender Gesundheitsversorgung hat Mangelernährung komplexe Ursachen. Die COVID-19-Pandemie hat die angespannte Situation noch verschärft und könnte jahrzehntelange Fortschritte zunichtemachen, denn die Pandemie hat Lieferketten von Nahrungsmitteln durchbrochen und vielen Familien die Einkommensgrundlagen genommen. Darüber hinaus können medizinische Interventionen gegen Mangelernährung oft nicht mehr durchgeführt werden. Dadurch könnten die Fortschritte im Kampf gegen Mangelernährung rückgängig gemacht werden und 2022 zusätzlich mehr als 10 Millionen Kinder unterernährt sein.
2021 ist ein entscheidendes Jahr im Kampf gegen Mangelernährung
Die internationale Gemeinschaft muss entschlossen gegen Mangelernährung vorgehen und in diesem Jahr Ressourcen und politische Aufmerksamkeit für das Problem mobilisieren. Der sogenannte “Food Systems Summit” der Vereinten Nationen im September und der “Nutrition for Growth Summit” in Japan im Dezember bieten konkrete Anlässe für Regierungen, Geberländer, UN-Organisationen und die Zivilgesellschaft, um die globale Ernährungskrise zu thematisieren und zukünftige Fortschritte zu sichern. 2021 muss ein Aktionsjahr im für globale Ernährung werden.
Weil das Themengebiet schon lange unterfinanziert ist, werden zusätzlich zu den von der Weltbank geschätzten sieben Milliarden US-Dollar weitere 1,2 Milliarden US-Dollar benötigt, um die globale Ernährungskrise zu adressieren. Dabei muss ein besonderes Augenmerk auf langfristiger und flexibler Finanzierung liegen, die inklusiven Fortschritt und kritische Situationen in Konfliktgebieten priorisiert.
Nur mit nachhaltiger politischer Aufmerksamkeit und Finanzierung kann Mangelernährung bekämpft und damit ein Grundstein für die Erreichung der 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung gelegt werden. In diesem Aktionsjahr kann sich auch jede*r Einzelne dafür einsetzen: Unterschreiben Sie unsere Petition "Jedes Kind hat das Recht auf Nahrung"!