5,7 Millionen Kinder unter 5 Jahren leiden unter einer Hungerkrise
Zum ersten Mal in Jahrzehnten sind wieder mehr Kinder weltweit unterernährt. Covid-19, bewaffnete Konflikte und die Folgen der Klimakrise haben ihre Zahl auf einen globalen Höchststand getrieben. Dagegen muss jetzt gehandelt werden.

Durch bewaffnete Konflikte, die Corona-Pandemie und die Klimakrise stehen immer mehr Länder weltweit kurz vor einer Hungernot. So auch Syrien: Dort stieg die Zahl der an Hunger leidenden Bevölkerung zwischen 2019 und 2020 um 56 Prozent. Das bedeutet, dass zwei von drei Menschen in Syrien dringend Hilfe bei der Ernährungssicherung benötigen.
Nach Berechnungen von Save the Children drohen weltweit 5,7 Millionen Kinder unter fünf Jahren zu verhungern, wenn nicht schnell gegengesteuert wird. Die Geschichte von Hasna*, 23 Jahre alt, und ihrem Sohn Majed*, 20 Monate, gibt diesen Zahlen ein Gesicht. Die junge Mutter musste aus ihrem Zuhause im Nordosten Syriens fliehen und lebt nun in einem Camp für Geflüchtete. Als sie sah, dass ihr Sohn immer schwächer wurde, brachte sie ihn in ein Mutter-Kind-Zentrum, das Save the Children im Camp eingerichtet hat.
Hunger: Dramatische Langzeitfolgen für die Gesundheit von Kindern
Ohne genügend oder nahrhaftes Essen können sich Kinder nicht gesund entwickeln und sind von akuter Mangelernährung bedroht. Das kann das Wachstum hemmen oder sogar zum Tod führen und hat unumkehrbare Folgen für die körperliche und geistige Entwicklung eines Kindes.
Mit diesen Folgen hat auch die kleine Karma* zu kämpfen. Sie ist sechs Jahre alt und lebt mit ihren Eltern in einem Camp für Binnenvertriebene im Nordwesten Syriens. Als Baby hatte sie hohes Fieber, das aufgrund des zusammengebrochenen Gesundheitssystems in der konfliktgeprägten Region nicht behandelt werden konnte. Sie ist deswegen hörgeschädigt und sprachbehindert und kann daher nur schwer im ihrem Umfeld kommunizieren. Das hatte zur Folge, dass es ihr psychisch immer schlechter ging, sie ihren Appetit verlor und schließlich unterernährt war. Save the Children arbeitet mit Partnerorganisationen vor Ort zusammen, um Kinder wie Karma* zu unterstützen. Dadurch erhält sie etwa psychosoziale und gesundheitliche Betreuung, sowie ein Hörgerät, um ihren Zustand langfristig zu verbessern.

Grenzübergänge nach Syrien müssen für Hilfslieferungen geöffnet bleiben
Um den Menschen und vor allem den Kindern in Syrien in einer der schlimmsten humanitären Krisen der Welt zur Seite zu stehen, müssen Grenzübergänge für Hilfslieferungen aus dem Ausland geöffnet bleiben. Dies ist durch das baldige Auslaufen der sogenannten "Crossborder-Resolution" jedoch in Gefahr. In einem offenen Brief fordern wir die syrische Regierung gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen zu einer Verlängerung der Resolution auf.
Unsere Forderungen: Verlängerung der Syrien-Crossborder-Resolution
Ein Jahrzehnt Krieg haben in Syrien zu einer der schlimmsten humanitären Krisen der Welt geführt. 2021 werden dort schätzungsweise 13,4 Millionen Menschen humanitäre Hilfe benötigen. Davon leben rund 2,8 Millionen Menschen in Gebieten Nordsyriens, wo sie auf Hilfslieferungen aus dem Ausland angewiesen sind.
Im Jahr 2014 hat der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) die sogenannte "Crossborder-Resolution" verabschiedet. Diese Resolution ist die rechtliche Grundlage dafür, dass die UN ohne Zustimmung der syrischen Regierung bestimmte Grenzübergange für humanitäre Hilfslieferungen nutzen dürfen. Nachdem die Resolution zuletzt 2020 um ein Jahr verlängert wurde, läuft sie jedoch am 10. Juli 2021 aus.
Wenn sich die Mitglieder des UN-Sicherheitsrats nicht erneut auf eine Verlängerung einigen, würdedie grenzüberschreitende Hilfe komplett zum Erliegen kommen. Gemeinsam mit 27 Hilfsorganisationen fordern wir, dass die Resolution um mindestens 12 Monate verlängert wird und so Millionen Syrer*innen mit lebensnotwendigen Hilfsgütern erreicht werden.
Um den weltweiten Hunger zu beenden, muss die internationale Gemeinschaft zudem die Ursachen der Nahrungsmittel- und Ernährungskrise an der Wurzel packen. Das bedeutet: Die Schlichtung globaler Konflikte, die Bekämpfung des Klimawandels und den Aufbau widerstandsfähigerer Systeme und Gemeinschaften jetzt voranzutreiben.
*Name zum Schutz geändert