Afghanistan: „Einer der schlimmsten Orte, um ein Kind zu sein“
Die Zahl der Kinder, die humanitäre Hilfe benötigen, ist in diesem Jahr um mehr als 20 Prozent auf 149 Millionen gestiegen. In Afghanistan ist die Lage für Kinder besonders schlimm. Das geht aus einer Analyse von Save the Children zu den sieben größten Notsituationen für Kinder im Jahr 2022 hervor.

Eine Analyse des neuen Globalen Humanitären Überblicks der Vereinten Nationen ergab, dass im Jahr 2022 mehr als 149 Millionen Kinder in einer Notsituation lebten und humanitäre Hilfe benötigten, verglichen mit 123 Millionen Kindern im Jahr zuvor. Der Anstieg um 26 Millionen Kinder ist auf neue und langwierige Konflikte, den sprunghaften Anstieg des Hungers und die Klimakrise zurückzuführen. Laut der Analyse von Save the Children führt Afghanistan die Liste mit schätzungsweise 14 Millionen hilfsbedürftigen Kindern im Jahr 2022 an.
Konflikte und Klimakrise verschlimmern Not
Dies ist das Ergebnis eines Jahres, in dem Konflikte, die Klimakrise und die wirtschaftliche Verwüstung Leid für Millionen von Kindern auf der ganzen Welt verursachten. Afghanistan ist dicht gefolgt von der Demokratischen Republik Kongo, in der schätzungsweise 13,9 Millionen Kinder humanitäre Hilfe benötigen. Äthiopien, Jemen und Pakistan stehen ebenfalls auf einer von Save the Children erstellten Liste der sieben Notsituationen, in denen die meisten Kinder dringend auf lebenswichtige Leistungen wie Nahrungsmittel, sauberes Wasser, Unterkünfte und psychosoziale Unterstützung angewiesen sind.
Auch der zwölfjährige Temor* lebt in einer Notsituation in Afghanistan. Er, seine Mutter und jüngeren Geschwister leiden Hunger. Ihre Gemeinde liegt abgelegen im Norden des Landes und sie haben keinen Zugang zu sauberem Wasser, einer Klinik oder einer Schule. Wie die meisten Kinder in seiner Gemeinde, war Temor* noch nie in der Schule.
Hälfte der Bevölkerung hungert
Armut, Arbeitslosigkeit und Lebensmittelpreise sind in Afghanistan nach der Machtübernahme durch die Taliban im August 2021 sprunghaft angestiegen. Fast 50 Prozent der Bevölkerung - 18,9 Millionen Kinder und Erwachsene - hungern und brauchen dringend Unterstützung, um zu überleben. Eltern sind gezwungen, verzweifelte Maßnahmen zu ergreifen, um ihre Kinder zu ernähren, etwa sie von der Schule zu nehmen, sie zur Arbeit zu schicken und in einigen Fällen ihre Kinder zu verkaufen, um Schulden zu begleichen oder Geld zu bekommen, um Lebensmittel für ihre anderen Kinder zu kaufen.
Wir leisten seit 1976 Hilfe vor Ort
Save the Children leistet schon seit 1976 Hilfseinsätze in Afghanistan. Wir unterstützen Kinder und ihre Familien in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Kinderschutz, Ernährung und Existenzsicherung und haben seit der Wiederaufnahme unserer Hilfsprojekte im September 2021 mehr als 2 Millionen Menschen erreicht, davon mehr als eine Million Kinder.
Save the Children setzt Projekte Ende 2022 vorerst aus
Aufgrund der jüngsten Ankündigung der Taliban, dass Frauen nicht mehr für nationale und internationale Nichtregierungsorganisationen arbeiten dürfen, hat Save the Children seine Projekte vor Ort zunächst ausgesetzt. Die lebensrettende Arbeit unserer weiblichen Kolleg*innen ist absolut unverzichtbar und das angekündigte Beschäftigungsverbot für Frauen inakzeptabel. Wir fordern eine sofortige Rücknahme dieser Entscheidung, damit wir unsere wichtige Arbeit für die Kinder in Afghanistan fortsetzen können.
Bildung für alle Kinder in Afghanistan
Seit vergangenen Dienstag dürfen Mädchen und Frauen nicht mehr studieren. Damit verletzt die afghanische De-facto-Regierung das fundamentale Recht aller Kinder auf Bildung. Mit unserer Petition "Bildung für alle Kinder in Afghanistan" setzen wir uns dafür ein, dass Kinder in Afghanistan lesen, schreiben und rechnen lernen – jetzt und in Zukunft.
Bitte unterstützen Sie unsere Petition und kämpfen Sie gemeinsam mit uns für die Rechte der Kinder in Afghanistan – Danke!