Afghanistan: Gesundheits- und Nothilfe sind nur mit Frauen leistbar
Die Entscheidung der Taliban, dass Frauen nicht mehr für nationale und internationale Nichtregierungsorganisationen (NGOs) arbeiten dürfen, hat dramatische Folgen für Hilfsprojekte in Afghanistan. Ohne Frauen sind etwa Gesundheitszentren, Geburtsstationen, Nothilfe- und Schul-Angebote nicht mehr aufrecht zu erhalten. Somit musste Save the Children seine Projekte vor Ort zunächst aussetzen. Wir fordern die sofortige Rücknahme des Verbotes.

Auch für die Zukunft des Landes sei es unverzichtbar, so Westphal, dass Mädchen und Frauen Zugang zu Schul- und Universitäts-Ausbildung haben. Ohne sie sei das Gesundheits- und Schulsystem nicht zu sichern. Und die Menschenrechte gebieten es, dass alle Mädchen und Frauen das Recht auf Bildung erhalten.
Lage in Afghanistan bedrohlich
In Afghanistan sind alle Hilfsorganisationen nach dem Arbeitsverbot für Frauen derzeit gezwungen, ihre lebensrettende Arbeit auszusetzen. „Wir sind sehr besorgt“, sagt Nora Hassanien, stellvertretende Länderdirektorin von Save the Children in Afghanistan. „Von Hunger geschwächte Kinder sind anfälliger für lebensbedrohliche Krankheiten wie Cholera und können sich nicht mehr konzentrieren und lernen. Immer mehr Kinder müssen arbeiten oder werden frühverheiratet, um das Überleben der Familie zu sichern. Ohne unsere Kolleginnen ist es unmöglich, auf diese wachsende Not zu reagieren – vor allem, wenn es um Hilfe für Mädchen und Frauen geht.“
Extremer Hunger, Armut und Arbeitslosigkeit
In Afghanistan leiden heute mehr als doppelt so viele Menschen unter extremem Hunger als noch vor drei Jahren. Ihre Zahl stieg von 2,5 Millionen im Jahr 2019 auf 6,6 Millionen 2022.
Armut, Arbeitslosigkeit und Lebensmittelpreise sind in Afghanistan nach der Machtübernahme durch die Taliban im August 2021 sprunghaft angestiegen. Daher ist Hilfe vor Ort dringender denn je - und ein Aussetzen der Hilfsprojekte gefährdet weitere unzählige Menschenleben.
Wir sind seit über 40 Jahren vor Ort
Save the Children leistet bereits seit 1976 Hilfseinsätze in Afghanistan. Wir unterstützen Kinder und ihre Familien in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Kinderschutz, Ernährung und Existenzsicherung und haben seit der Wiederaufnahme unserer Hilfsprojekte im September 2021 knapp 4 Millionen Menschen erreicht, davon eine Million Mädchen und 1,2 Millionen Frauen. Und wir setzen alles daran, unsere lebensrettende Arbeit so schnell wie möglich wieder aufzunehmen.