Afghanistan weltweit mit am Stärksten von den Folgen der Klimakrise betroffen
Während bei der Weltklimakonferenz COP27 in Ägypten wiederholt zur Einhaltung der Klimaziele aufgerufen wurde, ist die Klimakrise für rund 70 Prozent der Kinder in Afghanistan bereits Realität. Immer mehr leiden an Mangelernährung und haben kaum Zugang zu sauberem Trinkwasser.
Mangelernährung und kaum sauberes Wasser
Etwa 27,8 Millionen Menschen in Afghanistan sind aufgrund ihrer Abhängigkeit von der Landwirtschaft verstärkt durch die Klimakrise bedroht. Im Sommer zerstörten verheerende Überschwemmungen 85.000 Hektar Ackerland und töteten 7.500 Nutztiere. Hinzu kommen Jahre extremer Dürre und eine tiefe Wirtschaftskrise, die die Lebensgrundlagen von Millionen Menschen zunichtegemacht haben. Immer mehr Kinder in Afghanistan leiden an Mangelernährung. Die Zahl der unter Fünfjährigen, die damit in Save the Childrens mobilen Kliniken eintreffen, ist im Vergleich zum Januar 2022 um fast 50 Prozent gestiegen. Die Ärzt*innen können der hohen Nachfrage kaum nachkommen.
Bei seiner letzten Projektreise nach Afghanistan traf unser Geschäftsführer Florian Westphal einen 18 Monate alten Jungen, der zum Schutz vor der Kälte in den Mantel seines Vaters eingewickelt war. „Der Kleine kam zum dritten Mal in die Klinik, er litt an schwerer Mangelernährung und weinte in einem fort, weil er Hunger hatte“, berichtet Florian Westphal. „An den meisten Tagen kommt nichts außer Fladenbrot und Wasser auf den Tisch, jetzt bekommt er zumindest regelmäßig therapeutische Nahrung und wird in der Klinik begutachtet. Das ist zu dieser Jahreszeit besonders wichtig, denn mit der zunehmenden Kälte gibt es wieder mehr Lungenentzündungen, die gerade für die Kleinen und Schwachen besonders schlimm sind.“
Kinder mehrfachen Bedrohungen ausgetzt
Auch der Zugang zu sauberem Wasser wird von Tag zu Tag schwieriger, was Kinder tödlichen Krankheiten wie etwa akutem Durchfall aussetzt. Eine kürzlich durchgeführte landesweite Untersuchung ergab, dass 80 Prozent der Haushalte in ländlichen Gebieten und 75 Prozent der Haushalte in den Städten nicht über genügend Wasser zum Trinken, Kochen und Baden verfügen. Infolge der Existenzängste vieler Familien nimmt auch die Kinderarbeit zu. Viele Eltern fühlen sich gezwungen, ihre Kinder aus der Schule zu nehmen, damit sie auf der Straße, in Fabriken oder Minen arbeiten und die Familie finanziell unterstützen.
Nach der Machtergreifung der Taliban im August 2021 hat Save the Children die Hilfe aufgestockt, um die wachsende Zahl von bedürftigen Kindern zu unterstützen. Die Hilfe erstreckt sich auf die Bereiche Gesundheit, Ernährung, Bildung, Kinderschutz, Unterkünfte, Wasser, sanitäre Einrichtungen und Hygiene sowie Ernährungssicherheit und Existenzsicherung. Save the Children hat seit September 2021 mehr als 3,3 Millionen Menschen, darunter 1,8 Millionen Kinder, erreicht. Doch diese Hilfe allein ist nicht genug, um Kindern in Afghanistan eine gute Zukunft zu ermöglichen. Auch Veranstaltungen wie die Weltklimakonferenz entscheiden mit darüber, wie gut Kinder für die Auswirkungen der Klimakrise gewappnet sind. Die Ergebnisse der COP27 zeigen, dass die Dringlichkeit immer noch nicht vollständig erkannt ist und weit mehr getan werden muss, um jetzige und zukünftige Generationen zu schützen.