Afghanistans Kinder leiden unter Kriegen der Erwachsenen
Kurz vor der Afghanistan-Konferenz in London wird angesichts der neuen Afghanistanstrategie vor allem über Zahlen gesprochen: Deutschland will 850 Soldaten mehr schicken. Die Entwicklungshilfe soll auf 430 Millionen Euro aufgestockt werden. 50 Millionen soll in Taliban-Aussteiger Programme investiert werden. Am Ende sind diese Zahlen vermutlich nicht entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg des internationalen Einsatzes in Afghanistan. In vielen Regionen Afghanistans, besonders in den abgelegenen ländlichen Gebieten, ist bisher nur wenig Hilfe angekommen.
Statt dessen pumpt die internationale Gemeinschaft Geld in die städtischen Zentren und dahin, wo ISAF Truppen stationiert sind. (Der größte Teil der deutschen Entwicklungshilfe soll nach Nordafghanistan fließen, dahin, wo die deutschen Truppen stehen.)
Save the Children fordert dagegen, dass sich die Entwicklungshilfe an den Nöten und Bedürfnissen der Menschen und nicht an militärstrategischen Fragen orientieren soll. „In vielen schwer zugänglichen, abgelegenen ländlichen Gebieten ist dringend Hilfe nötig“, sagt Sara Persson, Entwicklungshelferin von Save the Children in Afghanistan. Die 31 Jährige arbeitet seit knapp zwei Jahren in Afghanistan. Sie lebt in Kabul, bereist aber regelmäßig die Bildungs- und Gesundheitsprojekte von Save the Children, zum Beispiel Schulen in Dschalalabad oder Flüchtlingslager an der Grenze zu Pakistan.
Paradoxerweise bedeutet die Präsenz von Truppen in einer Region, nicht automatisch mehr Sicherheit für die Menschen und die Entwicklungshelfer. Im Gegenteil, sagt Sara Persson. „Wenn eine Mädchenschule gemeinsam mit Nato Truppe aufgebaut wird, ist sie viel eher Zielscheibe von Anschlägen. Eltern haben Angst ihre Kinder zur Schule zu schicken.“ Save the Children fordert deshalb eine strikte Trennung zwischen militärischem und zivilem Wiederaufbau.