Auf Projektreise in Myanmar
Mario Pilz ist Projektreferent von Save the Children und hat drei unserer Projekte in Myanmar besucht. Im Interview berichtet er von seinen Eindrücken.
1. Vor welchen Herausforderungen stehen die Menschen in Myanmar?
Mario Pilz: In Myanmar besteht das höchste Risiko für humanitäre Krisen in Nord- und Südostasien. Die Lage dort ist sehr komplex: Naturkatastrophen, Ernährungsunsicherheit, ethnische Spannungen und Staatenlosigkeit einiger Bevölkerungsgruppen verschärfen die wirtschaftlichen und sozialen Probleme im Land. Für viele bereits gefährdete Menschen kommt erschwerend hinzu, dass sie auf Grund ihres Geschlechts oder ihrer ethnischen und religiösen Zugehörigkeiten diskriminiert werden – wie beispielsweise die Rohingya-Minderheit.
Ein Drittel der Bevölkerung des Landes lebt in extremer Armut. All diese Aspekte haben schwerwiegende Auswirkungen auf die Situation der Zivilbevölkerung, besonders Frauen und Kinder leiden unter den Folgen.
2. Was macht Save the Children konkret, um die Situation zu verbessern?
Mario Pilz: Aus Deutschland fördert Save the Children gemeinsam mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und dem Auswärtigen Amt drei Projekte. Im Shan-Staat konzentriert sich unsere Arbeit vor allem auf sogenannte WASH-Aspekte, das heißt, dass wir den Zugang zu Trinkwasser und Sanitäranlagen für vertriebene Bevölkerungsgruppen verbessern.
Im Rakhine-Staat arbeiten wir daran, die humanitäre Widerstandsfähigkeit von binnenvertriebenen Kindern zu verbessern. Außerdem versuchen wir die Ernährungssituation durch verschiedene Maßnahmen zu stärken. Eines der Projekte wird in Partnerschaft mit Aktion gegen den Hunger realisiert.
3. Warum hast du die Projekte besucht?
Mario Pilz: Ich war gemeinsam mit meiner Kollegin Etta Klasing aus der Abteilung Finanzcontrolling in Myanmar – zum einen um die Arbeitsbeziehungen mit unseren Kolleg*innen vor Ort zu vertiefen – zum anderen um die weiteren Bedarfe in den Projekten zu erörtern. So können wir sicherstellen, dass die weitere Planung nicht an den Projekten vorbei stattfindet und wir ganzheitlich Unterstützung leisten können. Außerdem haben wir geprüft, ob interne Geberrichtlinien eingehalten wurden und mit den lokalen Mitarbeitern über ihre täglichen Herausforderungen gesprochen.
4. Welchen Herausforderungen stehen die Kolleg*innen vor Ort gegenüber?
Mario Pilz: In den Camps für interne Vertriebene in Myanmar gibt es einen anhaltenden Bedarf an humanitärer Unterstützung. Viele Menschen leben seit Jahren in Flüchtlingsunterkünften, wurden teilweise bereits mehrmals vertrieben. Leider unterliegen unsere Kolleg*innen vor Ort strengen Restriktionen, die immer wieder den Zugang zu Hilfsbedürftigen erschweren. Notwendige Genehmigungen müssen beispielsweise monatlich erneuert werden. Viele Projektgemeinden sind zudem schwer zu erreichen, da sie weit abgelegen sind. Gerade in der Monsunzeit sind Gebiete zeitweise komplett von der Außenwelt abgeschnitten.
5. Gibt es ein Erlebnis oder eine Begegnung, das/die dich besonders bewegt hat?
Mario Pilz: Mich haben vor allem die Willensstärke und die Kraft der Menschen beeindruckt, die auch nach mehreren Vertreibungen, anhaltender Unsicherheit, struktureller Ungerechtigkeit und wiederkehrenden Naturkatastrophen nicht den Mut verlieren, immer wieder neu anzufangen. Außerdem hatte ich die Möglichkeit, direkt mit Begünstigten aus unseren Projekten zu sprechen. Save the Children bildet einige von ihnen zu lokalen Trainer*innen aus und befähigt sie, in ihren Gemeinden über wichtige Themen zu sprechen und schwierige Inhalte zu vermitteln.