Blog: Weltlungenentzündungstag - Kampf um jeden Atemzug
Lungenentzündungen fordern jährlich mehr Leben als Malaria und Durchfall zusammen – obwohl die Krankheit leicht vermeidbar wäre, wenn alle Kinder Zugang zu Gesundheitsversorgung hätten. Am heutigen Weltlungenentzündungstag erinnert die Weltgesundheitsorganisation an eine Krankheit, die oft in Vergessenheit gerät.

Suleka wurde gerettet
Die drei Monate alte Suleka aus Kenia hat es geschafft. Eine rechtzeitige Behandlung gegen Lungenentzündung rettete ihr Leben. In staubigen, trockenen Umgebungen, wie in Sulekas Heimat Wajir, verbreiten sich die Erreger von Lungenentzündungen besonders schnell. Häufig infizieren sie Kinder, die bereits durch andere Krankheiten oder Mangelernährung geschwächt sind. Weil Sulekas Mutter ihre Tochter aufgrund der anhaltenden Dürre nicht ausreichend stillen konnte und das Mädchen nicht trinken wollte, wog auch Suleka lediglich 1,9 kg, als sie im Krankenhaus ankam. Sie hatte Schwierigkeiten zu atmen, war akut mangelernährt und litt unter Fieber, Durchfall und Erbrechen.
Weltweit häufigste Todesursache für Kinder unter fünf Jahren
Lungenentzündung zählt nicht nur zu den weltweit meist verbreiteten Krankheiten. Jede Minute sterben zwei Kinder an ihr. Das macht sie zu der führenden Todesursache von Kindern unter fünf Jahren, die mehr Leben fordert als Malaria und Durchfall zusammen.
Doch Lungenentzündungen müssen nicht tödlich enden, denn sie sind einfach vorbeug- und behandelbar. Früh diagnostiziert, kann die Krankheit mit Antibiotika, die nicht mehr als 35 Cent kosten, über einen Zeitraum von drei bis fünf Tagen bekämpft werden. Das setzt allerdings nicht nur Vorkenntnisse über die Symptome der Krankheit voraus, sondern auch, dass die notwendigen Medikamente vorhanden und bezahlbar sind. Die meisten Kinder, die heute an Lungenentzündungen sterben, haben durch ihren Wohnort oder ihre finanzielle Situation keinen Zugang zu der notwendigen medizinischen Grundversorgung.

Gesundheitsversorgung muss alle erreichen
Um Krankheiten wie Lungenentzündungen zu bekämpfen, müssen Regierungen deswegen sicherstellen, dass Gesundheitsversorgung alle erreicht. Erst kürzlich berichtete unser Kollege Dr. Binyam Gebru, Head of Health and Child Survival in Somalia, in diesem Zusammenhang von der Wirksamkeit gemeindebasierter Ansätze in der Gesundheitsversorgung. In Somalia bildet Save the Children auf freiwilliger Basis arbeitende Community Health Worker aus, um auch abgelegenen Gemeinden eine Basisgesundheitsversorgung zu ermöglichen. Mithilfe von einfachen Methoden diagnostizieren sie Krankheiten wie Lungenentzündungen, behandeln Kinder und stellen sicher, dass schwierige Fälle an medizinische Einrichtungen in der Umgebung überwiesen werden. Man schätzt, dass dieser Ansatz bis zu 70% aller durch Lungenentzündungen verursachten Tode verhindern könnte. Auch Sulekas Lungenentzündung wäre auf diese Weise früher erkannt worden.
Vor allem Kinder aus armen Verhältnissen betroffen
Lungenentzündung ist schon immer überwiegend eine Krankheit der Armut. Kinder aus armen Verhältnissen werden seltener geimpft, diagnostiziert oder rechtzeitig mit Medikamenten behandelt. In Ländern wie Burkina Faso oder Tschad haben Kinder, die beispielsweise an Lungenentzündungen erkranken und aus wohlhabenden Familien stammen, doppelt so häufig Zugang zu einer Gesundheitseinrichtung wie Kinder aus den ärmsten Haushalten. Und in Nigeria ist es für Kinder aus ärmeren Familien 15 Mal unwahrscheinlicher, lebenswichtige Impfungen zu erhalten.
Regierung muss in Gesundheit investieren
Um Lungenentzündungen zu bekämpfen und ein gesundes Leben für alle zu ermöglichen, müssen Regierungen sicherstellen, dass Gesundheitssysteme alle erreichen und bezahlbar sind. In unserer politischen Arbeit fordern wir die Bundesregierung daher dazu auf eine Priorität auf den Zugang von Kindern weltweit zu Gesundheitsversorgung zu legen, um ihr Recht auf Gesundheit zu verwirklichen. Dies kann sie beispielsweise tun durch die finanzielle Unterstützung für die Global Financing Facility (GFF), die es sich zum Ziel gesetzt hat, Regierungen dabei zu unterstützen, den Zugang zu Gesundheit und Ernährung von Kindern und Frauen durch Investitionen in Gesundheit zu verbessern.