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Publisher Save the Children19.04.2022

Blog: Wie Save the Children in Tansania geflüchteten Kindern aus Burundi hilft

Unsere Mitarbeiterin Krystelle Lochard aus dem Team Internationale Programme berichtet im Blogbeitrag von einem Projektbesuch in Tansania, wo wir seit 2015 Geflüchtete aus dem benachbarten Burundi unterstützen.

Von Dar es Salaam fliegen nur sehr kleine Flugzeuge nach Kigoma. Kigoma liegt am Tanganjikasee und ist die Hauptstadt der gleichnamigen Region im äußersten Westen Tansanias, unweit der Grenze zu Burundi. Touristen, die die Wildparks der Region besuchen wollen, fliegen gemeinsam mit Entwicklungshelfern. In dem Flugzeug, das ich vor ein paar Wochen bestieg, kam ein koreanischer Entwicklungshelfer mit einer Gruppe Safari-Touristen ins Gespräch. Die Franzosen waren sehr  überrascht, als sie erfuhren, dass ihr auserkorenes Reiseland seit 2015 schon mehr als 230.000 Geflüchtete aus Burundi aufgenommen hat. Mich hat jedoch kaum verwundert, dass die Touristen darüber nicht Bescheid wussten, denn die Krise in Burundi ist eine vergessene Krise – nur wenig wird darüber berichtet.

In Burundi kam es seit April 2015 immer wieder zu politisch, aber auch ethnisch motivierten Gewaltausbrüchen. Bei einer von der Opposition boykottierten Wahl im Juli 2015 hatte sich Staatschef Pierre Nkurunziza zum dritten Mal zum Präsidenten küren lassen, was die burundische Verfassung eigentlich nicht vorsieht. Proteste ließen nicht lange auf sich warten, wurden jedoch von Regierungssoldaten und der Polizei brutal niedergeschlagen. Seitdem sind nach UN-Berichten in Burundi viele Menschen gewaltsam ums Leben gekommen. Hunderttausende Bourani sind vor den blutigen Konflikten geflohen, ein Großteil ins benachbarte Tansania. Dort leben sie hauptsächlich in drei Flüchtlingscamps: Nduta, Nyarugusu und Mtendeli, alle in der Region Kigoma. Die meisten der Geflüchteten und Asylsuchenden sind Kinder unter 18 Jahren (56 Prozent).

Viele Kinder sind Opfer von Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung

In den Camps gibt es für sie kaum Schulunterricht; häusliche, sexuelle, geschlechtsbasierte Gewalt (SBGV) sind keine Seltenheit. Insbesondere gefährdet sind Kinder, die von ihren Familien getrennt wurden, sowie Kinder, die in Pflegefamilien leben. Sie erhalten so gute wie keine Unterstützung. Viele Kinder müssen in den Flüchtlingslagern oder in den umliegenden Aufnahmegemeinden arbeiten. Einige Mädchen prostituieren sich, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Letztlich sind in den Camps alle Kinder großen psychosozialen Belastungen ausgesetzt. Diese werden dadurch verstärkt, dass es nicht genügend Schutzräume für Kinder gibt, in die sie sich zurückziehen und in denen sie sich angemessen und sinnvoll beschäftigen können. Deshalb gehen schließlich auch viele Kinder einer illegalen Arbeit auf den Märkten oder den Farmen der Umgebung nach, womit sich das Risiko weiter erhöht, dass sie Opfer von Gewalt, Missbrauch oder Ausbeutung werden.

Schutz- und Spielräume zum Spielen und Lernen

Save the Children arbeitet seit Mai 2015 in den Camps Nyarugusu und Nduta und wird dabei seit 2016 vom Auswärtigen Amt unterstützt. Neben humanitärer Hilfe ist die Einrichtung von Schutz- und Spielräumen für Kinder eine zentrale Maßnahme, durch die Mädchen und Jungen vor körperlichem Schaden und psychosozialem Stress geschützt werden und die es ihnen ermöglicht zu lernen und sich zu entwickeln. Mehr als 18.000 Kinder erhalten in den Flüchtlingslagern Nduta und Nyarugusu so ein sicheres Umfeld, das sie vor psychosozialen Notlagen, Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung schützt.

Mich beeindruckt immer wieder die Schar von Kindern, die uns voller Freude entgegenlaufen, wenn wir im Flüchtlingscamp ankommen. In Gesprächen erfuhr ich, dass manche Kinder sich nicht trauen zum Schulunterricht zu gehen, weil sie nicht genug Kleidung haben, und weil zum Bespiel auch Seife fehlt. Dies konnten wir einfach lösen, indem wir T-Shirts und Hygiene-Kits zur Verfügung stellten. Es kam aber auch immer wieder vor, dass uns die Kinder von sehr schlimmen Erlebnissen berichteten. Um diese Traumata zu bewältigen, brauchen die Kinder viel Zeit. In den Schutz- und Spielräumen von Save the Children werden die Jungen und Mädchen von Fachpersonal begleitet. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich feststelle, dass wir ein wenig dazu beitragen, die Situation der Kinder und ihrer Familien zu verbessern. In Gesprächen mit burundischen Lehrern im Flüchtlingslager wird allerdings klar: Der größte Wunsch ist es, nach Brurundi zurückgehen zu können, sobald dort wieder Frieden und Sicherheit eingekehrt sind.

Zur Autorin: Krystelle Lochard betreut internationale Programme für Save the Children Deutschland unter anderem in Tansania. Zur Sicherung der Programmqualität besuchte Sie verschiedene Projekte in den Regionen von Kigoma und Songwe.

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