COP26: Was hat die UN-Klimakonferenz für Kinder weltweit erreicht?
Am Wochenende wurde bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow eine Abschlusserklärung unter Zustimmung aller teilnehmenden Regierungen verabschiedet. Dieses Ergebnis hat eine herausragende Bedeutung für Kinder und zukünftige Generationen, deren Leben ohne politisches Gegensteuern besonders stark von Klimafolgen geprägt sein wird. Inwiefern schützt das Ergebnis ihre Rechte?

Nach stundenlangen Verhandlungen stand endlich eine Abschlussdokument: Der "Glasgow Climate Pact" wurde am Samstag zum Ende der 26. Klimakonferenz verabschiedet. Zuvor hatten Tausende Delegierte zwei Wochen lang über Maßnahmen zum Schutz des Weltklimas und zur Anpassung an bereits jetzt unvermeidbare Folgen der Klimakrise diskutiert. An manchen Stellen hat die Weltgemeinschaft wichtige Fortschritte eingeleitet. Doch an anderen Stellen reichen die Maßnahmen nicht aus, um Kinderrechte nachhaltig zu schützen.
Kinder werden im Abschlussdokument mehrfach erwähnt
An mehreren Stellen beziehen sich die Regierungen auf Kinder und ihre Rechte, ebenso wie auf andere vulnerable Gruppen wie Frauen und indigene Völker. Dadurch wird indirekt ihre besondere Schutzbedürftigkeit vor Folgen der Klimakrise anerkannt – aber diese wird nicht direkt erwähnt. Die Erwähnung von Kindern im Abschlusstext ist zwar eine wichtige Grundlage für weiteren Fortschritt zu kindgerechter Klimapolitik, aber leider noch weit entfernt von der Anerkennung der Klimakrise als eine Kinderrechtskrise.
Dabei sind Kinder schon heute akut von Klimafolgen betroffen und werden mit einem immer wärmeren und instabileren Klima leben müssen. Die konsequente Anwendung eines kinderrechtlichen Ansatzes würde bedeuten, dass Kinder als aktive Inhaber*innen von Rechten und Ansprüchen auf eine gesunde Umwelt und ein gesundes Leben anerkannt werden, anstatt sie nur als passive Empfänger*innen zu betrachten.

Versprechen zu Anpassungsmaßnahmen bleiben unerfüllt
Ein im Jahr 2020 geborenes Kind wird mehr als doppelt so viele Missernten erleben wie eine Person, die 1960 geboren wurde – in manchen Regionen wie Nordafrika sogar vier Mal so viele. Die Realität der Klimakrise, die sich jetzt schon in Dürren, Überschwemmungen und Hungerkrisen zeigt, macht Anpassungsmaßnahmen an diese Folgen zu einer Priorität für die Kinder von heute. Hierfür und für stärkeren Klimaschutz hatte die Weltgemeinschaft jährlich 100 Milliarden US-Dollar an ärmere Länder versprochen – doch dieses Ziel wurde bisher nicht erreicht und Anpassung kommt bei den Ausgaben noch immer zu kurz. Der Glasgow-Pakt erkennt immerhin an, dass dies problematisch ist und fordert Industrieländer auf, ihr Versprechen zu erfüllen. Jedoch fehlt ein konkreter Plan, wie dieses Finanzierungsziel erreicht und wie eine bessere Balance zwischen Klimaschutz und -anpassung gewährleistet werden soll.
Wie diese Finanzierung eingesetzt werden kann, um Kinder nachhaltig zu schützen, zeigen wir in unserem Bericht "Kinderrechte in der Klimakrise: Gesundheit und Ernährung": Diese Gelder können zum Beispiel für die Einrichtung von krisenfesten Gesundheitssystemen genutzt werden, damit sie klimabedingten Naturkatastrophen standhalten. Hunger und Mangelernährung werden durch die Klimakrise schon jetzt verstärkt, sodass Landwirtschaft und Versorgungsketten klimafest werden müssen. Voraussetzung für diese Maßnahmen ist die Verfügbarkeit von Klimafinanzierung.
Klimabedingte Verluste und Schäden: Eine verpasste Chance
Die Klimakrise führt bereits heute zu Verlusten und Schäden an Ökosystemen und den Lebensgrundlagen von Menschen weltweit, wenn zum Beispiel Flüsse austrocknen, Böden unfruchtbar werden und der steigende Meeresspiegel Land zerstört. Hieraus ergibt sich die Frage, wer für diese Schäden haftet und zu Entschädigung beiträgt. Denn aktuell fällt die Last stark auf die Menschen vor Ort, deren Lebensgrundlagen verschwinden, obwohl sie selbst am wenigsten zum Ausstoß von Treibhausgasen beigetragen haben. Das Leben von Kindern wird maßgeblich von solchen klimabedingten Schäden geprägt sein und es ist daher ein Gebot der Generationengerechtigkeit, dass Industrieländer einen Beitrag zur Entschädigung dieser Verluste leisten sollten. Dieses Themenfeld wurde bei der UN-Klimakonferenz aber leider nicht gründlich genug behandelt: Um das Problem zu lösen, müssten zeitnah neue Finanzierungsmechanismen zum Ausgleich geschaffen werden.

Beteiligung von Kindern und Jugendlichen bleibt oberflächlich
Kinder und Jugendliche konnten bei der UN-Klimakonferenz zwar präsent sein und sich an Diskussionen beteiligen. So hat Save the Children zum Beispiel Begleitdiskussionen mit jungen Aktivist*innen organisiert, sodass sie über Klimafolgen in ihrem Leben und ihre Wünsche berichten können. Bei Jugendkonferenzen im September und Oktober konnten Jugendliche außerdem ihre Forderungen zum Ausdruck bringen. Allerdings konnten viele wegen der Reisebeschränkungen nicht nach Glasgow reisen. Insgesamt war die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an offiziellen Diskussionen und Hintergrundverhandlungen gering, obwohl hier über ihre Zukunft entschieden wurde.
Im Abschlussdokument wurden ihre Äußerungen nicht ausreichend berücksichtigt. Die Ergebnisse der Jugendkonferenzen werden zwar begrüßt, aber es gibt keinen Mechanismus, um sie in Klimapolitik zu integrieren, und viele ihrer ehrgeizigen Forderungen wurden ignoriert. Diese punktuelle Beteiligung reicht nicht aus, denn Kinder haben ein Recht auf eine gesunde und geschützte Zukunft und müssen dieses auch in Anspruch nehmen können. Damit Klimapolitik zukünftig kindgerecht gestaltet wird und die Rechte von Kindern beachtet werden, müssen Kinder und Jugendliche über feste Mechanismen in Klimapolitik eingebunden werden, und ihre Rechte müssen in Entscheidungsprozessen handlungsleitend werden.
Kinder vor Klimafolgen schützen und politische Beteiligung ermöglichen – das fordern wir mit unserer Petition "Die Klimakrise ist eine Kinderrechtskrise". Jetzt unterschreiben!