"Das Wetter ist merkwürdig"
Dort, wo im vergangenen Jahr der Zyklon „Idai" ganze Landstriche verwüstete, haben die Menschen nun mit Starkregen und Schädlingsbefall zu kämpfen. Das ist kein Zufall, sondern ihre neue Realität: ein Leben unter den Vorzeichen der Klimakrise.
Schon auf dem Weg nach Chinete lassen steile Anstiege, rauer Wind und holprige Pisten erahnen, dass diese Route nicht oft befahren wird. Die Gemeinde, in der unsere Mitarbeiter*innen helfen, ist im wahrsten Sinne des Wortes abgelegen. Rund 800 Familien leben hier. Ihre Häuser stehen verstreut, die meisten wurden notdürftig wiederaufgebaut, nachdem die schweren Wirbelstürme des letzten Jahres in Mosambik für Überschwemmungen gesorgt hatten.
Alles verloren
Fernando*, Vater einer siebenköpfigen Familie, erinnert sich. Dem ersten Schock über das Ausmaß der Verwüstung folgte die Erkenntnis: Alle Lebensmittel, der ganze Anbau auf den Feldern, sind verloren. Und bis zur nächsten Erntesaison dauert es noch ein ganzes Jahr. „Ein paar Tage später kam Save the Children und hat uns Essen und Kleidung gegeben, einen Monat lang. Währenddessen habe ich unser Haus aus den herumliegenden Trümmern wiederaufgebaut“, erzählt Fernando*, den vierjährigen Armando* auf seinem Schoß.
Mehr als Nothilfe
Doch damit nicht genug. Unser Projekt in vier Provinzen Mosambiks geht weit über die Nothilfe hinaus. Projektmanager Atanásio Sambique erklärt: „Jetzt arbeiten wir daran, Chinete zu einer klimaresilienten Gemeinde zu machen.“ Denn es ist kein Zufall, wie schwer es für die Menschen weiterhin ist, eine gute Ernte einzufahren. Weil „das Wetter merkwürdig ist“, wie Fernando* es formuliert. Es ist die spürbare Erwärmung der Erde, die vor allem im Osten und Süden Afrikas immer stärkeren Einfluss auf das tägliche Leben der Kinder und ihrer Familien hat. Ernten bleiben aus, Mangelernährung ist weit verbreitet und Armut allgegenwärtig. „Wir können uns auf nichts verlassen“, sagt Fernando*.
Klimaresilienz
„Klimaresilient“ zu sein, bedeutet, trotzdem Wege für eine stabile Lebensgrundlage zu finden. Im ersten Schritt haben unsere Mitarbeiter*innen Saatgut und Werkzeug verteilt. Doch auch diese Hilfe verschonten die Wetterextreme nicht. Fernando* erzählt, dass er Pflanzensamen für Mais, Bohnen und Sesam, eine Sichel und eine Hacke bekommen hatte. Aber nachdem er alles eingepflanzt hatte, kam Starkregen und fast alles war zerstört. Was sich retten ließ, bekam die Dürre zu spüren: „Der späte Regen in diesem Jahr war auch ein Problem. Als er kam, konnte der ausgetrocknete Boden das Wasser nicht aufnehmen und die Ernte war überflutet. Fast alle Pflanzen waren ruiniert.“ Zu viel oder zu wenig: Alles dreht sich hier ums Wasser.
Wappnen für die Zukunft
Aber: Wie man die künftige Ernte unter diesen Bedingungen schützen kann, lässt sich lernen. „Ein Teil unserer Arbeit ist es, den Menschen zu zeigen, wie sie mit Starkregen umgehen können. Wenn man Gräser oder andere große Pflanzen zwischen die Aussaat setzt, können sie zusätzliche Feuchtigkeit aufnehmen“, erklärt Atanásio von Save the Children. Und dann sind da noch die vielen Pflanzenschädlinge, gegen die wir gemeinsam mit den Menschen vor Ort eine Lösung gefunden haben.
Maria*, die auch an den Schulungen teilnimmt, ist sicher: „Das hatten wir vorher nicht. Die vielen Insekten und Schädlinge sind hier wegen des unnormalen Wetters. Ich benutze Waschpulver, damit sie unsere Ernte nicht fressen.“ Zurzeit funktioniert das gut, bei anderen auch mit Asche, Chilis und Tabak. So stärken unsere Trainings die Menschen: Sie geben Hilfestellungen und bringen die Bewohner*innen von Chinete zusammen. Sie bekommen die Chance, sich gemeinsam auf die zehrenden Wetterwechsel vorzubereiten. Es gibt Ideen und Möglichkeiten, den Anbau vor den Naturgewalten zu schützen und das tägliche Essen zu sichern – der Austausch darüber ist entscheidend und fördert die Widerstandsfähigkeit. Nicht nur in Chinete, sondern überall dort, wo sich die Klimakrise schon heute ganz konkret auf Kinder und ihre Familien auswirkt.
Wir fordern das Recht auf Nahrung für jedes Kind!
Die Klimakrise zählt neben Krieg und Corona-Pandemie zu den größten Hungertreibern, denn weltweit sind klimabedingte Katastrophen für 80 Prozent aller Ernteausfälle verantwortlich. Es ist ein Skandal, dass im 21. Jahrhundert noch immer der Wohnort, die Herkunft oder die finanzielle Situation der Eltern darüber entscheidet, ob ihr Kind genug zu essen hat und sich gesund entwickeln kann. Entwicklungsminister Dr. Gerd Müller betont immer wieder: Eine Welt ohne Hunger ist möglich. Wir finden: Taten sagen mehr als Worte! Die Bundesregierung muss Hunger und Mangelernährung jetzt konsequent bekämpfen!