Die Hungerkrise leert Schulen
„Ich wäre gerne weiter zur Schule gegangen, aber das ist mit einem leeren Magen unmöglich“, erzählt der fünfzehnjährige Hassane Issa. Um sich und seine Familie zu ernähren, ging er alleine nach Niamey, der Hauptstadt von Niger, und putzt dort nun Schuhe für 46 Dollar im Monat.
So wie Hassane geht es derzeit vielen Kindern in Niger. Nach Schätzungen des nigrischen Bildungsministeriums mussten 45.000 Kinder dieses Jahr aufgrund der Hungerkrise die Schule verlassen. “Im März fehlten dutzende Kinder in meiner Klasse”, sagt Ali Moussa, ein Lehrer aus Gouré. „Und diese Kinder sind bis heute nicht zurückgekehrt.“
Nur wenige Wochen nach der Ernte, waren die Vorräte vieler Familien erschöpft. Seit Dezember 2011 zwingt die Hungerkrise zahlreiche Familien, ihre Dörfer zu verlassen und sich an Orten anzusiedeln, die Arbeit oder eine bessere Ernte versprechen. Laut einer Untersuchung der Regierung im November 2011 sind mehr als 4.5 Millionen Nigrer davon betroffen.
Die nationalen Migrationen treffen das Bildungssystem stark. Die Schulen in den Regionen Gouré und Tanout, die am stärksten von der Lebensmittelknappheit betroffen sind, stehen fast leer. Auch der dreizehnjährige Mamane Sani wanderte mit seinen Eltern in die Hauptstadt Zinder. Zuvor besuchte Sani die Schule, heute arbeitet er als Dienstbote für eine große Familie. Jeden Morgen, während andere Kinder im Klassenzimmer sind, verkauft Sani zudem Gewürze auf der Straße.
Um dem entgegen zu wirken, öffnete die Regierung Kantinen für Schüler in Gebieten, die besonders schlimm von der Hungerkrise betroffen sind. Auch Dank der Verteilung von kostenlosen Nahrungsmitteln durch Save the Children, internationale NGOs und lokale Vereine konnte die Landflucht verlangsamt werden. „Gäbe es diese Hilfe nicht, würden die Schulen komplett leer stehen.“, sagt Amadou Boukari, Mitglied des Schulverwaltungsrats in Gouré. (Quelle: reliefweb)
Auch in anderen Ländern der Sahelzone wirkt sich die Hungerkrise negativ auf die Bildung aus. Insgesamt 364.968 Menschen befinden sich derzeit auf der Flucht. In Mali verteilten Mitarbeiter von Save the Children daher bereits 1.500 Bildungs-Kits an vertriebene Kinder sowie 30 Erholungs-Kits an Lehrer in Bamako. Zudem wurden 3200 Studenten-Kits, 100 Lehrer- und 60 Erholungs-Kits zur Verteilung bereitgestellt.