Drohende Hungerkrise in der Sahelzone
Dem westafrikanische Land Niger sowie vielen der angrenzenden Länder droht aktuell eine Hungerkrise, wie sie seit dem letzten halben Jahr am Horn von Afrika zu beobachten ist. Die sich in nur einem Jahrzehnt nun schon zum dritten Mal wiederholende Dürre in der Sahelzone bedroht akut das Leben von 5,5 Millionen Menschen – die Hälfte von ihnen sind Kinder.
Schlechte Ernten und das daraus resultierende Ansteigen der Lebensmittelpreise gefährden eine ausreichende Lebensgrundlage für die Menschen in Niger. Die Instabilität in den Nachbarländern beeinträchtigt den grenzüberschreitenden Handel inzwischen derart, dass viele der Hauptnahrungsmittel nicht importiert werden können. Niger hat ohnehin eine der höchsten Kindersterblichkeitsraten weltweit. Jedes sechste Kind stirbt noch vor seinem fünften Geburtstag – die Hälfte von ihnen an chronischer Unter- und Mangelernährung. Diese Mangelernährung direkt zu vermeiden ist wesentlich günstiger, als Menschen während einer akuten Krise in Nothilfezentren mit teuren Behandlungen zu versorgen.
Ein verantwortlicher Mitarbeiter vor Ort warnt:”Die Prognosen für den Niger sind schlecht. Kinder sind immer die Ersten, die unter den tödlichen Folgen von Hunger und Mangelernährung leiden. Wenn wir jetzt handeln, können wir das unnötige Sterben von tausenden von Kindern verhindern – die Möglichkeit diese Krise abzuwenden wird jedoch nicht mehr lange bestehen. Wenn wir warten, bis Kinder sterben, wird es schon zu spät sein.”
Verschiedene Studien weisen auf bereits sichtbare Auswirkungen der Krise in manchen Teilen von Niger hin: Kinder werden aus der Schule genommen und zur Arbeit geschickt, um zusätzlich Geld für Nahrungsmittel zu verdienen und Familien werden getrennt, da Eltern große Entfernungen zurücklegen müssen, um Arbeit zu finden.
Wie wichtig es ist, so früh wie möglich auf drohende Krisen zu reagieren und zu versuchen, diesen so gut es geht entgegenzuwirken, ist auch Thema des im Januar von Save the Children und Oxfam veröffentlichen Berichts “A Dangerous Delay – The cost of late response to early warnings in the 2011 drought in the Horn of Africa”.
Zahlreiche Hilfsorganisationen warnten frühzeitig vor der Hungerkrise am Horn von Afrika – eine Reaktion auf diese Frühwarnung auf internationaler Ebene kam dennoch viel zu spät. Frühe Warnungen ernst zu nehmen und ihnen entsprechend präventiv zu handeln, bevor Kinder sterben, ist nun auch hinsichtlich der aktuellen Situation in Niger von großer Bedeutung. Die Hungerkatastrophe vom Horn darf sich in der westafrikanischen Region nicht wiederholen und dennoch ist auch hier der Notstand bereits erschreckend weit fortgeschritten.
Save the Children ist in Niger bereits vor Ort und arbeitet an der Eingrenzung der sich anbahnenden Hungersnot. Im vergangenen Jahr konnten wir mit unseren Hilfsmaßnahmen mehr als 500.000 Kinder im Land erreichen; in den kommenden Monaten soll diese Zahl auf 1,3 Millionen ansteigen.