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RohingyaPublisher Save the Children16.03.2023Rohingya

Fünf Jahre Rohingya-Verfolgung: Familien leben in Angst

Fünf Jahre, nachdem mehr als 750.000 Rohingya vor der Gewalt in Myanmar über die Grenze nach Bangladesch fliehen mussten, leben die Geflüchteten weiter in Angst. Die meisten von ihnen wohnen in dem weltweit größten Geflüchtetencamp in Cox’ Bazar, wo sie sich laut einer neuen Umfrage von Save the Children nicht sicher fühlen.

Das Foto zeigt drei Brüder, die im Geflüchtetencamp in Cox's Bazar im südöstlichen Bangladesch leben. Sie flohen 2017 mit ihrer Familie vor der Gewalt in Myanmar.

Rund 926.000 Angehörige der Rohingya aus Myanmar leben laut UNHCR derzeit in Bangladesch. Die meisten von Ihnen flohen im August 2017 vor den Gewaltausbrüchen und staatlicher Verfolgung in ihrem Heimatland. Der Großteil von ihnen suchte Zuflucht im Distrikt Cox’s Bazar im südöstlichen Bangladesch, wo sich das derzeit größte Geflüchtetencamp der Welt befindet. 

In einer aktuellen Erhebung, bei der Save the Children fast 300 Rohingya in den Camps in Cox’s Bazar befragte, sagten die Hälfte der Kinder, dass sie unglücklich seien. Fast 80 Prozent der Jungen und Mädchen erzählten, dass sie manchmal, meistens oder ständig deprimiert und gestresst sind. Bei den Eltern und Betreuungspersonen sind es bis zu 96 Prozent. Ein Vater, der mit seinen Kindern in Cox’s Bazar lebt, erzählt:

Wir leben seit fünf Jahren mit Einschränkungen und Gefahren in diesem Exillager - genau wie in Myanmar. Wir haben keine Kraft mehr, dieses schreckliche Leben zu ertragen.

Familien in großer Sorge

Viele Familien kämpfen in den Camps ums Überleben, weil die Preise für lebensnotwendige Mittel stetig steigen und es kaum Einkommensmöglichkeiten gibt. Die Befragten äußerten außerdem, dass sie besonders besorgt über die mangelnde Bildung und Sicherheit in den Camps sind. Drei Viertel von ihnen nannten fehlende Bildung als eine ihrer größten Sorgen. Die Corona-Pandemie und Lockdowns führten außerdem dazu, dass weniger humanitäre Organisationen vor Ort waren und die Camps folglich unsicherer wurden. Ein junger Mann erzählt:

Vor ein paar Jahren fühlte ich mich sicherer, weil die Gangs nicht so aktiv waren wie heute. Die Sicherheitsbehörden übernahmen damals mehr Verantwortung.

Zunehmende Fälle von Frühverheiratung

Auch die Fälle von Frühverheiratungen häufen sich, denn einige Familien sehen keinen anderen Ausweg aus ihrer Not als ihre Kinder zu verheiraten. Mehr als 70 Prozent der Familien gaben an, dass sie von einem Kind wissen, das im vergangenen Monat verheiratet wurde. 

Rohingya wünschen sich Rückkehr in ihre Heimat

Die meisten Rohingya wünschen sich, in ihre Heimat zurückkehren zu können. Doch die Gewalt in Myanmar gegen Angehörige der muslimischen Minderheit hält an. Onno van Manen, der Länderdirektor von Save the Children in Bangladesch sagt: 

Sie werden weiter verhaftet und inhaftiert […] und ihnen werden die Staatsbürgerschaft und grundlegende Rechte verweigert. Sie sind von medizinischer Versorgung, Bildung und Arbeit abgeschnitten. Die Rohingya können erst nach Hause, wenn die Ursachen für ihre Vertreibung beseitigt sind. Bis dahin müssen wir mehr tun, um sie zu schützen – angefangen damit, dass wir unsere Hilfe aufstocken.

Save the Children fordert Rechte für Rohingya

Save the Children fordert die Staatengemeinschaft, nationale Regierungen und die Regierung von Bangladesch auf, die Unterstützung für die Rohingya dringend zu verstärken und ihnen einen legalen Status, Bildung und Arbeitsmöglichkeiten zu eröffnen.

Die Welt mag ihre Aufmerksamkeit auf andere Krisen richten, aber selbst fünf Jahre nach ihrer Flucht wachsen knapp eine halbe Million Rohingya-Kinder in überfüllten Lagern auf. Diese Kinder zeigen besorgniserregende Anzeichen von Depressionen und Angstzuständen. Und da sie kaum Bildungschancen haben, verlieren sie jede Hoffnung auf ein besseres Leben.

Onno van Manen, Länderdirektor von Save the Children in Bangladesch

Ihre Hilfe zählt

Seit der Konflikt 2017 eskalierte, hat Save the Children über 600.000 geflüchtete Rohingya unterstützt. Unsere Teams vor Ort verteilen Nahrungsmittel, Hygienesets sowie Lehrmaterial in den Camps und stellen medizinische Hilfe sowie psychosoziale Unterstützung bereit. Die Rohingya-Kinder und ihre Familien brauchen dringend weiterhin Hilfe, denn ihre Situation bleibt dramatisch. Bitte unterstützen Sie uns mit einer Spende, damit wir unsere wichtige Arbeit für Rohingya-Kinder fortsetzen können – danke!

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