G20-Gipfel: Entwicklungspolitische Ziele endlich angehen
Der G20-Gipfel steht vor der Tür. Am 30. und 31. Oktober wollen sich Regierungschef*innen der G20-Staaten treffen, um gemeinsam Lösungen für große entwicklungspolitische Herausforderungen unserer Zeit zu finden. Auf der Agenda stehen unter anderem die gerechte Verteilung von Impfstoffen, Pandemiereaktion, -vorbereitung und -prävention sowie die Stärkung von Gesundheitssystemen weltweit.
Auch die nachhaltige finanzielle Unterstützung von ärmeren Ländern, Bildung sowie globale Maßnahmen gegen den Klimawandel sind Thema beim Gipfel. All diese Punkte liegen nicht erst seit gestern auf dem Tisch. Und trotzdem setzen sich Industrieländer zu wenig ein und sind – wie etwa die globale Impfstoff-Verteilung zeigt – selbst Teil des Problems.
Industriestaaten lassen ärmere Länder im Stich
Viele Industrieländer haben bislang zu wenig getan, um den gerechten Zugang zu Covid-19-Impfstoffen zu sichern. Im Gegenteil: Sie haben dieses Ziel durch nationalistisches Horten des Impfstoffs sogar noch untergraben. Aktuelle Zahlen zeigen zum Beispiel, dass auf dem afrikanischen Kontinent bisher nur 4,5 Prozent der Menschen vollständig geimpft sind. Zum Teil deckt dies noch nicht einmal eine Impfung von Risikogruppen oder des besonders gefährdeten Gesundheitspersonals ab. Währenddessen haben alle G20-Staaten bereits eine Impfquote von mindestens 40 Prozent erreicht. Damit lassen Industriestaaten viele Menschen auf der ganzen Welt im Stich.
Gerechte Impfstoffverteilung ist möglich und nötig
Es ist höchste Zeit, dass ein weltweit gerechter Zugang zu Covid-19-Impfstoffen Wirklichkeit wird, damit alle, und ganz besonders die am meisten gefährdeten Länder, ihre Bevölkerungen schützen können. Die Länder, die den Großteil des weltweiten Impfstoffangebots aufgekauft haben, müssen überschüssige Dosen sofort umverteilen. Dabei gilt es auch, diese Dosen möglichst schnell zu liefern. Bisher ist nur ein Bruchteil der bisher zugesagten Impfdosen bei den Bevölkerungsgruppen und Menschen angekommen, die diese am nötigsten brauchen.
Gesundheitssysteme weltweit stärken
Darüber hinaus müssen die G20-Staaten Gesundheitssystemen weltweit stärken, auch durch Aufstockung ihrer finanziellen Mittel. Dies ist sowohl für die globale Verteilung der Covid-19-Impfstoffe aber auch zur Vorbereitung auf künftige Notlagen im Gesundheitswesen wichtig. Es ist aber vor allem essenziell, damit alle Menschen Zugang zu Gesundheitsversorgung haben. Denn Covid-19 hat dazu geführt, dass gerade ärmere Länder ihre ohnehin schon knappen Ressourcen in die Bekämpfung des Virus gesteckt haben. Dadurch wurden andere verheerende Infektionskrankheiten wie Aids, Tuberkulose oder Malaria stark vernachlässigt. Die Todesfälle, die indirekt durch Covid ausgelöst werden, könnten in vielen Ländern höher sein als die, die Covid-19 selbst verursacht.
Besonders betroffene Länder finanziell entlasten
Die G20-Staaten müssen auch dringend ärmere Länder finanziell entlasten, denn diese wurden durch Covid-19 am härtesten getroffen. Viele von ihnen haben so viele Schulden angehäuft, dass sie diese nicht mehr allein tragen können. Dadurch ist es ihnen nicht möglich, in wichtige Dienstleistungen im Bereich Gesundheit, Ernährung, Bildung oder soziale Sicherung - insbesondere für Kinder - zu investieren.
Dadurch ist die Zahl der Kinder unter fünf Jahren, die weltweit an Hunger leiden auf 5,7 Millionen gestiegen. Fortschritte von Jahren werden damit zunichte gemacht.
Regierungschef*innen müssen jetzt handeln
Der G20-Gipfel ist ein entscheidender Moment, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Dabei gilt es hier nicht nur den Verlauf der Pandemie zu ändern und widerstandsfähigere, nachhaltigere und gerechtere Gesundheits- und Ernährungssysteme zu erreichen. Es gilt auch, Schritte dafür zu ergreifen, dass jedes Kind weltweit sein Recht auf Bildung, soziale Sicherung und Beteiligung an politischen Entscheidungsprozessen wahrnehmen kann. Dafür müssen die G20-Staaten über bloße Rhetorik hinausgehen und ehrgeizige und dringend nötige Maßnahmen ergreifen.