Gesundheit für alle – ohne Impfungen unmöglich
Wie sähe eine Welt ohne Impfstoffe aus? Eine Frage, die besonders durch das Corona-Virus an Bedeutung gewinnt. Während ein Impfstoff gegen COVID-19 nach wie vor gesucht wird, haben weltweit zahlreiche Menschen keinen Zugang zu Routineimpfungen, die sie vor Krankheiten wie Masern oder Lungenentzündungen schützen. Bis zum 30. April feiern wir und viele andere mit der Weltgesundheitsorganisation WHO die Weltimpfwoche, die dieses Jahr so relevant ist wie nie zuvor.
Najma ist 10 Jahre alt und lebt mit ihrer Mutter Nura, ihrem Vater Pile und ihren Geschwistern in einer abgelegenen Region von Somali in Äthiopien. Die Gemeinde, in der sie lebt, liegt weit von medizinischen Einrichtungen und Schulen entfernt. Ziegen, Schafe und Kamele ziehen umher, auch wenn viele Herden durch die langanhaltende Dürre massiv geschrumpft sind. Für Najmas Familie ist jeder Tag ein Kampf ums Überleben.
Impfungen sind wichtigste Form der Gesundheitsversorgung
In den abgelegenen Gemeinden in Somali gehören Präventionsmaßnahmen wie Impfungen zu den wichtigsten Formen der Gesundheitsversorgung. Noch heute sterben in Äthiopien rund 55 von 1.000 Kindern vor ihrem 5. Geburtstag. Zum Vergleich: In Deutschland sind es durchschnittlich 3,7 Kinder. Zu den häufigsten Todesursachen in Äthiopien, aber auch zahlreichen anderen Ländern, zählen vermeidbare Krankheiten wie Masern oder Lungenentzündungen. Impfungen können diese Krankheiten vorbeugen und zählen zu den wichtigsten Maßnahmen, um Epidemien zu verhindern. Sie retten jedes Jahr Millionen Menschenleben und zählen zu den erfolgreichsten und kosteneffektivsten Gesundheitsmaßnahmen. Doch insbesondere Familien, die wie Najmas weit von Gesundheitseinrichtungen entfernt leben, haben kaum Zugang zu Impfungen. Sie sind darauf angewiesen, dass Gesundheitsmitarbeiter*innen ihr Dorf besuchen.
Impfprogramme oft überlebenswichtig
Im Rahmen eines Gesundheitsprogrammes von Save the Children erhielten Najmas kleinen Geschwister wichtige Routineimpfungen, die sie vor Krankheiten wie Masern schützen.
Obwohl die Impfraten in den letzten Jahren weltweit deutlich gestiegen sind werden immer noch zu viele Kinder zurückgelassen. Oft sind es genau diejenigen, die ohnehin besonders gefährdet sind – Kinder, die von Konflikten, Armut oder anderen Formen von Ungleichheiten betroffen sind. Allein 2018 hatten laut Angaben der WHO 20 Millionen Kinder weltweit – davon 872.828 Kinder in Äthiopien – keinen Zugang zu Impfungen.
Wie wichtig dieser Zugang ist, macht besonders die aktuelle Corona-Pandemie deutlich. Der globale Ausbruch des Corona-Virus veranschaulicht, wie schnell sich Infektionskrankheiten ausbreiten können, wenn kein Impfstoff zur Verfügung steht. Während wir es durch das Corona-Virus erleben, gilt das für benachteiligte Kinder in vielen Ländern auch für viele hoch ansteckende Krankheiten, für die es bereits wirksame Impfstoffe gibt – zum Beispiel Masern. Weil auch heute zahlreiche Menschen noch keinen Zugang zu Impfstoffen haben, gefährden vermeidbare Krankheiten jedes Jahr viele Menschenleben, vor allem von Kindern.
Corona verschlimmert Situation
Diese Situation wird sich durch die Corona-Pandemie weiter verschlimmern. Ungleichheiten im Zugang zu Gesundheitsdiensten, einschließlich Routineimpfungen und medizinischer Grundversorgung, drohen sich zu verschärfen. Aus Erfahrungen der Ebola-Epidemie geht man davon aus, dass andere durch Impfungen vermeidbare Infektionskrankheiten wie Masern, Lungenentzündung oder Cholera, wieder verstärkt auftreten werden. 2019 forderten die Masern in der Demokratischen Republik Kongo mehr als doppelt so viele Todesopfer wie Ebola. Routinemaßnahmen konnten durch die ausgeschöpfte Kapazität des Gesundheitssystems nicht stattfinden. Soziale Distanzierungsmaßnahmen führten dazu, dass weniger Eltern ihre Kinder impfen ließen. Während der Corona-Pandemie muss sichergestellt werden, dass grundlegende medizinische Gesundheits- und Routinemaßnahmen weiterhin stattfinden können.
Impfungen gehören zu den wichtigsten Maßnahmen, um Pandemien und vermeidbare Tode zu verhindern. Nur mit ihrer Hilfe können wir Gesundheit für alle erreichen. Besonders jetzt ist es wichtig, dass die internationale Gemeinschaft strategische Investitionen macht, die jeden Menschen weltweit vor Krankheiten schützen. Dazu gehören frühzeitige Zusagen für die Impfallianz Gavi, die eine Schlüsselrolle beim Aufbau widerstandsfähiger und stabiler Gesundheitssysteme spielt. Sie sorgt zudem dafür, Krankheitsausbrüche in den ärmsten Ländern weltweit zu erkennen und darauf zu reagieren.
Kinder haben Recht auf Gesundheit
Jedes Kind hat ein Recht auf Gesundheit und damit auch auf Impfungen. Es liegt in der Verantwortung von Regierungen weltweit dafür zu sorgen, dass dieses Recht unabhängig von dem Wohnort, der Herkunft oder der finanziellen Situation eines Menschen realisiert wird. Impfungen müssen alle erreichen und bezahlbar sein. Besonders in der aktuellen Situation bedeutet dies, dass ein zukünftiger Impfstoff gegen COVID-19 für alle Länder zu einem bezahlbaren Preis verfügbar gemacht werden muss. Er muss jene Menschen erreichen, die am stärksten gefährdet sind.