Heuschreckenplage bedroht Kinder und Familien
Viele Menschen in Ostafrika haben wegen Dürren, Konflikten und hohen Lebensmittelpreisen schon jetzt zu wenig zu essen. Joachim Rahmann, Mitarbeiter von Save the Children, ist regelmäßig in Ostafrika und plant dort Projekte der humanitären Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit. Im Interview erzählt er, wie die gigantischen Heuschreckenschwärme, die dort seit Wochen ihr Unwesen treiben, die Lage dramatisch zu verschlimmern drohen.
Wie entsteht eine Heuschreckenplage?
Joachim Rahmann: In Ostafrika haben wir gerade Situationen, dass nach jahrelangen Dürren letztes Jahr schwere Regenfälle aufgetreten sind. Die aufgeweichten Sandböden sind genau der Nährboden, aus dem jetzt die Heuschreckenschwärme entstanden sind.
Welche Dimensionen hat eine Heuschreckenplage?
Joachim Rahmann: Die Heuschreckenschwärme in Ostafrika sind unvorstellbar groß. Es sind Schwärme gesichtet worden, die 60 mal 40 Quadratkilometer groß sind. Man muss sich das wie dichte, schwarze Wolken vorstellen, die über die Landschaften herfallen und da, wo sie auf essbare Pflanzen treffen, alles vernichten.
Welche Länder sind bisher betroffen?
Joachim Rahmann: Seit Beginn der Krise sind Äthiopien, Somalia und Kenia betroffen. Die Schwärme breiten sich aber weiter aus und sind mittlerweile auch nach Südsudan und Uganda weitergezogen.
Was bedeutet das für die Menschen vor Ort?
Joachim Rahmann: Die Heuschreckenschwärme kommen nach jahrelangen Dürren und Überschwemmungen im letzten Jahr. Sie zerstören jetzt Ernten, die gerade erst wiederaufgebaut worden sind und verschärfen massiv die Ernährungsunsicherheit in der Region.
Welche Auswirkungen kann die Plage auf Kinder haben?
Joachim Rahmann: Kinder sind in den Familien oft vom eigenen Anbau oder dem Einkommen der Eltern abhängig. Durch die Heuschreckenschwärme verlieren Landwirte ihre Ernten und Viehhirten verlieren ihr Weideland. Das hat die direkten Auswirkungen, dass Kinder weiter unter Unterernährung leiden könnten und teilweise sogar aus der Schule müssen, weil die Eltern nicht mehr ausreichend Geld haben, um ihre Kinder zur Schule zu schicken.
Was hilft gegen die Heuschrecken?
Joachim Rahmann: Unmittelbar hilft erstmal nur Pestizideinsatz. Save the Children setzt sich auch dafür ein, dass die Länder und die UN Organisation bei diesem Einsatz unterstützt werden. Langfristig muss in den Wiederaufbau der Landwirtschaft investiert und auch Einkommensmöglichkeiten diverser aufgestellt werden.
Wie hilft save the Children?
Joachim Rahmann: Aktuell stellen wir sicher, dass bei dem flächendeckenden Pestizideinsatz keine Kinder geschädigt werden. Und wir bereiten uns mit den Gemeinden, mit denen wir bereits arbeiten, darauf vor, die Auswirkungen der Krise zu lindern. Beispielsweise durch Unterernährungsprogramme, Behandlungen für Kinder aber auch durch Bargeld, das wir direkt an die Familien auszahlen.
- Die Heuschreckenplage wird voraussichtlich bis Juni andauern, bedingt durch die weiterhin zu erwartenden günstigen klimatischen Bedingungen für die Vermehrung der Tiere. Klimaextreme bleiben ein Hauptfaktor für die akute Ernährungsunsicherheit am Horn von Afrika.
- Im vergangenen Jahr lagen die Niederschläge zwischen März und Mitte Mai unter 50 Prozent des Jahresdurchschnitts in der Region. Anschließend wurden durch starke Regenfälle und Überschwemmungen große Teile der Ernten zerstört. Fast 2,8 Millionen Menschen in Äthiopien, Kenia und Somalia waren betroffen.
- Mehr als 10 Millionen Menschen leben in den von den Heuschrecken befallenen Gebieten in Äthiopien, Kenia und Somalia. Weitere 3,24 Millionen Menschen in Uganda und im Südsudan sind durch die sich ausbreitenden Schwärme bedroht.
- Die Plage weitet sich aus. Der erste Schwarm wurde im Südsudan gesichtet.
Save the Children ist vor Ort
Save the Children ist im Einsatz, um den Menschen in den betroffenen Regionen zu helfen. Mit Ihrer Unterstützung können unsere Teams vor Ort:
- Familien mit Nahrungsmitteln und Medikamenten versorgen
- in mobilen Gesundheitsstationen mangelernährte Kinder behandeln
- sich für den Kinderschutz stark machen und dabei helfen, dass Kinder weiter zur Schule gehen können.
- Familien unterstützen, die in Folge der Dürre, Starkregen, anderer Wetterextreme und der Heuschreckenplage ihre Lebensgrundlage verloren haben und ihr Zuhause verlassen mussten.