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BlogCoronaGesundheitPublisher Save the Children05.07.2022Blog

Impfschutz für alle Kinder

In der Covid-19-Pandemie ist die gerechte Verteilung von Impfstoffen und anderen Instrumenten in den Fokus gerückt und soll unter anderem durch den multilateralen ACT-A-Mechanismus sichergestellt werden. Doch für die über 400 Millionen Kinder, die weltweit in Konfliktgebieten aufwachsen, ist der Zugang zu grundlegendem Impfschutz alles andere als selbstverständlich.

Rami* und Salam* leben mit ihrer Mutter in einem Flüchtlingscamp in Nord-West-Syrien. Hygienemaßnahmen können hier kaum eingehalten werden, für einen Corona-Ausbruch ist das Camp nicht ausgerüstet. Um eine globale Pandemie bekämpfen zu können, muss ein Impfstoff auch Kinder in Kriegs- und Konfliktgebieten erreichen. © Save the Children

Zwei Drittel aller Kinder, die keinen Zugang zu Impfstoffen haben, leben in Konfliktgebieten. Sie sind damit gleich doppelt gefährdet – gerade in Zeiten der Corona-Pandemie. Doch wie können wir sicherstellen, dass eine Covid-19-Impfung alle erreicht? Und wie können diese Bemühungen auf andere Krankheiten ausgeweitet werden?

13,5 Millionen Kinder ohne grundlegenden Impfschutz

Jedes fünfte Kind lebt in einem Konfliktgebiet und ist damit täglich Gewalt und lebensgefährlichen Situationen ausgesetzt. Neben diesen direkten Gefahren fehlt den Kindern aber auch Impfschutz gegen vermeidbare Krankheiten: 13,5 Millionen Kinder haben im Jahr 2018 nicht einmal den grundlegendsten Impfschutz, die erste Impfdosis gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten, erhalten. Damit sind sie von Beginn ihres Lebens an durch die Krankheiten gefährdet, wie unser neuer Bericht „Not Immune: Children in Conflict“ darstellt. Er zeigt, dass bewaffnete Konflikte vergangene Fortschritte zunichtemachen: In Syrien erhielten 2018 nur noch 47 Prozent der Kinder diese wichtige Impfung. Im Jahr 2010 waren es noch 80 Prozent. In Konfliktgebieten kommt es immer wieder zu Polio-Ausbrüchen, wie zum Beispiel 2016 in Nigeria und 2017 in Syrien. Und dass, obwohl für Polio längst ein sicherer und wirksamer Impfstoff existiert.

Kinder in Konfliktgebieten haben ein Recht auf angemessene Gesundheitsversorgung, die durch mangelnden Impfschutz unterbunden wird. Die Covid-19-Pandemie hat gezeigt, wie schnell Erreger sich über Grenzen hinweg ausbreiten können. Die Immunisierung von Kindern in Konfliktgebieten ist damit auch ein grundlegender Beitrag zur globalen Gesundheit.

eine Covid-19-Impfung muss alle erreichen

Diphtherie Impfung im Jemen: Gerade in Kriegs- und Konfliktgebieten sind Kinder vermeidbaren Krankheiten oft ungeschützt ausgeliefert. © Save the Children

Diese Herausforderungen dürfen nicht vergessen werden, wenn es um die gerechte Verteilung eines Covid-19-Impfstoffs geht. Um eine schnelle Entwicklung von Tests, Impfstoffen und Behandlungen sicherzustellen und für alle zugänglich zu machen, hat die internationale Gemeinschaft ACT-A (Access to Covid-19 Tools - Accelerator) ins Leben gerufen. An diesem Mechanismus sind unter anderem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Gavi, eine öffentlich-private Impfallianz, beteiligt, aber auch Vertreter*innen von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.

ACT-A bündelt nicht nur Ressourcen, um möglichst schnell wirksame Lösungen für Diagnostik, Behandlung und Immunisierung zu finden, sondern soll auch die gerechte Verteilung all dieser Instrumente priorisieren. Im Rahmen der Impfstoffsäule COVAX, an der sich Deutschland bisher mit einer Finanzierung von 100 Millionen US-Dollar beteiligt, sollen bis Ende 2021 zwei Milliarden Impfdosen gerecht verteilt werden. Eine angemessene und verlässliche Finanzierung von multilateralen Plattformen wie ACT-A und Gavi ist deswegen unerlässlich, um auch beim Kampf gegen Covid-19 niemanden zurückzulassen.

Kinder in Konfliktgebieten brauchen wirksame und langfristige Unterstützung

Auch beim Kampf gegen andere Krankheiten wie Masern, Gelbfieber und Cholera sind verstärkte Bemühungen erforderlich, um jedem Kind ein gesundes Leben zu ermöglichen. In Konfliktgebieten verhindern logistische Hürden, zerstörte Infrastruktur und die gezielte Blockade durch Konfliktparteien den Zugang zu grundlegender Gesundheitsversorgung. Covid-19 hat diese Situation nochmals verschärft: Über 60 Länder mussten ihre Impfkampagnen stoppen und allein 50 Millionen Kinder verpassten ihre Polio-Impfung.

Ungeimpfte Kinder in Konfliktgebieten sowie Geflüchtete und Binnenvertriebene müssen bei der Organisation von humanitärer Hilfe mitgedacht werden und Impfkampagnen müssen flexibel für alle zugänglich sein, die nicht immunisiert sind. Neue Technologien können dazu beitragen, mehr Informationen über die Situation ungeimpfter Kinder in unübersichtlichen Konfliktsituationen zu erhalten. Darüber hinaus ist es wichtig, dass internationale Organisationen und Akteure wie Gavi gestärkt werden. Gavi hat bereits zur Immunisierung von mehr als 760 Millionen Menschen beigetragen und finanziert unter anderem die Erstellung von globalen Impfstofflagern für Notsituationen. Schließlich zeigt die Covid-19-Pandemie: Nur durch verlässliche Zusammenarbeit und Solidarität können wir sicherstellen, dass bei der Bekämpfung von Krankheiten niemand zurückgelassen wird.

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