In eigenen Worten: Omar* aus Syrien träumt davon, Künstler zu werden
In dieser Textreihe kommen Kinder und Jugendliche selbst zu Wort. Diesmal erzählt Omar* von der Flucht in seiner Heimat Syrien und über seinen Traum, eines Tages an einer Kunsthochschule zu studieren. Die ersten Schritte auf seinem Weg, ein international anerkannter Künstler zu werden, geht er schon jetzt: Seine Werke schmücken bereits viele Zelte in dem Camp, in dem er mit seiner Familie seit nunmehr drei Jahren lebt.
Von Zeltplanen hin zu Schutzmasken gegen Covid-19: Omar* bemalt alles, was ihm im Flüchtlingscamp nördlich der Stadt Idlib, Syrien, in vor die Nase kommt. Motive, die es zu verarbeiten gibt, hat er genug: Nachdem er sein Zuhause mit seiner Familie aufgrund des anhaltenden Konflikts verlassen musste, schränkt die Covid-19-Pandemie sein Leben im Camp zusätzlich ein.
Doch Omar* nutzt sein Talent, um das Erlebte in Bildern auszudrücken und seine Mitmenschen für Hygienemaßnahmen gegen das Coronavirus zu sensibilisieren. Dafür bemalt er sogar Masken mit fröhlichen Motiven, um Kinder zu ermutigen, diese zum Schutz zu tragen. Sein Einsatz und seine Kunst wurden im Camp bereits mit mehreren Ausstellungen gewürdigt. Hier erzählt er in eigenen Worten von seinem Traum und seiner Motivation, Künstler zu werden.
Ich bin 13 Jahre alt. Ich habe sechs Brüder und drei Schwestern. Mein Vater ist ein Künstler. Ich habe mit dem Zeichnen angefangen, als wir das erste Mal vertrieben wurden. Da war ich zehn Jahre alt.
Ich zeichne über die Flucht und darüber, wie Menschen vertrieben werden. Mein Vater besorgt mir manchmal Zeichenwerkzeuge. Wenn es keine gibt, zerkleinere ich Kreide und stelle daraus selbst Farben her. Ich zeichne auch über das Coronavirus, um Aufmerksamkeit dafür zu schaffen.
Ich male Dinge auf Zelte, zum Beispiel Kinder, die Masken tragen. Ich zeichne auch Schilder mit der Aufschrift "Bleibt Zuhause" oder "Bleibt in eurem Zelt". Ich stelle auch selbst Masken her. Früher habe ich sie aus Stoff gemacht, aber das war ein bisschen schwierig. Also habe ich angefangen, fertige Masken zu kaufen und zu bemalen. Vorher desinfiziere ich die Masken, sowie meine Hände und Zeichenwerkzeuge.
Ich bemale die Masken, damit die Kinder sie gerne tragen und keine Angst vor ihnen haben. Natürlich habe ich auch Angst vor dem Coronavirus, weil es in allen Ländern der Welt vorkommt.
Ich träume davon, Künstler zu werden, eine Kunstschule zu besuchen und in mein Dorf zurückzukehren. Ich möchte, dass meine Arbeiten in Ausstellungen gezeigt werden, wenn auch nicht in Syrien, dann in einem anderen Land.
Anmerkung der Redaktion: Neun Monate nach unserem Gespräch besuchten wir Omar* im Juni 2021 erneut. Zu diesem Zeitpunkt hatte er gerade seine dritte Ausstellung im Flüchtlingscamp und erzählte uns stolz davon. Eine Partnerorganisation von Save the Children half Omar* in der Zwischenzeit, sein eigenes Atelier im Camp einzurichten.
Ich habe diese Ausstellung in meinem Camp gemacht, und es ist bereits meine dritte Ausstellung. Sie wurde sehr gut angenommen, und ich bin dankbar, dass sie ein Erfolg war. Meine Kunstwerke spiegeln die Realität in Syrien und Palästina wider. Ich habe auch Kunstwerke geschaffen, die den häuslichen Missbrauch in unserer Gesellschaft und die geschlechtsspezifische Gewalt darstellen.
Meine Themen [für die Ausstellung] habe auf der Grundlage der jüngsten Vorfälle hier in Syrien ausgewählt. Außerdem gibt es das Coronavirus, das die ganze Welt in Mitleidenschaft gezogen hat, sodass ich auch darüber und über die Spuren des Krieges gemalt habe.
Ich möchte studieren, um ein professioneller Maler zu werden und meine eigene Ausstellung in einem anderen Land zu haben. So können wir, die Menschen, die hier in den Flüchtlingscamps und in ganz Syrien leben, unsere Botschaft in die Welt tragen.
Anmerkung der Redaktion: Dieses Interview wurde aus dem Englischen übersetzt und ursprünglich von dem Save the Children Mitarbeiter Khalil Ashawe mit Omar* in Arabisch geführt. Save the Children ist seit Beginn des nunmehr zehnjährigen bewaffneten Konflikts in Syrien, um Kinder in Not und auf der Flucht zu schützen. Mehr zu unserer Nothilfe und dazu, wir Sie die Kinder Syriens unterstützen können, erfahren Sie hier.
*Name zum Schutz geändert