IPCC-Bericht: Warnungen schon jetzt für Millionen Kinder reale Gefahr
Die jüngsten Hitzewellen in Nordamerika, die Flutkatastrophe in Deutschland und ausgedehnten Waldbrände in der Mittelmeerregion zeigen auf verheerende Weise, was der neue IPCC-Bericht des Weltklimarats erneut bestätigt: Die Folgen der durch den Menschen verursachten Erderwärmung werden in naher Zukunft immer spürbarer. Doch bereits heute ist das Leben von Millionen Kinder an der Frontlinie der Klimakrise in Gefahr. Daher ist nun mehr denn je schnelles Handeln gefragt.
Erneut legt der aktuelle IPCC-Bericht Entscheidungsträger*innen weltweit die neuesten Erkenntnisse wissenschaftlicher Studien zum Klimawandel vor. Erneut spricht der Weltklimarat damit eine Handlungsaufforderung an seine rund 195 Mitgliedsstaaten aus – deren Warnungen dringlicher kaum sein könnten. Für den Bericht haben etwa 230 Expert*innen aus 66 Ländern einschlägige Studien ausgewertet, die seit dem letzten IPCC-Bericht von 2013 zum Klimawandel erschienen sind.
Ihre übergreifende Erkenntnis: Die Klimakrise lässt sich nicht bis 2030 aufschieben. Das betont auch Alok Sharma, Präsident des diesjährigen UN-Klimagipfels. Für ihn zeige der Bericht, "dass menschliches Verhalten die globale Erwärmung in alarmierender Weise beschleunigt. Wir können es uns nicht leisten, zwei Jahre, fünf Jahre, zehn Jahre zu warten. Jeden Tag werden wir auf die eine oder andere Weise einen neuen Rekord in der Welt erleben”, so Sharma gegenüber der britischen Zeitung “Observer”.
Mittelmeerraum ist "Hotspot des Klimawandels"
In ihrem Bericht weisen die Wissenschaftler*innen sowohl auf globale als auch regionale Zusammenhänge und zukünftige Herausforderungen im Klimaschutz hin. Für den Mittelmeerraum sprechen sie eine besonders alarmierende Warnung aus: Dieser hätte sich zu einem "Hotspot des Klimawandels" entwickelt. Für die rund 500 Millionen betroffenen Einwohner*innen bedeutet dies konkret, dass Hitzewellen, Dürren und Waldbrände in naher Zukunft immer häufiger auftreten werden.
Bereits jetzt hat sich die Temperatur auf unserer Erde im Schnitt um 1,1 Grad erhöht. Die Abtragung fossiler Stoffe wie Braunkohle, Steinkohle, Erdgas und Erdöl sowie die übermäßige Freisetzung von Treibhausgasen durch Industrie und Landwirtschaft haben diesen Prozess zum Großteil mitverschuldet. Die Auswirkungen auf die Ökosysteme und die Artenvielfalt sind schon jetzt verheerend – auch für den Menschen. Bereits jetzt verlieren viele Menschen durch die Folgen des Klimawandels ihre Existenzgrundlage oder gar ihr Leben. Laut IPCC-Bericht könnte sich die Zahl hitzebedingter Todesfälle im Mittelmeerraum bis 2050 auf 20.000 Menschen pro Jahr belaufen.
Dabei könnte nur eine Begrenzung der Erderwärmung auf unter zwei Grad "wahrscheinlich Küstensiedlungen, Kulturerbestätten, Land- und Meeresökosysteme in den meisten Gebieten des Mittelmeerraums in einem lebensfähigen Zustand erhalten", so die Forscher*innen.
Klimaschutz ist Kinderschutz
Der IPCC-Bericht ist eine erschütternde Warnung – die für Millionen Kinder jedoch zu spät kommt. Das erklärt Yolande Wright, Global Director für Kinderarmut, Klima und Stadtentwicklung von Save the Children, in Reaktion auf die jüngsten Erkenntnisse des Weltklimarats. Denn Kinder auf der ganzen Welt erleben bereits jetzt die unumkehrbaren Auswirkungen der Klimakrise auf ihr Leben und ihre Lebenschancen: "Sie hungern oder sterben in Dürren, Wirbelstürmen und Überschwemmungen, sie fliehen aus ihren Häusern, um Waldbränden zu entkommen. Etwa 5,7 Millionen Kinder unter fünf Jahren stehen in der diesjährigen beispiellosen Nahrungsmittelkrise, zu der die Klimakrise maßgeblich beiträgt, bereits am Rande des Hungertodes."
Der IPCC-Bericht ist eine zentrale Grundlage für die UN-Weltklimakonferenz COP26, die diesen November in Glasgow stattfindet. Damit Klimaschutzmaßnahmen auch wirklich erfolgreich sind, müssen Kinder in diese politischen Maßnahmen und Entscheidungen zum Klimawandel einbezogen werden. "Es ist ihre Zukunft, die auf dem Spiel steht, also müssen sie eine Schlüsselrolle bei deren Gestaltung spielen", so Wright. "Wir brauchen dringend mehr Mittel, um gefährdete Gemeinschaften bei der Prävention von Krisen zu unterstützen. Die Regierungen müssen eine strukturelle finanzielle Unterstützung für die am meisten gefährdeten Gemeinschaften einrichten."