Jedes syrische Kind hat das Recht, zur Schule zu gehen!
Die Zahlen sind nur schwer zu begreifen: 1,4 Millionen syrische Kinder im schulpflichtigen Alter leben als Flüchtlinge in Syriens Nachbarländern Libanon, Türkei, Jordanien, Irak und Ägypten. Mehr als die Hälfte von ihnen geht nicht zur Schule. Weltweit sind es sogar 2,8 Millionen syrische Kinder, die nicht zur Schule gehen können – dabei ist Bildung ein Menschenrecht.

Anzahl der Schüler hat sich verdoppelt
Kinderflüchtlinge in das Schulsystem zu integrieren ist keine leichte Aufgabe. Allein im Libanon wurden in den letzten drei Jahren rund 150.000 Kinder eingeschult, die aus Syrien geflohen sind. Genauso viele Kinder in Deutschland zusätzlich einzuschulen, wäre eine Herausforderung, doch es wäre machbar. Im Libanon sind die Grundvoraussetzungen andere: Nur 150.000 einheimische Kinder besuchen öffentliche Schulen. Somit hat sich die Anzahl der Schüler an libanesischen Schulen verdoppelt – und das innerhalb von nur drei Jahren!
Schichtsystem und Fortbildungen
Die Menschen im Libanon haben bereits viel getan, damit syrische Kinder die Schule besuchen können: So wurde ein Schichtsystem für den Unterricht eingeführt und Lehrer arbeiten länger, um syrische Flüchtlingskinder unterrichten zu können. Darüber hinaus wurden Lehrer im Umgang mit traumatisierten Kindern geschult.
Das Recht auf Bildung
Doch das reicht nicht aus. Bildung ist ein verbrieftes Menschenrecht. Sie vermittelt Kindern das nötige Wissen, das sie für ihr Leben brauchen, sie rettet Leben, schützt und schafft Frieden. Es muss mehr getan werden, damit syrische Kinderflüchtlinge dieses Recht wahrnehmen können. Save the Children setzt sich dafür ein und ist dabei unter anderem im Libanon im Einsatz. Einige unserer Projekte habe ich besucht.
Frühkindliche Bildung in der Beeka-Region
Die Projekte befindet sich in der Beeka-Region, etwa 60 Minuten von Beirut entfernt. Flüchtlinge leben hier in notdürftigen Unterkünften. Es sind informelle Siedlungen in unbebauten Lücken zwischen Häusern und auf Feldern entstanden. Wir unterstützen die Kinder, die hier leben.
Eines unserer Projekte widmet sich der frühkindlichen Erziehung, denn es fehlt vor allem an Vorschulen für die Kinderflüchtlinge. Wir haben Gemeinschaften dabei unterstützt, geeignete Plätze, Materialien und Aktivitäten für Kinder von drei bis sechs Jahren zu finden. Meistens nutzen wir Zelte oder unfertige Gebäude und statten die Räume mit Teppichen, Trennwänden und Fenstern aus. So schaffen wir einen gemütlichen, sicheren Ort für Kinder.
In diese Arbeit binden wir systematische auch syrische Flüchtlinge mit ein, damit sie gemeinsam mit den libanesischen Fachkräften arbeiten können. Die Räume sind gut besucht: Kinder spielen, singen, malen und basteln. Sie freunden sich mit Gleichaltrigen an, sie verstehen was ein Buch ist, lernen zählen und wie sie einen Stift halten. Das alles lernen sie in einem spielerischen Umfeld.
Nachhilfe zur Überwindung von Sprachbarrieren
Ich besuchte außerdem eine Hausaufgaben-Nachhilfe Stunde. Zunächst war ich skeptisch, weil sich Nachhilfe so trivial anhört – aber während des Besuchs wurde mir klar, wie wichtig das Thema ist, denn Kinder aus Syrien werden in Arabisch unterrichtet. Im Libanon lernen Kinder aber nach den ersten paar Jahren entweder in Französisch oder Englisch. Kinder, die aus Syrien geflohen sind, haben oft den Anschluss verpasst und haben große Probleme in der Schule. Deshalb helfen wir ihnen.
Bildung für eine bessere Zukunft
Die Kinder, die ich im Libanon getroffen habe, haben extrem gelitten. Die sehen einer unsicheren Zukunft entgegen. Sie wissen nicht, wann sie wieder zurück in ihre Heimat Syrien gehen können – keiner weiß das. Aber sie sind sich sicher, dass sie nicht im Stich gelassen werden. Sie geben alles dafür, lernen zu können und ihre Eltern wollen sie dabei unterstützen. Und wir werden weiter dafür kämpfen, dass sie ihr Recht auf Bildung wahrnehmen können.
Über den Autor: David Skinner arbeitet als Leiter “Education Global Initatives” bei Save the Children. Anfang des Jahres reiste er in den Libanon und besuchte dort Bildungsprojekte von Save the Children.