Kinder im Krieg: Überleben ist erst der Anfang
Über 449 Millionen Kinder weltweit leben in Kriegs- oder Konfliktgebieten. Sie erleben täglich gefährliche Dinge, die Sorgen und Ängste auslösen und lebenslange Auswirkungen auf ihre mentale Gesundheit haben können. Darum ist es so wichtig, Kinder in und aus Kriegen und Konflikten emotional aufzufangen und psychosozial zu unterstützen.
Permanente Todesangst führt zu toxischem Stress
Kinder im Jemen, Syrien, in der Ukraine und vielen anderen Ländern leiden unter ständiger Angst, mussten teilweise mit ansehen, wie ihre Freund*innen und Familien starben und ihre Umgebung zu Schutt und Asche wurde. Viele haben nicht ausreichend zu essen. Medikamente und lebenswichtige Hilfe fehlen oder sind nur schwer zugänglich. Der Krieg reißt sie aus ihrem Alltag und zwingt viele, zu fliehen und alles hinter sich zulassen. Diese anhaltenden Belastungen versetzen Kinder in einen Zustand, den wir ‚toxischen Stress‘ nennen.
So wirken sich Kriege und Konflikte auf die mentale Gesundheit von Kindern aus
1. ANGST, EINSAMKEIT UND UNSICHERHEIT
Viele Kinder, die in Konflikten leben, haben ihr Zuhause verloren, wurden vertrieben und mussten Freundschaften und Familie zurücklassen. Solche Verluste können Depressionen und Angstzustände auslösen.
Diese ständigen Angstzustände können zu Bettnässen, Einschlafschwierigkeiten, Albträumen und angespannten sozialen Beziehungen führen.
2. Emotionale Distanz
Kinder, die mehreren Formen von Gewalt ausgesetzt sind, ziehen sich oft emotional zurück. So entsteht eine Distanz zu anderen, mit der sie sich zunächst sicherer fühlen. Langfristig kann dies dazu führen, dass sie keine gesunden Beziehungen aufbauen und emotionale Nähe zulassen können.
3. Aggressionen
Kinder, die inmitten bewaffneter Konflikte aufgewachsen sind, können in ihrem Verhalten gegenüber Gleichaltrigen und engen Bezugspersonen aggressiv werden oder sich komplett zurückziehen. Plötzlicher Streit mit Freund*innen, Anschreien oder Mobbing anderer können Anzeichen dafür sein, dass Kinder unter toxischem Stress stehen. Oft sind sie emotional abgestumpft und ahmen das aggressive Verhalten nach, das sie beobachten. Gewalt gehört für sie zum Alltag dazu.
4. Psychosomatische Symptome
Kinder in Syrien haben uns erzählt, dass sich ihr hoher Stresspegel oft auch in körperlichen Symptomen äußert. Sie berichten von Kopf- und Brustschmerzen, Atembeschwerden und sogar kurzzeitigen Lähmungserscheinungen.
Weitere psychosomatische Symptome können Schwierigkeiten beim Sprechen, z. B. Stottern, sein. In einigen Fällen kann es sogar vorkommen, dass Kinder Erinnerungslücken haben.
5. Selbstverletzung
Manche Kinder sehen keinen Ausweg aus ihrer Situation. Sie versuchen, ihrer Umgebung zu entkommen, in dem sie Drogen und Alkohol konsumieren oder sich sogar selbst verletzen. Auch Selbstmordgedanken sind möglich.
Da Themen rund um die psychische Gesundheit oft mit sozialer Stigmatisierung einhergehen, werden sie zum Tabu. Wir müssen davon ausgehen, dass wir nur einen Bruchteil solcher Fälle kennen und es eine hohe Dunkelziffer gibt.
Unser Einsatz für die mentale Gesundheit von Kindern
Kinder müssen gehört werden und die Sicherheit haben, dass es Menschen um sie herum gibt, die sich um sie kümmern und auf die sie sich verlassen können. Save the Children hat verschiedene Ansätze entwickelt, um Kindern zu helfen, die toxischem Stress ausgesetzt sind:
- Programme in den Bereichen psychosozialer Unterstützung und mentaler Gesundheit (MHPSS) sowie Bildungsprogamme, helfen Kindern, mit ihren Erfahrungen umzugehen.
- In Schutz- und Spielräumen können Kinder miteinander in einer sicheren Umgebung spielen und lernen. Hier haben sie die Chance, emotionale Beziehungen wieder aufzubauen.
- Das HEART-Programm (Healing and Education through the Arts) wurde von Save the Children als eine Form der psychosozialen Unterstützung entwickelt, bei der Kinder die belastenden Situationen in künstlerischen Gruppenaktivitäten verarbeiten.
- Unsere Programme zur Stärkung der Resilienz befassten sich ganzheitlich mit dem Wohlergehen von Kindern– auch Eltern und andere Bezugspersonen werden mit in den Blick genommen.
- Unterstützung durch Psycholog*innen, die Kindern und Jugendlichen helfen, zu verstehen, was mit ihnen passiert, und mit ihren Gefühlen umzugehen.
Die Arbeit, die unsere Mitarbeitenden jeden Tag leisten, um Kindern dabei zu helfen, das Erlebte zu überwinden, ist von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass die Kinder ein selbstbestimmtes Leben führen können.
Bitte unterstützen Sie uns
Das Thema mentale Gesundheit wird vielerorts immer noch stigmatisiert und Kinder erhalten oft nicht die dringend benötigte Hilfe. Teilen Sie diesen Artikel, um andere auf die Wichtigkeit psychosozialer Hilfe aufmerksam zu machen und unterstützen Sie Kinder in Not mit einer Spende für den Children’s Emergency Fund. Vielen Dank!