Kinderarbeit in globalen Lieferketten
Das Risiko von Kinderarbeit ist in globalen Lieferketten allgegenwärtig. Zu diesem Ergebnis kommt die neue Studie „Kinderrechtsrisiken in globalen Lieferketten: Warum ein Null-Toleranz-Ansatz nicht genug ist“ von Save the Children und deren gemeinnütziger Tochterorganisation The Centre for Child Rights and Business.
Die Studie wertete 20 Kinderrechtsanalysen in internationalen Lieferketten aus. In der Hälfte davon wurde Kinderarbeit nachgewiesen – trotz Null-Toleranz-Ansätzen von Unternehmen. In acht der weiteren zehn Analysen wurde ein sehr hohes Risiko für Kinderarbeit beobachtet. Die schlimmsten Formen der Kinderarbeit sind im Bergbau und hier insbesondere im artisanalen und Kleinbergbau zu finden.
Der Bericht bezieht sich auf Kinderrechtsanalysen, die zwischen 2019 und 2022 entstanden. Die Analysen beleuchten die Risikofaktoren und Geschäftspraktiken in der Produktion, Landwirtschaft und im Bergbau in Äthiopien, Brasilien, Indien, Indonesien, Sri Lanka, Vietnam, der Türkei und der Demokratischen Republik Kongo. Hierfür wurden insgesamt 2.751 Eltern und 1.799 Kinder interviewt. Zudem fanden Gespräche mit weiteren relevanten Stakeholdern in Lieferketten und Gemeinschaften statt.
Die Analyse zeigt, dass Kinderarbeit vor allem in vorgelagerten, unteren Ebenen der Lieferketten und in informellen Sektoren existiert. Die derzeitigen Überwachungs-Mechanismen zu Menschenrechtsverletzungen seitens internationaler Unternehmen führen oftmals nur dazu, dass Kinderarbeit verlagert, aber nicht beseitigt wird.
Die Studie zieht den Schluss, dass ein unzureichendes Einkommen der Eltern und hohe Bildungskosten das Risiko von Kinderarbeit in allen Sektoren erhöhen und dass die mangelnde Formalisierung der lokalen Wirtschaft das Risiko verschärft.
Die Ausgrenzung von Jugendlichen aus dem formellen Sektor vergrößert das Risiko, dass sie in einem ungeregelten Arbeitsverhältnis stehen und möglicherweise gefährliche Tätigkeiten verrichten müssen, obwohl sie das nationale gesetzliche Mindestalter erreicht haben, um eine Beschäftigung aufzunehmen. Grund dafür ist die Null-Toleranz-Politik vieler internationaler Firmen. Unternehmenspraktiken wie aggressive Preisstrukturen, unrealistische Umschlagszeiten und unvorhersehbare Auftragsvolumen verschärfen das Risiko noch weiter.