Klimapolitik: In vier Schritten zu einer kindgerechten COP26
Heute beginnt die UN-Klimakonferenz COP26 im schottischen Glasgow. Hier werden die Weichen gestellt, um die Erderwärmung einzugrenzen und damit ihre Auswirkungen auf zukünftige Generationen einzudämmen. Doch Kinder werden oft nicht an den wichtigen Diskussionen beteiligt – obwohl es um ihre Zukunft geht. Wir erläutern hier die notwendigen Schritte, um die COP26 kindgerechter zu gestalten.
Die Klimakrise als Kinderrechtskrise anerkennen
Auch wenn Folgen der Klimakrise bereits jetzt spürbar sind, wird sich ihr vollständiges Ausmaß erst für nachfolgende Generationen zeigen. Ein neuer Bericht von Save the Children hat berechnet, dass ein im Jahr 2020 geborenes Kind im Schnitt doppelt so viele Waldbrände, 2,8-Mal so viele Missernten und 6,8-Mal so viele Hitzewellen erleben wird wie eine Person, die 1960 geboren wurde.
In Ländern des Globalen Südens ist dieses Risiko oft noch größer. Bei Extremwetterereignissen sind Kinder besonders gefährdet: Sie können zum Beispiel Hitzewellen schlechter verkraften und sind durch Missernten noch stärker Hunger und Mangelernährung ausgesetzt.Vor diesem Hintergrund ist der erste Schritt zu einer kindgerechten COP die Anerkennung der Klimakrise als eine Kinderrechtskrise: Entscheidungsträger*innen müssen diese spezifischen Folgen und besonderen Gefahren für Kinder verstehen und anerkennen, um darauf angemessen reagieren zu können.
Kindgerechte Informationen über die Klimakrise bereitstellen
Um die Zusammenhänge der Klimakrise nachzuvollziehen und ihre eigenen Bedarfe zu formulieren, brauchen Kinder Zugang zu altersgemäßen Informationen. Diese können sie zum Beispiel in der Schule oder durch Medien erhalten. Oft ist dieser Zugang aber nicht gegeben, etwa wenn dieser Kindern verwehrt wird oder die Informationen nicht auf eine kindgerechte Art und Weise aufbereitet sind. Dieser Zugang muss jedoch für alle Kinder gefördert werden, damit sie ihre Rechte auch wahrnehmen und einfordern können. Wirksame Beteiligung ermöglichen Gemäß der UN-Kinderrechtskonvention haben alle Kinder das Recht, bei sie betreffenden Entscheidungen gehört und beteiligt zu werden.
Daher muss ihnen auch die Beteiligung an Debatten und Entscheidungsprozessen zu Klimaschutz und zur Anpassung an die Klimakrise ermöglicht werden. Nur so kann gewährleistet werden, dass die Bedarfe und Wünsche von Kindern in Klimapolitik einfließen. Diese Beteiligung muss aber wirksam sein: Es reicht nicht aus, Kindern nur zuzuhören. Stattdessen braucht es feste Mechanismen, über die Kinder Entscheidungen beeinflussen können. Zudem sollten sie im Nachgang über Entscheidungen und über die Auswirkungen ihrer Beteiligung informiert werden.
Zur wirksamen Beteiligung gehört auch der Schutz von jungen Aktivist*innen, die in vielen Ländern politisch verfolgt oder bedroht werden. Auch bei der COP26 müssen deswegen sichere Räume für die aktive Beteiligung von Kindern und Jugendliche, die sich für den Klimaschutz einsetzen, geschaffen werden. Dazu gehört zum Beispiel die "Conference of Youth", die gerade vor der UN-Klimakonferenz stattgefunden hat.
Spezifische Bedarfe von Kindern berücksichtigen
Um internationale Konferenzen wie die COP kindgerechter zu gestalten, reicht nicht nur die Beteiligung von Kindern an politischen Prozessen. Entscheidungen der COP, aber auch darauffolgende nationale Maßnahmen, müssen die spezifischen Bedarfe und Rechte von Kindern im Zusammenhang mit der Klimakrise berücksichtigen. Im Falle von Extremwetterereignissen brauchen Kinder zum Beispiel besondere Unterstützung: Bei einer Evakuierung müssen kindgerechte Schutzräume verfügbar sein und ein besonderes Augenmerk auf die Fortsetzung ihrer Schulbildung gelegt werden.
Aus der Klimakrise ergeben sich zudem kinderspezifische Gesundheitsrisiken: Malaria und Durchfallerkrankungen können sich beispielsweise stärker ausbreiten. Diese Krankheiten enden für Kinder häufig tödlich. Lungenentzündungen gefährden ebenfalls Kleinkinder in besonderem Maße und werden durch Luftverschmutzung befördert. Internationale und nationale Politik muss diese Risiken anerkennen und mindern, indem sie die Gesundheits- und Ernährungssituation von Kindern spezifisch schützt.
Außerdem sollten politische Maßnahmen mit kinderbezogenen Indikatoren ausgestattet werden, um die Nachverfolgung ihrer Auswirkungen für Kinder zu ermöglichen. Darüber kann zum Beispiel gemessen werden, inwiefern die Maßnahmen besonders auf Kinder abzielen, wie viele Kinder in welchem Maße dadurch unterstützt werden und wie sie am Prozess beteiligt wurden.