Körperliche und emotionale Gewalt in der Erziehung
Noch immer werden Kinder gewaltsam erzogen, was für betroffene Kinder oftmals schwerwiegende Folgen hat. In vielen Ländern fehlen Gesetze, welche die Misshandlung von Kindern verbieten. In Deutschland ist die Ausübung von Gewalt in der Erziehung zwar seit dem Jahr 2000 gesetzlich verboten, doch immer noch erfahren Kinder vor allem emotionale Misshandlung. Zum Tag der gewaltfreien Erziehung am 30. April macht Save the Children auf die gravierenden Folgen für Kinder aufmerksam.
Wie viele Kinder in Deutschland von Gewalt betroffen sind, lässt sich nur schwer sagen, denn die Dunkelziffer ist hoch. UNICEF geht davon aus, dass jedes dritte Kind weltweit von emotionaler Gewalt oder Vernachlässigung betroffen ist. Dabei ist emotionale Misshandlung im Vergleich zu körperlicher Gewalt weniger klar definiert und die Grenze der Misshandlungsform damit oft fließend.
Emotionale Gewalt
Ein klassischer Fall von emotionaler Gewalt ist laut dem Psychiater Lars Otto White beispielsweise, wenn sich Kinder darum kümmern müssen, dass Essen auf den Tisch kommt oder sie pünktlich in der Schule sind. Ein weiteres Beispiel sind Drohungen, das Kind „wegzugeben“, wenn es sich nicht wie gewünscht verhält oder auch beleidigende Beschimpfungen, die auf den Selbstwert des Kindes abzielen. Von Vernachlässigung wird White zufolge gesprochen, wenn elementare Bedürfnisse des Kindes wie Nähe oder Anerkennung dauerhaft ignoriert werden.
Mehrere Gewaltformen
Häufig erleben Kinder mehrere Formen von Gewalt: Bei einer Untersuchung von White zur Gewalt gegen Kinder kam heraus, dass die Mehrheit der befragten Kinder, die von Misshandlung betroffen waren, sowohl emotionale Gewalt als auch Vernachlässigung und körperliche Gewalt erlitten. Je öfter und je länger missbräuchliches Verhalten gegenüber Kindern stattfindet, desto wahrscheinlicher ist es, dass Betroffene im Laufe ihres Lebens psychisch erkranken.
Fehlende gesetzliche Verbote
In vielen Ländern werden Kinder immer noch mit körperlicher Gewalt bestraft. Diese Gewaltform wird auch als körperliche Züchtigung bezeichnet: Die gewaltsame und erniedrigende Bestrafung von Kindern durch Eltern, Lehrer*innen und Betreuer*innen. Dazu gehören etwa die Androhung von Gewalt sowie Schläge und Tritte bis hin zu Verbrennungen.
Gesetzlich sind Kinder in 134 Ländern noch immer nicht in allen Lebensbereichen vor körperlicher Gewalt geschützt. Schweden verbot als erstes Land der Welt im Jahr 1979 per Gesetz das Schlagen von Kindern. Erst über 20 Jahre später erlies Deutschland ein gesetzliches Verbot der Gewalt in der Erziehung.
Schwerwiegende Folgen für Kinder
Die Folgen für Kinder, die Gewalt in der Erziehung leben, sind weitreichend. Neben physischen Verletzungen verstärkt körperliche Gewalt antisoziales und aggressives Verhalten und beeinträchtigt die geistige Entwicklung von Kindern.
Emotionale Gewalt kann laut White dabei genauso schlimme oder sogar schlimmere Folgen haben: Bei Kindern zwischen drei und acht Jahren führte emotionale Misshandlung zu einer Störung des Sozialverhaltens. Der Stress, der beim Kind verursacht wird, kann außerdem Hirnareale schädigen, die wichtig für die Emotionsregulation und Gedächtnisbildung sind. Bei älteren Betroffenen führte emotionale Gewalt eher zu Depressionen und Angststörungen.
Save the Childrens Forderungen
Anlässlich des internationalen Tags der gewaltfreien Erziehung am 30. April fordert Save the Children die weltweite Abschaffung aller Formen der körperlichen Gewalt und den Schutz des Rechts von Kindern auf gewaltfreie Erziehung.
In unserer weltweiten Projektarbeit setzen wir uns dafür ein, dass Kinder vor Gewalt geschützt werden. Dabei arbeiten wir beispielsweise in Sambia mit Gemeinden und Lehrer*innen zusammen, um eine gewaltfreie Erziehung zu fördern. In Sambia wurde im November 2022 ein Gesetz zum Schutz von Kindern vor gewaltsamer Bestrafung verabschiedet. Trotz Verboten werden weltweit weiterhin viele Fälle gemeldet, in denen Kinder in Schulen körperliche Gewalt erfahren. Steve Miller, Direktor für globalen Kinderschutz bei Save the Children International sagt:
Wenn sie unsere weltweiten Projekte für den Schutz der Rechte von Kindern und für Kinder in Notsituationen unterstützen möchten, können Sie das hier tun. Vielen Dank!