Lungenentzündung: Eine vergessene Krise
Mit nur 7 Monaten kämpfte Abrahim im Februar 2019 um jeden Atemzug. Er war an einer Lungenentzündung erkrankt, die alle 39 Sekunden ein Kinderleben kostet. Dabei kann die Krankheit einfach mithilfe einer Impfung vorgebeugt und nach einer schnellen Diagnose mit kostengünstigen Antibiotika behandelt werden.
Allein im Jahr 2018 starben 800.000 Kinder unter 5 Jahren an den Folgen von Lungenentzündungen – mehr, als an Masern, Durchfall und Malaria zusammen. Lungenentzündung ist damit die tödlichste Infektionskrankheit für Kinder weltweit. Trotzdem bekommt sie wenig Aufmerksamkeit. Kein Kind sollte an ihr sterben müssen, denn die Krankheit ist gut mit Antibiotika therapierbar, die bereits für weniger als 30 Cent verfügbar sind und kann zudem mit Impfungen vorgebeugt werden.
Abrahims Mutter Mercy wusste sofort, dass etwas mit ihrem Sohn nicht stimmte. Lungenentzündungen werden durch Bakterien oder Viren verursacht, die Ansammlungen von Flüssigkeiten in der Lunge verursachen. Abrahim bekam nur schwer Luft und konnte kaum weinen. Mercy brachte ihn in eine lokale Klinik, die ihn sofort in das nächstgelegene Krankenhaus überwiesen. Doch die Familie hatte nicht das Geld, um die 50 Kilometer lange Reise zu bezahlen. Mercy verbrachte einen Monat damit Geld für die öffentlichen Verkehrsmittel aufzubringen. In der Region Turkana im Norden Kenias, aus der Abrahim und Mercy stammen, gibt es nur wenige Gesundheitseinrichtungen. Da sie durchschnittlich 30-40 Kilometer entfernt sind, werden Kinder häufig erst spät diagnostiziert und behandelt. Wenn sie das Krankenhaus überhaupt rechtzeitig erreichen.
Die Lungenentzündung ist damit auch eine Krankheit, unter der besonders Menschen leiden, die aufgrund von Ungleichheiten benachteiligt sind. Für jene Familien, die in strukturell schwachen Regionen leben und aufgrund ihrer Herkunft, ihres Wohnorts oder ihrer finanziellen Situation keine Zugänge zu einer medizinischen Versorgung haben, ist die Krankheit besonders gefährlich. Präventive Maßnahmen wie Impfungen erreichen sie oft nicht und vor allem Kinder sind anfälliger für eine Erkrankung, insbesondere wenn sie durch eine Mangelernährung im Vorfeld geschwächt sind. Zudem können Diagnosen oft erst spät gestellt werden, Behandlungen beginnen dementsprechend häufig mit Verzögerungen.
Um Lungenentzündungen zu bekämpfen, müssen Menschen Zugang zu einer medizinischen Grundversorgung einschließlich wichtiger Präventivmaßnahmen wie Impfungen bekommen. Noch heute werden 10 Millionen Kinder nicht geimpft und 1 in 3 Kinder bekommen keine Behandlung gegen Lungenentzündung. Mehr als die Hälfte aller Kinder weltweit sind aufgrund fehlender Impfungen einem höheren Risiko ausgesetzt, an Lungenentzündung zu erkranken. Die deutsche Bundesregierung kann das Vorhaben vorantreiben jedem Kind Zugang zu Impfstoffen zu ermöglichen, indem sie der globalen Impfallianz Gavi mehr Gelder zur Verfügung stellt. Dabei sollte ein besonderer Fokus darauf gelegt werden, dass Gavi seine Partnerländer beim Ausbau von Gesundheitssystemen unterstützt, die alle erreichen, auch die am meisten zurückgelassenen Kinder.