Nordsyrien: Lage für Zivilisten immer bedrohlicher
Nichtregierungsorganisationen warnen vor einer erneuten Eskalation des Konflikts in Nordsyrien. Eine eskalierende militärische Lage bedeutet für unzählige Kinder und Familien noch mehr Leid und Hoffnungslosigkeit.
Für die Millionen von Menschen, die im Syrien-Konflikt bereits im zwölften Jahr mit katastrophalen humanitären Bedingungen zu kämpfen haben, heißt dies: Sie sind weiterhin Spielball zwischen den Fronten und den Machtinteressen anderer Staaten. In der vergangenen Woche hatten verstärkte Militäraktionen in Teilen Nordwest- und Nordostsyriens eine Verschärfung des Konflikts erkennen lassen – mit leidvollen Folgen für Zivilisten in den bewohnten Gebieten und den ohnehin bereits überfüllten Notunterkünften.
In ganz Nordsyrien wurden Berichten zufolge Zivilisten verletzt und wichtige zivile Infrastrukturen beschädigt, was den Zugang zu lebenswichtigen Gütern wie Strom und Wasser akut gefährdet. Ein syrischer Mitarbeiter einer Hilfsorganisation in der Region berichtet, die Menschen fürchteten um ihr Leben.
Millionen Menschen sind auf der Flucht
Über vier Millionen Menschen sind in Nordsyrien auf der Flucht. Eine Zunahme der Feindseligkeiten wird die ohnehin stark von Armut betroffenen Gemeinschaften in den dicht besiedelten Dörfern der Region zusätzlich gefährden und könnte eine neue Welle der Vertreibung auslösen. Auch die Cholera breitet sich in den nördlichen Provinzen weiter aus; es fehlt an sauberem Wasser und medizinischer Versorgung. Die Ausbreitung der Krankheit könnte diesen Winter zu einem der härtesten seit Beginn des Syrien-Konflikts machen.
Nahrungsmittel werden immer knapper
Bereits seit Monaten hat sich die humanitäre Lage in Syrien weiter verschlechtert. Neun von zehn Menschen leben in Armut, acht von zehn haben nicht genug zu essen. Die Inflation und ein beispielloser Anstieg der Lebensmittelpreise haben die Nahrungsmittelkrise in den vergangenen Monaten verschärft. Die in der Region tätigen Hilfsorganisationen rufen alle Parteien auf, von einer weiteren Eskalation abzusehen und die Zivilbevölkerung zu schützen. Die Gewalt darf die Hilfsmaßnahmen in dieser kritischen Jahreszeit nicht behindern. Ein landesweiter Waffenstillstand muss eingehalten und eine politische Lösung gesucht werden, um das seit mehr als einem Jahrzehnt andauernde Leid der Menschen in Syrien zu lindern.
Hilfe für syrische Familien
Save the Children setzt alles daran, syrische Kinder und ihre Familien zu unterstützen. Wir sind seit Beginn des Syrien-Konflikts vor Ort und unterstützen Kinder und ihre Familien mit Hilfe von lokalen Partnerorganisationen. Zudem haben wir 2014 gemeinsam mit der Frauenzeitschrift BRIGITTE die Aktion 'Ein Schal fürs Leben' gestartet, um auf die Lage der syrischen Kinder aufmerksam zu machen und ein Zeichen gegen Kriege zu setzen. Seit Beginn der Aktion kamen insgesamt rund 2,5 Millionen Euro zusammen, die direkt in Hilfen von Save the Children für geflüchtete Kinder in Syrien und den Nachbarländern flossen. Dieses Jahr sind u.a. die Schauspieler*innen Elyas M'Barek, Iris Berben, Katharina Wackernagel und Andreas Pietschmann, sowie TV-Moderator Amiaz Habtu und die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger bei der Aktion dabei.
Schal fürs Leben - Aktionstag am 10. Dezember
Save the Children und BRIGITTE setzen mit dem Schal auch ein Zeichen für Zusammenhalt in Krisenzeiten. Wir rufen alle Unterstützer*innen auf, ihn am Aktionstag, den 10. Dezember, beim Einkaufen, beim Spazierengehen oder auf dem Weg zur Arbeit zu tragen und Selfies mit Schal oder einfach einen Schal-Emoji auf den eigenen Social-Media-Kanälen zu posten. Zusätzlich freuen wir uns über alle, die die Aktion mit einer Spende unterstützen. Mit 108 Euro können wir beispielsweise Pakete mit Grundnahrungsmitteln wie Reis, Öl und Bohnen für fünf Familien bereitstellen.