Pakistan: Klimawandel ist Synonym für Hochwasser und Malaria
Der Klimawandel beschleunigt die Ausbreitung von Malaria. In Pakistan vervierfachten sich die Malaria-Fälle nach extremen Hochwassern im letzten Jahr. Für die Hebamme Fazila Kalimullah und Millionen von Einwohner*innen Pakistans sind diese Entwicklungen lebensbedrohlich. Der Globale Fonds reagierte schnell.
Niemand konnte die Überschwemmungen aufhalten.
Fazila, eine 25-jährige Hebamme, wurde durch einen Notruf unterrichtet, dass ihr Dorf in der pakistanischen Provinz Sindh zu evakuieren sei.
In den darauffolgenden acht Tagen transportierte Fazila ihr gesamtes Hab und Gut in der sengenden Hitze Pakistans in ein Haus auf einem Hügel, der bei den letzten Monsun-Überschwemmungen trocken geblieben war.
Anschließend brachten sich Fazila und ihre Mutter in Sicherheit.
Alles war unter Wasser
"Das war wirklich eine schwere Zeit, denn es war sehr heiß, und es gab weder fließendes Wasser noch Waschräume. Alle unsere Sachen waren unter Wasser."
Fazila KalimullahDoch diese Überschwemmung war anders. Einige Tage später war ihr Dorf vollständig unter Wasser – auch das Haus, in das Fazila ihren gesamten Besitz gebracht hatte. Die beiden folgenden Wochen verbrachten Fazila und ihre Mutter in einem Zelt in einem Notlager auf einer Brücke.
Als beide endlich wieder in ihre Ein-Zimmer-Wohnung zurückkehren konnten, stand Fazila das Wasser innen buchstäblich bis zum Halse. Die Wände hatten Risse, Küche und Bad waren zerstört, und alles war voller Schlamm und Müll. Also schlugen sie auf dem Hof neben ihrem zerstörten Zuhause ein Zelt auf.
Fazila und ihre Mutter sind in derselben Lage, da ihr Zuhause weiterhin nicht sicher und nicht bewohnbar ist.
Krisen bewältigen und gleichzeitig andere schützen
Durch ihre eigene Krisenbewältigung schützt Fazila auch ihre Gemeinschaft.
Fazila arbeitet als Hebamme im Indus Hospital in Sehwan, Pakistan. Als sie 16 Jahre alt war, sah sie, wie ihre Tante bei einer Entbindung starb. Daraufhin beschloss sie, Ärztin zu werden, um andere Frauen zu schützen. Doch da ihre Familie das Medizinstudium nicht bezahlen konnte, wurde sie stattdessen Hebamme.
Kurz nach der Rückkehr in ihr zerstörtes Haus begann Fazila in mobilen Gesundheitsstationen zu arbeiten, die vom Indus Hospital and Health Network mit Unterstützung des Globalen Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria eingerichtet worden waren.
Die Gesundheitsstationen wurden im August entsendet, um Gemeinschaften, die am schlimmsten von den Überschwemmungen betroffen waren, grundlegende Gesundheitsleistungen zu bieten. Als das Wasser den höchsten Pegelstand erreichte, fuhren Fazila und ihre Kolleg*innen mit dem Boot zu Dörfern, die durch den steigenden Wasserspiegel vollständig abgeschnitten waren.
Für die Menschen in Dörfern, die sich noch immer nicht von der verheerenden und bislang einmaligen Notlage im letzten Sommer erholt haben, erbringen diese mobilen Kliniken weiterhin grundlegende Gesundheitsleistungen.
Fazilas Aufgabe in den mobilen Gesundheitsstationen besteht unter anderem darin, Menschen auf Malaria zu testen und zu behandeln. Denn das steigende Hochwasser trieb die Fallzahlen rasch in die Höhe und bot darüber hinaus eine optimale Brutstätte für Moskitos, die die Krankheit übertragen. Ein Video, das die Geschichte von Fazila erzählt, können Sie sich hier ansehen.
Klimawandel beschleunigt Ausbreitung von Malaria
Der Klimawandel ist für schlimmere und häufigere Extremwetterereignisse wie Stürme, Dürren, Buschbrände und Hochwasser verantwortlich. Ursache für die bislang einmaligen Überschwemmungen im letzten Jahr und den anschließenden massiven Anstieg der Malaria-Fälle in Pakistan war eine starke Hitzewelle. Unmittelbar danach kam es zu überraschend starken Monsunregen und einem Abschmelzen von Himalaja-Gletschern.
Rasanter Anstieg bestätigter Malaria-Fälle
Laut der Weltgesundheitsorganisation gab es 2022 in 60 Bezirken Pakistans über 1,6 Millionen bestätigte Malaria-Fälle – eine Vervierfachung der 400.000 Fälle, die im Vorjahr registriert wurden.
Zudem stieg der Anteil von Malaria-Fällen durch Moskitos, die den gefährlicheren Parasiten Plasmodium falciparum in sich tragen, der in der Regel in Teilen Afrikas und nicht in Asien beheimatet ist.
Fazila erinnert sich daran, dass 50 Prozent ihrer Patient*innen in der mobilen Klinik positiv auf die Krankheit getestet wurden. Auch die Leiterin des Indus Hospital and Health Network, Dr. Mah Talat, berichtet von ganzen Moskito-Wolken, die so dick waren, dass ein Hindurchschauen praktisch nicht mehr möglich war. Alle vom Hochwasser betroffenen Menschen, die sie traf, hatten entweder selbst Malaria oder daran erkrankte Familienangehörige. Ihr zufolge waren die Überschwemmungen und die damit verbundene Gesundheitskrise verheerend, und die Notlage ist noch längst nicht ausgestanden.
Die schnelle Reaktion des Globalen Fonds
Der Globale Fonds hat auf die Überschwemmungen und die damit verbundene gesundheitliche Notlage in Pakistan rasch reagiert.
Unmittelbar nach dem Hochwasser halfen Mittel des Globalen Fonds beim Aufbau medizinischer Notlager und mobiler Kliniken, in denen Fazila und ihre Kolleg*innen grundlegende Gesundheitsleistungen wie Malaria-Screening und -Behandlung erbrachten. Mit Unterstützung des Globalen Fonds wurden auch sauberes Wasser, Lebensmittelpakete und Generatoren bereitgestellt.
Malaria zählt zu den klimasensitivsten Infektionskrankheiten. Der Klimawandel verursacht in vielen Regionen weltweit einen Anstieg der Malaria-Fälle und -Todesfälle, die häufig die ärmsten und entlegensten Gemeinschaften betreffen.
Der Globale Fonds unterstützt fortwährende Bemühungen zur Malaria-Kontrolle in ganz Pakistan. Hierzu zählen Malaria-Tests und -Behandlungen in Dörfern, die Verteilung von mit Insektiziden behandelten Moskitonetzen, das Besprühen von Innenräumen sowie Aufklärungskampagnen für Gemeinschaften, die am meisten von der Krankheit heimgesucht werden. Darüber hinaus wurden Mittel verwendet, um Labore und Kliniken, die während des Hochwassers beschädigt oder zerstört wurden, zu reparieren und instand zu setzen.
Fazila ist nach und nach damit beschäftigt, ihre Wohnung wieder bewohnbar zu machen und das verlorene Hab und Gut zu ersetzen.
Doch die näher rückende Monsun-Saison in diesem Sommer macht ihr Angst.
Der Globale Fonds bemüht sich zusammen mit Regierungen und Partnern um die Bekämpfung von Malaria und ruft zu weiteren Investitionen auf, um Menschen vor den akuten tödlichen Folgen der Erderwärmung für die Gesundheit zu schützen.
Autorin: Melanie Sharpe. Bericht von Tazeen Bari, Fotos von Saiyna Bashir. Ein großer Dank gilt dem Indus Hospital and Health Network in Pakistan für seine Unterstützung.
Auch Save the Children setzt sich für die Bekämpfung vermeidbarer Krankheiten wie Malaria ein. Patricia Kramarz, Advocacy Managerin für Globale Gesundheit und Ernährung bei Save the Children Deutschland sagt dazu: „Nahezu jede Minute stirbt ein Kind unter fünf Jahren an Malaria. Viele dieser Todesfälle sind vermeidbar und behandelbar. Aber viele betroffene Kinder haben keinen Zugang zu Malaria Prävention und Behandlung. Deshalb setzt sich Save the Children dafür ein, dass Gesundheitssysteme gerade in Ländern des globalen Südens gestärkt werden und Kinder Zugang zu den Gesundheitsdiensten haben, die sie brauchen.“