Plötzlich wohnungslos: Wie ein Partnerprojekt Jugendlichen in Berlin durch die Pandemie hilft
Vor Ausbruch der Corona-Pandemie hatte der 24-jährige Kevin* eine klare Perspektive: Eine eigene Wohnung und einen Ausbildungsplatz als Koch. Doch mit dem zweiten Lockdown im Dezember 2020 verliert er beides. Zwei Wochen schlägt er sich alleine auf der Straße durch. Dann sucht er sich Hilfe und findet diese in dem Covid-19-Nothilfeprojekt von Save the Children und der KARUNA Sozialgenossenschaft.
Die Corona-Pandemie hat vielen Menschen die Existenzgrundlage genommen. Vor allem die Gastronomie war schwer betroffen. Das hat Kevin*, zu Beginn der Pandemie gerade in seiner Ausbildung in einem Restaurant, selbst zu spüren bekommen. Nach erneuter Schließung des Restaurants im zweiten Lockdown musste er seine Pläne, Koch zu werden, vorerst aufgeben. "Ab dann habe ich viel Zeit zuhause verbracht, bin eher weniger rausgegangen, (...) bin im kleinen Kreis geblieben und wenig U-Bahn gefahren", erinnert sich Kevin* an diese schwierige Zeit, in der er versuchte, sich vor einer Ansteckung zu schützen.
Nachdem er seinen Ausbildungsplatz verloren hat, wird Kevin* wohnungslos. Auf der Straße merkt er schnell, dass Menschen nun anders auf ihn reagieren.
Schnelle Hilfe: Unterkunft in einem Hostel
Seitdem wünscht sich Kevin* nichts dringlicher als ein sicheres Zuhause und ein eigenes Bett. Die Nächte und Tage auf der Straße sind lang und hart. "(…) Ich [hatte] plötzlich keinen festen Wohnsitz mehr, dadurch saß ich auf der Straße. Ich konnte nirgendwo schlafen und hatte alle meine Sachen von zuhause dabei. Viele Taschen, drei Rucksäcke – ich war total behangen und musste irgendwo damit hin", erzählt Kevin*.
Die Corona-Pandemie erschwert die Kontaktaufnahme mit Behörden, Notunterkünfte für Wohnungslose sind durch verringerte Aufnahmekapazitäten knapper denn je. Nach zwei Wochen ist für Kevin* klar: Ohne Hilfe gibt es keinen Ausweg aus dieser schwierigen Situation. Über einen Kontakt erfährt er von dem Nothilfeprojekt für wohnungslose junge Menschen wie ihn.
Über das Projekt bekommt Kevin* die Möglichkeit in einem mit KARUNA kooperierenden Hostel unterzukommen: "Ich hatte nicht erwartet, dass das so schnell geht", erzählt er. "Dort wohne ich gerade und kann da meine Sachen ablegen, schlafen und duschen. Ich kann mir auch ein Lunchpaket holen morgens, weil ich mir da im Zimmer nichts zu essen kochen kann. Und dann gibt es die Abmachung mit dem Drugstop, dass ich dahin gehe und mit den Sozialarbeitern dort spreche und esse. Das habe ich alles in Anspruch genommen", so Kevin* über seine jetzige Situation.
Über die Anlaufstellen von KARUNA wie den Drugstop haben wohnungslose Kinder und Jugendliche Zugang zu verschiedenen Unterstützungsangeboten. In Kooperation mit Save the Children werden dort auch Notfallkits mit Hygieneartikeln verteilt, die es den jungen Menschen ermöglichen, sich während der Pandemie besser vor einer Ansteckung mit dem Virus zu schützen. Zusätzlich vermittelt das Team von KARUNA den Jugendlichen sichere Schlafplätze und bietet psychosoziale Beratung an, um gemeinsam mit den jungen Menschen neue Perspektiven zu entwickeln. Mitgestaltet werden die einzelnen Projektaktivitäten von Jugendlichen, die selbst Erfahrungen mit dem Leben auf der Straße gemacht haben.
Stabilität schafft neue Perspektiven
Seit drei Monaten ist Kevin* nun mit KARUNA in Kontakt. Er verbringt viel Zeit im Drugstop und hilft in einem Straßencafé in der Nachbarschaft aus. Das Café verteilt unter anderem Essensspenden an Menschen in Not. Damit kann sich Kevin* sehr gut identifizieren: "Es freut mich auch, wenn Leute aus der Nachbarschaft Essensspenden vorbeibringen. Und wenn Leute vorbeilaufen und fragen, ob sie was haben können, sage ich immer ja, biete denen was an. (…) Das Leben auf der Straße ist manchmal auch schön. Man kann es gar nicht erklären: Du gehst raus und triffst zufällig Menschen und hilfst dir gegenseitig", so Kevin*.
Der Austausch mit anderen Menschen bei KARUNA und in dem Café hilft Kevin* dabei, sich wieder gesehen und gehört zu fühlen. Hier findet er die nötige Stabilität, um Zukunftspläne zu schmieden, eine neue Arbeit zu finden und wieder in einer komplett eigenen Wohnung zu leben.
So können Sie unsere Hilfe in Deutschland unterstützen
Seit Beginn der Covid-19-Pandemie im Frühjahr 2020 unterstützt Save the Children – gemeinsam mit der KARUNA Sozialgenossenschaft – wohnungslose Kinder und Jugendlichen im Alter von 14 bis 27 Jahren. Über die verschiedenen Angebote konnten bislang mehr als 1.400 junge Menschen erreicht werden. Diese Zahl wächst mit Ihrer Unterstützung weiter.
*Name zum Schutz der Identität geändert