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Publisher Save the Children19.04.2022

Projektbesuch in Guatemala

Kristina Ruhe, Andreas Jahnel und Krystelle Lochard waren auf Projektreise in Guatemala. Hier setzen wir uns für den Schutz von Kindern ein, die vor allem während der Kaffee-Erntezeit nicht zur Schule gehen können oder bei der Ernte mithelfen.

Ein Leben ohne Kaffee? Für viele von uns kaum vorstellbar. In Guatemala werden große Teile des Landes für den Kaffeeanbau genutzt. Sehr arme Familien arbeiten dort als Saisonarbeiter. Da das eigene Einkommen nicht ausreicht, werden Kinder in der Erntesaison mit auf die Kaffeeplantagen genomme und sind Verletzungsrisiken ausgesetzt. Durch gezielte Betreuungsangebote will Save the Children in Kooperation mit Tchibo diese Kinder besser schützen und unterstützen. Kristina, Andreas und Krystelle erzählen von ihrem Projektbesuch.

1. Ihr seid vom 08. Bis 16. März auf Projektreise in Guatemala gewesen – Welches Projekt habt ihr besucht?

Kristina: Wir waren in Jacaltenango, einer Gemeinde, in der vor allem Kaffee produziert wird. Dort haben wir im August 2014 zusammen mit Tchibo ein Projekt gestartet, das sich an die Kinder der Kaffeebauern richtet, die ihre Eltern oft zur Arbeit begleiten, bei der Ernte helfen oder an den gefährlichen Berghängen spielen. Unser Ziel ist es, sie vor schädlicher Kinderarbeit zu schützen, Betreuungsangebote zu schaffen und die Lebensgrundlagen ihrer Familien zu stärken. Darüber hinaus setzen wir uns dafür ein, die Qualität von Bildung deutlich zu verbessern und Kinder dazu zu bewegen, rechtzeitig und verlässlich die Schule zu besuchen. Wichtig ist vor allem, dass Kinder über ihre Rechte aufgeklärt werden und die Möglichkeit haben, sicher zu spielen und zu lernen.   

+ VULKANAUSBRUCH IN GUATEMALA +

Nach dem heftigen Ausbruch des Volcán de Fuego (Feuervulkan) am 3. Juni ist das Länderbüro von Save the Children vor Ort um die Situation einzuschätzen und Hilfsmaßnahmen einzuleiten. Die Projekte in Jacaltenango und Chiquimula sind von dem Vulkanausbruch nicht betroffen.

2. Warum ist das Thema Kinderarbeit von so großer Relevanz?

Krystelle: Weltweit müssen 152 Millionen Kinder im Alter zwischen fünf und siebzehn Jahren Kinderarbeit leisten. Das entspricht fast eines von zehn Kindern weltweit. Kinderarbeit ist schädlich, wenn sie die Entwicklung einschränkt, wenn Kinder nicht mehr zur Schule gehen können oder sie keine Freizeit mehr haben. Der Hauptgrund für Kinderarbeit ist die Armut. In Guatemala leben 68,2% der Kinder unter 18 Jahren in armen Haushalten. Deswegen fokussiert unsere Programmarbeit in Guatemala darauf, den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen. Bildung ist da der Schlüssel für eine bessere Zukunft. Durch qualitativ hochwertige Schulbildung sollen Kinder die Möglichkeit bekommen sich zu entwickeln, um in Zukunft Zugang zu diversen Einkommensmöglichkeiten zu bekommen und der Armut zu entkommen.

3. Wie hilft Save the Children den Kindern vor Ort in Guatemala?

Andreas: In erster Linie bieten wir altersgerechte Betreuung für die Kinder der Kaffeebauern und der örtlichen Gemeinden an. Während die Eltern arbeiten, werden die Kinder durch spielerisches Lernen gefördert und die größeren Kinder können ihre schulischen Inhalte vertiefen. Außerdem bekommen sie eine ausgewogene Ernährung und werden regelmäßig untersucht.

Kristina: Damit unsere Arbeit auch Bestand hat, nachdem unsere Projekte beendet sind, bilden wir Menschen aus der Gemeinde aus, die zum Beispiel die Kinderbetreuung übernehmen. Ich habe mit einem 13-jährigen Mädchen gesprochen, die von Projektbeginn an von uns betreut wurde. Sie hat mittlerweile die Schule beendet und bringt nun selbst den kleineren Kindern Lesen und Schreiben bei. 

4. Was hat euch am meisten berührt und ist euch in Erinnerung geblieben?

Andreas: Mich hat die Ungleichheit des Landes sehr mitgenommen. Während es in Guatemala City sechs-spurige Hauptstraßen, Luxushotels und viele Bürokomplexe gibt, leben die Familien in den ländlichen Gebieten teilweise unter unvorstellbaren Verhältnissen. Umso mehr hat mich fasziniert, mit wie viel Herzblut unsere Kollegen vor Ort arbeiten und wie viel sie in der kurzen Zeit auf die Beine gestellt haben. Ihre Begeisterung ist ansteckend und wir haben Kinder und Eltern kennengelernt, die sich mittlerweile selbst in unseren Projekten engagieren.

Kristina: Wir wurden während unseres Besuchs von den „Niñez Comunicadores“ interviewt, das sind 8 bis 12-jährige Kinder, die im Rahmen unseres Kinderschutzprojektes ein Radioprogramm für Kinder erstellen und dort über Kinderrechte informieren. Das Radio ist eines der wenigen Dinge, das auch in abgelegenen Gebieten verbreitet ist. Ich war sehr beeindruckt, wie selbstbewusst die Kinder mit uns gesprochen haben und wie eigenständig sie arbeiten. Damit sie möglichst viele Kinder mit ihrem Programm erreichen, sprechen sie sowohl in der Maya-Sprache Poptí – ihrer eigentlichen Muttersprache –als auch in Spanisch, was sie häufig erst in der Schule lernen.   

5. Wie wirkt sich der Projektbesuch auf euren Arbeitsalltag hier in Deutschland aus?

Kristina: Wenn ich Reports aus den Projekten lese, sind diese oft sehr abstrakt und technisch. Jetzt habe ich selbst eine Vorstellung von dem, was vor Ort passiert und kann ganz anders und viel persönlicher kommunizieren.

Andreas: Meine Arbeit besteht oft aus komplexen Excel-Tabellen und vielen Zahlen. Nach einem Projekt-Besuch fällt es mir viel leichter, mich in die Situation vor Ort hineinzuversetzen und Probleme und Herausforderungen nachzuvollziehen.

Über die Interviewpartner: 
Kristina Ruhe ist Key Account Managerin und betreut u.a. die Unternehmenskooperation von Save the Children Deutschland mit Tchibo.
Andreas Jahnel arbeitet im Projektcontrolling und prüft unter anderem, ob die Gelder vor Ort so ein gesetzt werden, wie es von den Geldgebern vorgegeben ist.
Krystelle Lochard koordiniert die Programmarbeit in Guatemala für Save the Children Deutschland.

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