Rohingya berichten von Hunger, Tod und Verzweiflung
Knapp 400 Angehörige der Rohingya-Minderheit trieben monatelang in Booten im Golf von Benaglen. Kinder und Jugendliche haben Save the Children von ihren erschütternden Erlebnissen auf See berichtet. Sie waren im April gerettet worden, nachdem sie zuvor etwa zwei Monate lang ohne ausreichend Nahrung und Wasser in überfüllten Booten ausgeharrt hatten.
Rohingya auf der Flucht
Seit der schwierigen Situation für die Minderheit der Rohingya in Myanmar im Sommer 2017 leben hunderttausende Angehörige der Volksgruppe unter prekären Bedingungen in dem riesigen Flüchtlingslager von Cox’s Bazar in Bangladesch. Viele verlassen das Lager auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen für sich und ihre Kinder, jedoch sind sie in den Nachbarländern nicht willkommen.
Die Mädchen und Jungen waren mit ihren Familien auf dem Weg nach Malaysia, wurden jedoch von den dortigen Behörden nicht an Land gelassen. Einige Kinder mussten mit ansehen, wie die Leichen ihrer eigenen Eltern über Bord geworfen wurden.
Monatelanger 'Alptraum'
Medien berichten über ein weiteres Schiff, das mehr als 200 Rohingya-Flüchtlinge an Bord hatte und vor der Küste von Langkawi abgefangen wurde. Es wurde am 8. Juni von den malaysischen Behörden an Land gebracht. Es wird vermutet, dass die Angst vor COVID-19 und der damit verbundenen Quarantäne die Rohingya-Flüchtlinge zur vermehrten Flucht aus den Camps drängen könnte. Der 16-jährige Aziz* gehört zu denen, die im April gerettet wurden. Er berichtete Save the Children Anfang Mai, dass er fast zwei Monate lang auf See eingeschlossen war. Das Boot, mit dem er unterwegs war, wurde aufgrund der COVID-19-Beschränkungen drei Mal von Malaysia abgewiesen.
Die achtjährige Sara* erzählte den Mitarbeiter*innen von Save the Children, dass sie mit ihrer Mutter und ihrem 9-jährigen Bruder versuchte, mit dem Boot nach Malaysia zu gelangen. Saras Mutter starb auf dem Boot, ihre Leiche wurde vor den Augen ihrer Kinder ins Meer geworfen. Das Schiff wurde nach Bangladesch zurückgebracht. Sara und ihr Bruder werden nun von ihren Großeltern im Lager in Cox's Bazar betreut. Sara* erhält psychologische Unterstützung, um ihr Trauma zu bewältigen.
Langfristige Lösungen gefordert
Save the Children ruft alle Staaten in der Region dazu auf, die Verantwortung sowohl für den Schutz als auch für die Versorgung der Rohingya aufzuteilen und gleichzeitig Myanmar dazu zu bringen, eine langfristige Lösung für diese Krise zu finden. Die asiatischen Länder haben sich in der Bali-Erklärung von 2016 zur Rettung von Bootsflüchtlingen und zur Zusammenarbeit bei deren Aufnahme verpflichtet. Regierungen sollten COVID-19 nicht als Entschuldigung dafür benutzen, Flüchtlingen ihre Rechte zu verweigern. Vertriebene Rohingya müssen sicher, in Würde und freiwillig in ihre Städte und Dörfer zurückkehren können, die Rechte der Kinder und ihrer Familien als gleichberechtigte Bürger Myanmars müssen respektiert werden. Die Regierung Myanmars muss schnelle und konkrete Maßnahmen ergreifen, damit die Rohingya-Kinder sicher aufwachsen können.
*Name aus Schutzgründen geändert