Rund um die Welt im Einsatz: Das Notfallteam der Emergency Health Unit
Sie sind in 72 Stunden vor Ort, wenn ein Notfall eintritt: Das internationale Netzwerk der Emergency Health Unit wurde 2015 von Save the Children gegründet, um Kindern und ihren Familien in Not schnell, kompetent und direkt zu helfen. Hier berichtet die Leiterin des medizinischen Notfallteams Rachel Pounds von den Herausforderungen während der Corona-Pandemie und davon, in welchen Regionen dieses Jahr besonders viel Unterstützung gebraucht wird.

Wenn schnelle Hilfe in humanitären Krisen oder Naturkatastrophen benötig wird, sind sie zur Stelle: Die Notfallhilfeteams der Emergency Health Unit (EHU) sind durch langjährigen Einsatz in einigen der abgelegensten Gebiete der Welt für viele akute Notfälle ausgerüstet. Im Fokus ihrer Arbeit steht vor allem die medizinische Versorgung besonders gefährdeter Kinder und deren Familien. Seit ihrer Gründung konnte die EHU mehr als 3,3 Millionen Menschen weltweit erreichen und über 9.000 Gesundheitskräfte ausbilden – und so in Notfällen auf der ganzen Welt dazu beitragen, Leben zu retten.
Rachel Pounds leitet die medizinischen Notfallhilfeteams der EHU weltweit und weiß, worauf es in Krisenzeiten ankommt. Durch die Corona-Pandemie wurde die lebensrettende Arbeit der EHU zusätzlich erschwert. Hier gibt Pounds einen Einblick in akute Herausforderungen – und in die Erfolge, die die EHU trotz schwieriger Bedingungen weltweit erzielen konnte.

Was sind Herausforderungen für die EHU während der COVID-19-Pandemie und welche Maßnahmen haben dabei geholfen, diese zu bewältigen?
Die COVID-19-Pandemie hat uns vor viele Herausforderungen gestellt. Wir sahen uns mit geschlossenen Grenzen, eingeschränkten Flügen, wiederholten Quarantänezeiten und neuen Reiseprozessen für unsere Mitarbeiter*innen konfrontiert. Dadurch dauerte es viel länger, unsere Nothilfeteams direkt vor Ort zu bringen, und in einigen Fällen kamen sie gar nicht erst zum Einsatz.
Wir reagierten jedoch schnell und passten unsere Arbeitsweise an. So stellten wir finanzielle Mittel und technische Unterstützung für einige der Länder bereit, in denen Kinder am meisten gefährdet waren, wie im Jemen und in Kolumbien. Bereits zu Beginn der Pandemie haben wir unsere Expert*innen für Infektionskrankheiten in einige der Hotspots entsandt, um Hilfe zu leisten. Viele EHU-Mitarbeiter*innen haben die COVID-19-Bekämpfung in ihren eigenen Ländern direkt angeleitet, wie etwa in Kenia, der Elfenbeinküste, im Senegal und in Pakistan.
Was waren wichtige Erfolge, die die EHU während der Pandemie in einigen der am stärksten betroffenen Länder erzielen konnte?
Durch Fern- und Inlandseinsätze konnten wir 18 Länder- und Regionalbüros von Save the Children weltweit direkt unterstützen. Dadurch war es uns möglich, mehr als 214.800 Kinder, Erwachsene und Save the Children Mitarbeiter*innen mit unseren Maßnahmen zu erreichen.

Welche Rolle spielt gesellschaftliches Engagement und das Einbinden von lokalen Gemeinden für die Arbeit der EHU?
Das Engagement lokaler Gemeinden ist für die Arbeit der Emergency Health Unit unerlässlich. Bei unserem COVID-Einsatz in Bangladesch haben wir in Zusammenarbeit mit Einheimischen und Geflüchteten einen Rechtekatalog für Patient*innen entwickelt, um sicherzustellen, dass die Menschen vor Ort ihre Rechte kennen, wenn sie in unseren Einrichtungen medizinische Versorgung in Anspruch nehmen möchten. Dazu zählt etwa das Recht auf kostenlose medizinische Versorgung. Die Entwicklung dieser Charta war ein großer Erfolg und wird nun in vielen Gesundheitsprogrammen von Save the Children auf der ganzen Welt eingesetzt.
Darüber hinaus ist die Einbindung von Gemeinden grundsätzlich ein wichtiger Bestandteil unserer COVID-Maßnahmen weltweit. Uns ist es hier besonders wichtig, Kinder und ihre Familien über das Coronavirus aufzuklären und sie darüber zu informieren, wie sie sich schützen und Zugang zur Gesundheitsversorgung erhalten können.

Mit Blick auf 2021: Wo wird die EHU besonders gebraucht?
Im Moment sind wir sehr besorgt über die Situation in Malawi, wo sich die COVID-Infektionen schnell ausbreiten. Das Gesundheitssystem in Malawi ist sehr instabil und wird mit mehr COVID-Patient*innen bald überlastet sein. Es gibt zum Beispiel insgesamt nur 20 Beatmungsgeräte und 25 Betten auf den Intensivstationen für eine Bevölkerung von 18 Millionen Menschen. Selbst Länder mit stärkeren Gesundheitssystemen haben bereits Probleme, die zweite und dritte Welle der Pandemie zu bewältigen. Daher haben wir ein Nothilfeteam nach Malawi geschickt, um das Gesundheitssystem und die COVID-Maßnahmen zu unterstützen, Schulungen durchzuführen und mit dem Gesundheitspersonal vor Ort in vier Feldkrankenhäusern zusammenzuarbeiten.
Zudem sind wir sehr alarmiert über die steigende Anzahl von Kindern, die in Ländern wie dem Südsudan und Somalia hungern. Unsere Teams sind rund um die Uhr in Bereitschaft, um bei Bedarf Notversorgungszentren für Kinder einzurichten. Mit großer Sorge beobachten wir die Berichte über einen neuen Ebola-Ausbruch in verschiedenen Ländern in West- und Zentralafrika. Wir haben 2018/19 die Ebola-Bekämpfung von Save the Children in der Demokratischen Republik Kongo aufgebaut und geleitet. Dadurch konnten wir bereits viele Erfahrungen sammeln und können schnell reagieren, falls es zu einem erneuten Ausbruch kommt.