Save the Children & Tchibo: Bildungsprojekt in Guatemala
Unter dem Motto „Jede Packung ein Kinderlächeln“ startete diese Woche unser Partnerprojekt mit Tchibo. Für jede verkaufte Packung Privatkaffee fließt eine Spende in ein Bildungsprojekt in der Region Chiquimula in Guatemala.
Das Projekt richtet sich an Jungen und Mädchen im Alter von zwei bis 13 Jahren. Sie werden in Schulen und Kitas gefördert, während die Eltern (meist Wanderarbeiter indigener Herkunft) auf den Farmen den Kaffee pflücken. Denn gibt es keine Unterbringungsmöglichkeiten für Kinder, werden diese oft mit auf’s Feld genommen. Die Grenze zu unzulässiger Kinderarbeit ist dabei fließend.
Sandra Coy, Chefredakteurin Corporate Communications von Tchibo, sprach mit unserer Geschäftsführerin Kathrin Wieland über die Herausforderungen in Guatemala.
Frau Wieland, seit wann ist Save the Children in Guatemala?
Kathrin Wieland: Seit 30 Jahren ist Save the Children in Guatemala aktiv und hat jahrelange Erfahrungen insbesondere in den Regionen Huehuetenango, Sololá, Quiché, Guatemala, Chiquimula und Izabal. In Guatemala, wie überall auf der Welt, setzen wir uns für die Rechte aller Kinder auf Gesundheit und Überleben, Bildung sowie Schutz vor Gewalt und Ausbeutung ein.
Vor welchen Herausforderungen stehen Sie gerade in Guatemala?
Kathrin Wieland: Guatemala ist ein Land mit großen sozialen Problemen. Über die Hälfte aller Menschen leben in extremer Armut – oft von weniger als 1 Euro pro Tag. Fast 50% der Kinder im Alter von 1 bis 5 Jahren sind mangelernährt. Die medizinische Versorgung ist außerdem völlig unzureichend. Nur 11% der Bevölkerung haben überhaupt Zugang zu medizinischer Versorgung. In den ländlichen Regionen, also auch in unserem Projektgebiet, verschärft sich zudem die Situation. Trotz der allgemeinen Schulpflicht können 28% der Mädchen und Jungen weder lesen noch schreiben. Wer nie lesen und schreiben gelernt hat, ist ein Leben lang im Nachteil. Bildung ist nicht nur ein Kinderrecht, sondern ein Weg Armut mit all ihren negativen Folgen zu überwinden.
In Guatemala gibt es keine „Kita-Tradition“. Wie überzeugen Sie die Familien ihre Kinder abzugeben?
Kathrin Wieland: In Guatemala gibt es eine verbindliche Schulpflicht für Kinder im Alter von 7 bis 14 Jahren. Die Einschulungsrate liegt bei über 90%, aber 60% der Kinder (vor allem in ländlichen Regionen) verlassen die Schule nach der vierten Klasse, darunter viele ohne Abschluss. Das möchten wir mit unserem Bildungs- und Betreuungsprojekt ändern. Oft müssen wir gar nicht viel Überzeugungsarbeit leisten, denn viele Eltern sind froh, dass ihre Kinder, während sie auf der Kaffeefarm arbeiten, betreut werden. In der Erntezeit von November bis Februar liegen die Schulferien. Es ist üblich, dass die Kinder ihre Eltern begleiten. Die Kinder sind sich oft selbst überlassen, spielen an den steilen Hängen der Kaffeefarmen. Das kann sehr gefährlich sein. Ein Vater hat uns erzählt, dass seine kleinen Kinder im letzten Jahr fast von einem herabfallenden Felsbrocken schwer verletzt worden wären. Er ist deshalb sehr froh, seine Kinder in unserem Projekt gut aufgehoben zu wissen.
Warum arbeiten Sie hier mit Tchibo zusammen?
Kathrin Wieland: Mit Tchibo haben wir einen engagierten und verantwortungsbewussten Partner gefunden. Gemeinsam haben wir ein nachhaltiges Projekt entwickelt, um die Situation der Familien langfristig zu verändern, damit diese ihre Zukunft selbst gestalten können.
Welche Schwierigkeiten könnte es bei der Umsetzung geben?
Kathrin Wieland: Unser Projekt richtet sich an Kinder im Alter bis zu 13 Jahren. Nur, wenn wir die Erwachsenen mit einbeziehen, können wir kulturelle Hindernisse überwinden. Es kann erklärungsbedürftig sein, warum es besonders wichtig für 13-Jährige ist, mehr zu lernen. Nur wenn alle Bezugspersonen, wenn Eltern und Lehrer gemeinsam an einem Strang ziehen, kann das Projekt erfolgreich sein.
Was passiert mit dem Projekt, wenn die Spendensumme aufgebraucht ist?
Kathrin Wieland: Wir arbeiten schon jetzt eng mit lokalen Organisationen zusammen, zum Beispiel der Kommune Olopa in Chiquimula. Das Interesse ist groß, Kinderbetreuung während der Erntezeit langfristig zu gewährleisten. Die Chancen stehen gut, dass Teile des Projekts später von guatemaltekischen Trägern finanziert werden.
Könnte man das Projekt auch auf andere Standorte in Süd/Lateinamerika übertragen?
Kathrin Wieland: Natürlich basieren all unsere Bildungsprojekte auf bestimmten elementaren Grundsätzen. Allerdings muss jedes Projekt an die jeweiligen kulturellen Gegebenheiten angepasst werden. Um dies optimal umsetzen zu können, arbeiten wir in der Regel mit lokalen Partnerorganisationen zusammen.