Syrien: Kinder leiden unter großem psychischen Stress
Tausende Kinder, die vor Kurzem aus der letzten IS-Bastion im Nordosten Syriens geflohen sind, zeigen starke Anzeichen von psychischer Belastung. Sie wurden Zeuge unmenschlicher Gewalt und werden eine jahrelange psychologische Betreuung brauchen, um sich von ihren Erfahrungen zu erholen.
Die elfjährige Mai* lebte mit ihrer Familie mehrere Jahre unter der IS-Herrschaft in der Nähe von Raqqa. Sie wurde unter anderem Zeugin, wie jemand geköpft wurde. Ihr älterer Bruder wurde vor vier Jahren als 17-Jähriger vom IS gefangen genommen. Seitdem hat die Familie ihn nicht mehr gesehen. Mai* floh mit ihren Eltern und drei Schwestern in ein Flüchtlingscamp im Nord-Osten Syriens.
Nervosität, Aggression, Alpträume
Im Lager Al Hol, in dem der Großteil der aus dem IS-Gebiet geflüchteten Menschen untergekommen ist, haben wir Spielräume für Kinder und einen Bereich für unbegleitete Minderjährige eingerichtet. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort berichten, dass die Kinder typische Symptome schweren psychologischen Leids aufweisen, darunter Nervosität, Aggression, Alpträume und Bettnässen. Am stärksten betroffen sind Kinder zwischen zehn und 14 Jahren.
Kinder haben das Gefühl für ein Zuhause verloren
Die Verantwortliche von Save the Children für humanitäre Hilfe in Syrien, Sonia Khush, schildert die Situation im Lager Al Hol: „Viele Kinder wurden schon mehrmals vertrieben, viele kommen ohne ihre Familien an. Sie flohen von einer Notunterkunft zu nächsten, von einem Ort zum anderen, und haben jegliches Gefühl für ein Zuhause verloren. Monate- oder sogar jahrelang sind sie nicht regelmäßig zur Schule gegangen, haben kein gesundes Essen bekommen oder eine Gesundheitsversorgung. Wir tun unser Bestes, aber es muss noch viel mehr passieren, damit es diesen Kindern wieder gut geht.“
Acht Jahre Krieg
Save the Children ist seit Beginn des Syrien-Konflikts vor Ort. In Syrien unterstützen wir Kinder und ihre Familien mit Hilfe von lokalen Partnerorganisationen, die – oft unter gefährlichen Bedingungen – in verschiedenen Regionen Syriens tätig sind. Darüber hinaus helfen wir geflüchteten Kindern und ihren Familien in den Nachbarländern Jordanien, Ägypten, Irak, Libanon und Türkei. Dabei geht unsere Nothilfe acht Jahre nach Ausbruch des Konflikts weit über die reine Überlebenshilfe hinaus.
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* Namen zum Schutz geändert