Syrisches Gesundheitssystem kollabiert: Millionen Kinder in Lebensgefahr
Eine Viertelmillion Menschen sind seit Ausbruch des Konflikts in Syrien an vermeidbaren und behandelbaren Krankheiten gestorben, darunter tausende Kinder – das sind doppelt so viele, wie durch Kampfhandlungen.
“Der Zustand des syrischen Gesundheitssystems bricht mir, als syrischer Arzt, das Herz,” schildert Dr. Ahmad, einer der wenigen Ärzte, die in Syrien noch praktizieren, in dem neuen Bericht „Ein verheerender Tribut“. Der Bericht deckt die grausamen Auswirkungen der fehlenden medizinischen Versorgung in Syrien auf.
Oft finden bei Kindern Amputationen statt, weil keine ausreichende Ausstattung für Behandlungen vorhanden ist. Neugeborene sterben in den Brutkästen aufgrund von Stromausfällen. Da keine Narkotika mehr vorhanden sind, werden Patienten bewusstlos geschlagen, um operiert werden zu können. Hinzu kommt, dass kein Impfstoff mehr vorhanden ist. Dadurch konnten sich Krankheiten wie Polio und Masern ungebremst verbreiten. Geschätzt 80.000 Kinder haben sich in Syrien bereits infiziert. Experten warnen vor einer internationalen Epidemie.
„Ärzte zu finden ist inzwischen reine Glückssache. Oft sind die medizinischen Maßnahmen, um Kinderleben zu retten, reine Verzweiflungstaten.“, sagt Kathrin Wieland, Geschäftsführerin von Save the Children Deutschland. Medikamente sind kaum noch erhältlich, fast die Hälfte der syrischen Ärzte ist geflohen. In Aleppo sind von ehemals 5000 Ärzten nur noch 36 im Einsatz. 93% der Krankenwagen sind fahruntüchtig, gestohlen oder zerstört. Kurz: Das ehemals gut funktionierende Gesundheitssystem des Landes ist komplett zusammengebrochen - mit tödlichen Konsequenzen.
Kathrin Wieland fordert: „Alle Verantwortlichen müssen sich dafür einsetzen, dass ausnahmslos alle Menschen umgehend mit Medikamenten, Nahrung, sauberem Wasser und medizinischer Hilfe versorgt werden können“.