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Publisher Save the Children19.04.2022

Tansania: Kinder in den Mittelpunkt

Tansania wurde in den letzten Jahren immer wieder Zufluchtsort für Menschen aus Burundi. Wir haben mit Peter Walsh, Länderdirektor von Save the Children in Tansania über die Arbeit in den Flüchtlingscamps und die größten Herausforderungen gesprochen.

© Tom Pilston / Save the Children

Anhaltende Gewaltausbrüche in Burundi haben zur Vertreibung von fast 300.000 Kindern, Frauen und Männern geführt. Die Mehrheit sucht Zuflucht im benachbarten Tansania, über die Hälfte der Geflüchteten sind Kinder.

Wie sieht das Leben für Kinder in Tansania aus?  

Peter Walsh: Es gibt kaum Geld für den Bereich Bildung und Gesundheit. Das bedeutet, dass die Bildungsstrukturen kaum existieren und viele Kinder nicht zur Schule gehen. Das liegt nicht daran, dass die Eltern nicht wollen, dass ihre Kinder zur Schule gehen – sondern daran, dass es einfach zu wenig Schulen und zu wenig Lehrpersonal gibt.

Kinder in Tansania haben grundsätzlich keine Stimme und sie können sich nirgends äußern. Unsere Hauptaufgabe besteht darin, das zu ändern.

Peter Walsh, Länderdirektor von Save the Children in Tanzania

Neben den schlechten Bildungsvoraussetzungen sind gerade Flüchtlingskinder in Tansania von Kinderarbeit und sexueller Gewalt betroffen. Es kommt häufig zu Schwangerschaften im Teenageralter und viele Kinder werden minderjährig verheiratet. Kinder mit Behinderung haben keinerlei Chancen, denn für sie gibt es keine Angebote, die sich nach ihren besonderen Bedürfnissen ausrichten. Über 8.000 Kinder sind unbegleitete Minderjährige oder Waisen, deren Eltern entweder getötet wurden oder noch in Burundi sind. Das Leben der Kinder ist also vielen Faktoren ausgesetzt, die ihre Kindheit bedrohen.  

Was macht Save the Children um diese Kinder zu schützen?

Peter Walsh: Unsere Arbeit in Tansania konzentriert sich vor allem auf zwei Bereiche: Bildung und Kinderschutz. Das bedeutet, dass wir beispielsweise Schutz- und Spielräume einrichten, in denen traumatisierte Kinder psychologische Hilfe bekommen und von ausgebildeten Sozialarbeitern betreut werden. Außerdem haben wir Clubs gegründet, in denen Kinder zu Wort kommen und sich austauschen können.  Hier können wir dank einer Förderung des Auswärtigen Amts Kinderflüchtlinge aus Burundien schützen. Im Bildungsbereich liegt unser Hauptaugenmerk auf Kindern zwischen 0-3 Jahren. Wir zeigen zum Beispiel den Eltern, wie sie ihre Kinder auf die Vorschule vorbereiten können. 

Gibt es eine Geschichte, die dich besonders beeindruckt hat?

Peter Walsh: Ich durfte die 14-jährige Sophia* kennenlernen. Sie wurde auf der Flucht von Burundi nach Tanzania vergewaltigt und hatte sich vollkommen in sich zurückgezogen, nicht mehr mit ihren Eltern gesprochen und ihre Umgebung kaum wahrgenommen. Save the Children hat sich ihrer angenommen und sie ist immer öfter in unseren Schutz und Spielraum gekommen, hat dort mit ausgebildeten Psychologen gesprochen und neues Vertrauen aufgebaut. Ein halbes Jahr später habe ich sie wiedergetroffen, Sophia hat mit ihren FreundInnen gespielt und war wie ausgewechselt. Es ist schön, so etwas zu sehen. 

*Name zum Schutz geändert. 

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