Weltfrauentag: Über den Mut und die Wirkung drei inspirierender Frauen
Der internationale Frauentag macht auf die Errungenschaften und weiterhin bestehenden Herausforderungen von Frauen weltweit aufmerksam. Wir stellen drei inspirierende Frauen vor, deren unterschiedliche Geschichten durch eine gemeinsame Leidenschaft verbunden werden: Den Mut, die Welt zum Besseren zu verändern und Kindern in Not zu helfen.
Seit genau 100 Jahren wird am 8. März der Weltfrauentag in Ländern weltweit gefeiert. Die Entstehung dieses Tages geht auf die Erfolge von mutigen Frauen zurück, die sich für die Gleichberechtigung und das Recht auf gesellschaftliche Teilhabe eingesetzt haben. Dieser Einsatz ist heute ebenso wichtig wie damals. Die Geschichten dieser drei Frauen erzählen von der Willenskraft, die es braucht, um positive Veränderungen voranzutreiben. Eine weitere Gemeinsamkeit: Alle drei Frauen haben eine tiefe Verbindung zu Save the Children.
Ein Leben für die Kinderrechte: Unsere Gründerin Eglantyne Jebb
Als vor rund 100 Jahren Frauen auf die Straße gingen, um sich für ihre Rechte stark zu machen, setzte diese mutige Britin ein Zeichen für die Rechte von Kindern. Zu diesem Zeitpunkt litt die Welt unter den Verwüstungen und sozialen Folgen des Ersten Weltkriegs. Vor allem in Deutschland und Österreich waren viele Kinder unterversorgt und brauchten dringend Nothilfe. So starben 1919 in Deutschland jeden Tag schätzungsweise 800 Menschen an Hunger.
Für Jebb gab es nach den Schrecken des Ersten Weltkriegs keine Sieger und Besiegten, sondern nur Jungen und Mädchen, die in Hunger und Armut lebten und umgehend Hilfe benötigten. Deshalb rief sie auf den Straßen Londons zu Spenden für notleidende Kinder in Deutschland und Österreich auf – und legte so den Grundstein für die Entstehung der internationalen Hilfsorganisation Save the Children. Neben ihrem Einsatz für hungerleidende Kinder war Jebb auch eine Pionierin der internationalen Kinderrechtsbewegung. Bereits 1923 verfasste sie die Erklärung über die Rechte des Kindes – und trug so zur Grundlage der UN-Kinderrechtskonvention bei, die erst über 60 Jahre später Jahre später in Kraft trat und heute in fast allen Ländern der Welt Anwendung findet. Es ist dieser Mut und ihre Entschlossenheit, die uns bis heute in unseren Projekten in über 113 Ländern weltweit immer wieder aufs Neue inspirieren.
Über die Heilung von Kriegstraumata: Vichuta Ly
Als 1975 in Kambodscha das Schreckensregime der Roten Khmer begann, war Vichuta Ly neun Jahre alt. Die Roten Khmer betrachteten alle gebildeten Menschen als Feinde und so verschwand Lys Vater, damals Justizminister, bei der Übernahme Phnom Penhs durch die Rebellengruppe als einer der ersten. Ly und ihre Familie wurden aus der Hauptstadt vertrieben und wie so viele andere zur Arbeit auf den Feldern gezwungen. Mit zwölf Jahren wurde Ly von der maoistisch-nationalistischen Rebellentruppe zur Kindersoldatin ausgebildet. Zwangsarbeit, Gewalt, Hunger und der Verlust von Familienmitgliedern prägten ihre Kindheit.
Als Ly 1979 die Flucht nach Thailand gelang, sollte ihr Leben eine positive Wendung erfahren. In dem Camp lernte sie die britische Krankenschwester Anne Watts kennen, die vor Ort mit Save the Children im Einsatz war. Watts nahm sich Ly an, bis heute sind die beiden durch eine tiefe Freundschaft verbunden. Dank eines Resettlement-Programms der Vereinten Nationen (UN) konnte Ly mit ihrer Familie nach Kanada auswandern. Dort studierte sie Jura, um 20 Jahre nach dem Verlassen ihrer Heimat als Anwältin nach Kambodscha zurückzukehren. Hier gründete Ly die NGO "Legal Support for Children and Women", um Frauen und Kindern in Notsituationen zu helfen.
Lys Geschichte zeigt, wie sehr Eglantyne Jebb mit ihrer Überzeugung Recht behalten sollte. "Die Zukunft liegt in den Händen der Kinder" – wenn man ihnen hilft, bereichert das noch Jahre später die Gesellschaft. Die Geschichte von Vichuta Ly ist Teil des Bildbands "Ich lebe. Wie Kinder Kriege überstehen", in dem Überlebende wie sie von ihrer Kindheit im Krieg berichten.
1.000 Kinder, ein Name: Die Hebamme Alice Sumo
Wenn jemand in diesem Dorf in Liberia, Westafrika, den Namen "Alice" ruft, dürften sich Hunderte Kinder gleichzeitig umdrehen. Denn sie alle wurden von der Krankenschwester und Hebamme Alice Sumo bei der Geburt sicher zur Welt gebracht – und erhielten in Dankbarkeit ihrer Eltern ihren Namen. Was wie ein kleines Wunder klingt, geht auf den Einsatz und die Leidenschaft einer beeindruckenden Frau zurück, die in ihrem Leben viel durchgemacht hat.
Als Alice mit 18 Jahren schwanger wurde, herrschte Bürgerkrieg im Land. Dennoch gelang es ihr, ihre Schule und ihre Ausbildung zur Hebamme erfolgreich abzuschließen. Die Bedingungen, unter denen Alice ihren Beruf ausüben musste, waren damals noch sehr schlecht. In einer unbeleuchteten Behelfsklinik ohne Grundausstattung war das einzig verfügbare Licht während einer Entbindung oft nur das ihres Mobiltelefons. Als Save the Children die White Plains Klinik vor Ort aufbaute, sollte sich das ändern.
Heute ist Alice seit fast 30 Jahren Hebamme und kann auf viele erfolgreiche Geburten zurückblicken – und auf über 1.000 Kinder, die ihren Namen tragen. Während die Mädchen Alice heißen, wurde ihr Name für Jungen in Alex abgewandelt. Sie alle können stolz sein auf ihren Namen und auf die Frau, dank der sie einen gesunden Start ins Leben hatten.