Weltstillwoche 2018: Was wir von Kängurus lernen können
„Mein Sohn ist ein Wunder“, erzählt Christine glücklich und hat den kleinen Jungen deswegen Gift, „Geschenk“, genannt. Zusammen mit ihm und ihrer 12-jährigen Tochter Vivian lebt die 35 Jahre alte Mutter in Westkenia.

Gift kam im Januar 2016 nach nur 7 Monaten viel zu früh auf die Welt und wog zaghafte 1,7 Kilogramm. Christine hatte bereits drei Kinder durch Schwangerschaftskomplikationen verloren und fürchtete, dass auch Gift die ersten Tage nicht überleben würde.
Wärme und Muttermilch
Im Rahmen der Weltstillwoche erinnert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) diese Woche an die wichtige Bedeutung des Stillens von Babys nach der Geburt. Erst im vergangenen Monat verkündete die WHO, das jährlich über 800 000 Kinder weniger sterben würden, wenn sie nach ihrer Geburt die gesunde Muttermilch erhalten würden. Trotzdem werden stillende Mütter weltweit ermutigt, ihre Babys mit alternativer Babynahrung zu ernähren. Vor allem aus wirtschaftlichen Interessen, um den Umsatz von Milchpulver zu erhalten und zu erhöhen. Dabei fördert Stillen nicht nur die gesunde geistige und körperliche Entwicklung von Kindern, sondern schützt auch gegen Krankheiten. Das gilt für alle Babys, doch für Frühchen wie Gift ist die Nähe und Milch seiner Mutter besonders überlebenswichtig. Dass der kleine Junge überlebte, verdankt seine Mutter Christine heute auch der Känguru-Methode, die ihr von den Schwestern im Bungoma Krankenhaus in Kenia gezeigt wurde.
Überleben dank Känguru-Methode
Benannt nach den Tieren, deren Babys in einem Beutel der Mutter heranwachsen, wird Müttern mithilfe der Känguru-Methode gezeigt, ihre Neugeborenen so oft wie möglich in einem Tuch eng an ihrem Körper zu tragen und regelmäßig zu stillen. Vor allem Frühchen haben durch die mütterliche Wärme und Muttermilch bessere Überlebenschancen. In Regionen, in denen Kliniken keine Frühgeborenen-Stationen haben, ersetzt die Methode sogar Brutkästen. Auch die Gesundheit von Gift, der nach seiner Geburt wenig aß und viel Gewicht verlor, verbesserte sich dadurch sehr.
In der kenianischen Region Bungoma unterstützt Save the Children seit vier Jahren Kliniken und Neugeborenen-Stationen, bildet medizinische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus und schult frisch gewordene Mütter rund um die gesunde Entwicklung ihrer Neugeborenen. Auch die wichtige Bedeutung einer gesunden Ernährung, zu der auch Stillen gehört, wird Müttern in den Kliniken vermittelt. Von mehr als 1.000 Babys, die seit Start des Programms in den unterstützten Kliniken geboren wurden, wurden zwei Drittel mithilfe der Känguru Methode aufgezogen. Mehr als 90 Prozent von ihnen haben überlebt.