Welttag der Kinderrechte: Was die Rechte von Kindern am meisten bedroht
Die Rechte von Kindern gesetzlich zu verankern und nachhaltig zu schützen, war vor rund 100 Jahren der Auslöser unserer Gründung und ist bis heute das Herzstück unserer Arbeit in Projekten weltweit. Nun wird das internationale Abkommen über diese Rechte – die UN-Kinderrechtskonvention – 32 Jahre alt. Wir werfen einen Blick auf die wichtigsten Rechte von Kindern, deren Verankerung in Deutschland und auf eine der größten Bedrohungen von Kinderrechten: die Klimakrise.
"Die Menschheit schuldet den Kindern das Beste, was sie geben kann": Diese Forderung richtete unsere Gründerin Eglantyne Jebb vor fast 100 Jahren an die Weltgemeinschaft – als Reaktion auf die große Not, die Kinder damals vor allem als Folge des Ersten Weltkriegs erlitten. Das Leid der Kinder, das Jebb aus erster Hand bezeugen konnte, veranlasste die britische Lehrerin dazu, die "Erklärung der Rechte der Kinder" zu verfassen.
Die zentralen Kinderrechte: Schutz, Gesundheit und Bildung
Damit setzte unsere Gründerin einen Grundstein für die internationale Kinderrechtsbewegung, die in der Ratifizierung der UN-Kinderrechtskonvention in 1989 einen wichtigen Höhepunkt fand. Das internationale Übereinkommen über die Rechte von Kindern baut auf den Forderungen von Eglantyne Jebb auf und ordnet Kinder erstmals als eigenständige Rechtssubjekte ein. Damit gesteht die Konvention Kindern universelle Rechte zu – analog zu den universellen Menschenrechten, die bereits 1948 verabschiedet wurden.
Zentrale Kinderrechte sind das Recht auf Gleichheit, auf medizinische Versorgung, Zugang zu hochwertiger Bildung und zu Möglichkeiten zum Spielen. Zudem wird Kindern das Recht auf freie Meinungsäußerung und Beteiligung zugesprochen, ebenso wie die Achtung ihres Privatlebens und ihrer Würde. Darüber hinaus gilt für Kinder ein besonderer Schutz, etwa gegen Gewalt, sowie im Krieg und auf der Flucht.
Durch diese Rechte soll gewährleistet werden, dass alle Kinder von Geburt an die Chance haben, sich gesund und frei zu entwickeln.
In diesen Ländern gelten Kinderrechte
Diese Rechte wurden 1989 auf der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet und seitdem von allen Staaten der Welt – mit Ausnahme der USA – ratifiziert. In Deutschland trat die Kinderrechtskonvention 1992 in Kraft, damals jedoch noch unter einem Vorbehalt: Das Ausländerrecht sollte Vorrang vor den Rechten der Kinder haben. Im Juli 2010 wurde dies aufgehoben. Seitdem gilt die Konvention wirklich für alle Kinder in Deutschland, unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus.
Demnach gelten Kinderrechte heute im Großteil der Welt. Die Ratifizierung der Kinderrechtskonvention war damit ein zentraler – aber noch recht junger – Schritt. In den 32 Jahren ihres Bestehens konnten viele Fortschritte erreicht und Kinder besser geschützt werden. Doch bis die Konvention in allen Ländern und Bereichen uneingeschränkt angewendet wird, bedarf es noch weiterer Aufklärungs- und vor allem kontinuierlicher Anpassungsarbeit.
Deutschland: Kinderrechte im Grundgesetz?
Durch die Ratifizierung hat sich Deutschland dazu verpflichtet, die Rechte von Kindern entsprechend der Konvention zu schützen. Dies hat sich bereits konkret auf deutsches Recht ausgewirkt – etwa durch ein Gesetz, das Gewalt in der Erziehung verurteilt. Zudem wurden Kinderrechte in bestimmten Bereichen des deutschen Rechts festgeschrieben, wie beispielsweise im Jugendschutzgesetz.
Im deutschen Grundgesetz stehen Kinderrechte jedoch noch nicht. Das hatten sich die Regierungsparteien 2018 im Koalitionsvertrag vorgenommen, scheiterten dann allerdings an einer fehlenden Mehrheit im Bundestag und Bundesrat. Die Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz wäre ein wichtiges Signal für die Stärkung der Kinderrechte in Deutschland. Wie alle Krisen führt auch die Corona-Pandemie vor Augen, dass Kinder besonders schutzbedürftig sind und in öffentlichen Debatten oft zu kurz kommen – selbst dann, wenn diese ihre Entwicklung und Zukunft direkt betreffen.
Klimakrise: Die größte Bedrohung für Kinderrechte
Damit alle Kinder weltweit von ihren Rechten Gebrauch machen können, müssen Regierungen verstärkt daran arbeiten, die Bedürfnisse von Kindern in den Mittelpunkt politischer Entscheidungen zu rücken. Dies ist vor allem im Einsatz gegen die Folgen der Klimakrise entscheidend – denn diese Krise bestimmt schon heute das Leben vieler Kinder und wird die Zukunft ganzer Generationen prägen. Die Auswirkungen des Klimawandels zerstören bereits jetzt die Lebensgrundlage von Kindern weltweit, nehmen ihnen das Recht auf Bildung, zwingen sie zur Flucht und verstärken den Hunger.
Daher müssen Kinderrechte vor allem angesichts der Klimakrise jetzt besser geschützt und ausgebaut werden. Dafür setzen wir uns im Rahmen unserer politischen Arbeit und mit unserer Petition "Die Klimakrise ist eine Kinderrechtskrise" ein: Denn mit der UN-Kinderrechtskonvention wurden Kindern feste Versprechen für eine bessere Zukunft gemacht. Um diese zu erfüllen, müssen die Klimaschutzziele des Pariser Abkommens eingehalten werden.