„Wir alle wussten, was passieren kann!“
Zwei unvorstellbare Tragödien entfalten sich derzeit am Horn von Afrika. Die eine – offensichtliche – ist das Schicksal von Millionen Kindern und ihren Familien. Auf der Suche nach Nahrung sind sie Wochen durch glühende Hitze unterwegs, kommen krank und ausgezehrt in überfüllten Flüchtlingslagern an. Ihr Überleben und ihre Zukunft sind ungewiss.
Die nächste, weitreichende Tragödie ist das Scheitern des humanitären Systems, diese Familien besser zu schützen. Seit Monaten warnen Hilfsorganisationen vor den massiven Auswirkungen, die der ausbleibende Regen vor allem für Bauern und Nomaden haben wird. Diese Warnrufe wurden weitgehend ignoriert. Selbst Satellitenbilder, die die Dringlichkeit der Appelle verschärften, fanden keine Beachtung.
Die unbequeme Wahrheit ist, dass wir versagt haben! Das Schicksal tausender Kinder ist besiegelt – sie werden ein Leben lang mit den medizinischen Folgen der Mangelernährung leben müssen, wenn sie überhaupt überleben. Das humanitäre System aus staatlichen und nichtsstaatlichen Akteuren hätte diese Katastrophe verhindern können. Jetzt bleibt uns nichts anderes übrig, als die „Scherben“ aufzukehren.
Viele Hilfsorganisationen arbeiten seit Jahren mit gefährdeten Gemeinden zusammen an besseren Frühwarnsystemen. Doch die finanziellen Mittel für Vorsorgeprojekte sind begrenzt. Noch immer hat die Weltgemeinschaft nicht verstanden, dass reagiert werden muss, bevor sich eine Katastrophe derart zuspitzen kann. Auch die Medien ignorieren kritische Entwicklungen weitgehend. Erst die Aussicht auf Bilder von abgemagerten Kindern und sterbendem Vieh lockte Kamerateams zur Berichterstattung in den Krisenherd.
Doch die weitgehende Ignoranz ist nicht nur moralisch verwerflich, sie ist zudem auch ineffizient. Rechnungen der UN belegen, dass 1 Euro investiert in Katastrophenvorsorge dem Gegengewicht von 7 Euro in der Nothilfe standhält. Auch die Regierungen der betroffenen Länder müssen Vorsorgemaßnahmen höher auf die politische Agenda setzen. Es braucht resistentere Aktionspläne, bei deren Erstellung erfahrenen Hilfsorganisationen und Geberländer Expertise einbringen können.
Das Horn von Afrika wird auch in den kommenden Jahren immer häufiger von ausbleibenden Regenfällen und Dürren betroffen sein. Es wäre verwerflich, diese Region einfach als „Problemfall“ abzuhaken und zukünftig durch moderate Hilfsmittel sporadisch bei Engpässen einzuspringen. Vielmehr müssen wir uns dieser Herausforderung zusammen mit den besonders betroffenen Gemeinden stellen. Die Technik und das Wissen sind vorhanden – man muss nur endlich bessere und nachhaltige Wege finden, diese Vorsorge direkt in den Gemeinden sicherzustellen. Frühwarnung muss zu früher Reaktion führen – das ist der Paradigmenwechsel, den wir in Zeiten von Klimawandel und komplexen Katastrophenfällen brauchen werden.”
“Wir müssen den Kindern und ihren Familien jetzt zur Seite stehen und ihnen durch diese Krise helfen. Wir müssen ihr Überleben und ihren Schutz sicherstellen – nicht weil es unser guter Wille, sondern weil es unsere Pflicht ist!“
Save the Children ist in Somalia, Kenia und Äthiopien mit Hilfsteams vor Ort. Helfen Sie uns dabei, die begonnen Hilfsmaßnahmen für Kinder weiter auszubauen – spenden sie jetzt!