Unser Schwerpunkt Das Porträt Was mich bewegt

Quarterly | Gemeinsam mehr bewegen


Unser Schwerpunkt


„Abyei ist ein Ort voller Herausforderungen – und voller Stärke“

zwei Mitarbeitende von Save the Children stehen vor einem Informationsschild

Mareike Kirsch, zuständig für Projekte in Afrika bei Save the Children, berichtet von ihrem Besuch in Abyei – einer Grenzregion zwischen dem Sudan und dem Südsudan.

Als ich in Abyei ankomme, brennt die Sonne gnadenlos vom Himmel, das Thermometer klettert regelmäßig über 40 Grad Celsius. Ich fahre zur Geflüchtetenunterkunft in Abyei; hier leben derzeit rund 1.300 Menschen – in einem Camp, das eigentlich nur für etwa 200 Personen ausgelegt ist. Die Zelte reichen bei Weitem nicht aus, sodass viele Familien notdürftige Unterkünfte aus Stöcken, Matten und Tüchern errichtet haben. Wasser ist knapp, Essen ebenso: Die Frauen bereiten einfache Mahlzeiten aus Maismehl auf kleinen Kochern zu. Frisches Gemüse oder Obst ist in der Region kaum verfügbar – und für die meisten Menschen unerschwinglich.

Viele Familien sind vor dem Konflikt im Sudan geflohen – oft zu Fuß. Sie hoffen, bald zu Verwandten oder in andere Gebiete weiterreisen zu können. Dafür werden regelmäßig Transporte organisiert, doch meist vergehen Wochen oder gar Monate, bis sie das Camp verlassen können. In dieser Zeit sind sie vollständig auf humanitäre Hilfe angewiesen. Hilfe, die wir und andere Organisationen leisten. 

Orte der Zuversicht 

Untersuchungsliege im inneren eines Zeltes

Save the Children unterstützt in der Region drei Gesundheitszentren, sogenannte „Primary Health Care Clinics“ – und das mit einem engagierten Team von 37 Mitarbeitenden und vielen weiteren lokalen Helfer*innen. Als ich erfahre, dass in Abyei rein rechnerisch ein Arzt auf 700.000 Menschen kommt, wird mir noch bewusster, wie wichtig unsere Arbeit hier ist. Die Teams untersuchen Kinder regelmäßig auf Anzeichen von akuter Mangelernährung und geben bei Bedarf therapeutische Zusatznahrung wie Erdnusspaste oder spezielle hochkalorische Kekse aus. Auch Impfungen werden durchgeführt und natürlich Behandlungen von Krankheiten wie Cholera oder Malaria. Besonders berührt hat mich der Bereich für Geburtshilfe: Schwangere Frauen können hier unter medizinischer Begleitung entbinden. Einen Kreißsaal, wie wir ihn kennen, gibt es nicht, aber geschulte Hebammen, die mit großer Ruhe und Fürsorge für die Frauen da sind. Trotz aller Herausforderungen empfinde ich die Atmosphäre in unseren Gesundheitsstationen als zugewandt und hoffnungsvoll. Ich habe viele Menschen lächeln sehen – und auch mich hat das gestärkt.

Ein Blick in unsere Gesundheitsstation im Zelt

Was bringt die Zukunft? 

Projektbesuche sind unverzichtbar, um die Bedingungen vor Ort wirklich zu verstehen. Denn das hilft mir, das Projekt bestmöglich zu betreuen und unseren Unterstützer*innen und Förderern zu vermitteln, was auf dem Spiel steht. Gerade jetzt ist das besonders wichtig. Die Finanzierung für unsere drei Gesundheitszentren läuft Ende Mai aus  – wie es danach weitergeht, ist unklar. Ohne eine verlässliche Anschlussfinanzierung müssen wir Mitarbeitende entlassen. Das hätte dramatische Folgen: Schwangere Frauen könnten nicht mehr sicher entbinden, mangelernährte Kinder keine Behandlung erhalten, und viele dringend notwendige Impfungen könnten nicht mehr durchgeführt werden. Doch nicht nur die Finanzierung des Projekts ist unsicher. Auch die politische Lage ist instabil. Infolge aktueller Unruhen sind tausende Menschen auf der Flucht. Viele suchen Schutz in Gebieten, in denen es kaum funktionierende Gesundheitsversorgung, sauberes Wasser oder ausreichend Nahrung gibt. Die wenigen bestehenden Strukturen sind völlig überlastet. Es wird befürchtet, dass der Konflikt weiter eskaliert. 

Trotz der schwierigen Situation in Abyei bin ich froh, unser Projekt gesehen zu haben, und tief beeindruckt, wie unser Team vor Ort arbeitet. Wenn Sie unsere Arbeit unterstützen möchten, können Sie dies hier tun:


Das Porträt


„Das ist mehr als ein Job. Hier kann ich etwas bewegen“

Berlin-Hauptbahnhof: „Schon mal von Save the Children gehört?“ So spricht András, 48 Jahre, Menschen an, die hier auf den Vorplatz treten. Aber ja, sie sei schon lange regelmäßige Spenderin, entgegnet eine Frau. Der nächste winkt ab und geht schnell weiter. Eine ältere Frau unterhält sich mit ihm, während sie eine Zigarettenpause macht. András zeigt ihr ein Päckchen Notfallnahrung. Bei Mangelernährung hilft es Kindern, wieder zu Kräften zu kommen. Das beeindruckt die Frau, doch nun muss sie zum Zug. „Wenn ich einmal mehr Geld zur Verfügung habe, werde ich an euch denken“, sagt sie zum Abschied.  

Seit 2022 ist András Dörner Teil unseres Teams. Auf der Straße oder in Einkaufszentren gewinnt er Menschen dafür, unsere Projekte zu unterstützen. „In einer Schicht von sechs Stunden führe ich bis zu 40 Gespräche. Ich informiere über die Arbeit von Save the Children. Und wenn sich jemand entschließt, das mit einer Dauerspende zu unterstützen, ist das natürlich ein schöner Erfolg. Wichtig ist mir, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie es Kindern geht und was sie brauchen. Seit ich Vater bin, hat sich mein Blick noch einmal verändert. Ich denke oft daran, dass jedes Kind, das Hilfe braucht, auch meines sein könnte.” 

Portraitfoto von András Dörner

Dass die Menschen nicht immer angesprochen werden möchten, kann András verstehen, sie sind in Eile oder haben gerade anderes im Kopf. Oder auch Vorurteile, das äußert sich manchmal in unschönen Kommentaren. „Such dir mal ‘nen richtigen Job“, gehörte zum Beispiel dazu. Dabei ist das, was er tut, seine erste Wahl. „Nach meinem Politikstudium und der Arbeit als Übersetzer für Französisch habe ich verschiedene Jobs gehabt, in einem Verlag, bei der Arbeitsagentur. Und ich habe mich in einer Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete engagiert. Arbeit mit Menschen, das ist mein Ding.“

Deshalb lassen sich András und die anderen vom Abwinken und abschätzigen Kommentaren auch nicht entmutigen: „In einer Schicht sind wir ja mehrere Personen und bauen uns gegenseitig auf, wenn es mal nicht so läuft. Einen Aspekt schätzt der Fundraiser besonders: „Ich treffe bei der Arbeit fantastische Leute! Einmal sprach ich lange mit einem Mann aus Südafrika, der mir von seinen Erlebnissen während der Apartheid erzählt hat, das war sehr berührend.“

Ein Großteil der Menschen, die unsere Arbeit regelmäßig unterstützen, wird durch die sogenannte Face-to-Face-Kommunikation gewonnen. Das zeigt, wie relevant diese Säule ist – und Mitarbeitende wie András.


Was mich bewegt | Gedanken von Florian Westphal


Mitten im Krieg: Kinder

Familienfotos, den Pass, eine Jacke, das Handy – ich weiß nicht, was ich mitnehmen würde, wenn ich auf einmal von zuhause fliehen müsste. Wenn Schüsse zu hören wären, Raketeneinschläge, das Geräusch von Kampfjets. Wahrscheinlich würde ich in Panik geraten, einfach nur wegrennen, um mich in Sicherheit zu bringen.

Hier in Berlin ist ein solches Szenario unwahrscheinlich. Aber für Millionen Kinder in Kriegsgebieten ist es bittere Realität. Was sie brauchen, kann man nicht einfach schnell in eine Tasche stopfen. Genug Wasser und Essen, medizinische Versorgung, einen Platz zum Schlafen. Doch auch das eigene Zuhause, die Schule, die Verwandten und Freunde – so vieles muss zurückbleiben.

Das gilt auch für viele Kinder im Sudan, wo seit gut zwei Jahren ein brutaler Bürgerkrieg herrscht. 6,5 Millionen Kinder sind auf der Flucht, das ist mehr als die Einwohnerzahl von Hessen! Viele von ihnen leben in Camps, meine Kollegin Mareike Kirsch schildert im „Schwerpunkt“, wie die Bedingungen dort sind. Etliche Kinder wurden auf ihrem Weg von Bewaffneten angegriffen oder bedroht. Allein im letzten Jahr wurden uns aus dem Sudan fast 2.700 Kinderrechtsverletzungen wie Tötung, Verstümmelung und Zwangsrekrutierung gemeldet.  

Was brauchen Kinder im Krieg – außer Frieden?

ein Mitarbeiter von Save the Children steht in den Trümmern einer zerstörten Schule

Mehr als jedes sechste Kind weltweit, rund 473 Millionen, lebte 2023 in einem Konfliktgebiet, also fast doppelt so viel wie vor 30 Jahren. Das sind große Zahlen – und hinter allen stehen individuelle Schicksale.      

Bei meinen Besuchen in Kriegsgebieten habe ich viele betroffene Kinder und ihre Familien kennengelernt. Save the Children unterstützt sie mit Lebensmitteln, Trinkwasser und Gesundheitsleistungen und schafft Möglichkeiten, dass sie lernen können. Und wir helfen bei der Bewältigung der unsichtbaren Folgen des Krieges, bieten therapeutische Unterstützung, damit sie mit ihren Sorgen und Ängsten umgehen können. Denn einige Kinder isolieren sich und schotten sich ab, andere werden aggressiv oder verletzen sich selbst. Deswegen richten wir Schutz- und Spielräume ein, wo Kinder miteinander in einer sicheren Umgebung zusammen sein können. Auch in Deutschland haben wir Kinder aus der Ukraine auf diese Weise unterstützt.

ein Kleinkind beim Spielen

Wir können viel tun – doch ohne Geld gelingt es nicht. Sie haben es vielleicht in den Nachrichten gesehen: Die USA und andere große Geberstaaten reduzieren die finanzielle Unterstützung von Hilfsorganisationen. Auch unsere Programme in Kriegsgebieten sind von den Kürzungen betroffen. Es wird kein leichtes Jahr. Auch deshalb möchte ich Sie herzlich bitten, spenden Sie für Kinder in Not.

Gemeinsam mit Ihnen können wir die notwendige humanitäre Hilfe weltweit leisten. 

 

* Namen zum Schutz der Personen geändert