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Quarterly | Gemeinsam mehr bewegen


Unser Schwerpunkt


Kinder in der Schule schützen

 

Informationsmaterialien zum Projekt ASAP

Schulen sollten für alle Kinder ein Ort sein, an dem sie sich gerne aufhalten und geschützt sind. Wichtig ist auch, dass sie Unterstützung erhalten, falls sie psychische oder körperliche Gewalt anderswo erleben, etwa zuhause, im Freundeskreis oder im digitalen Raum. Damit dies an Berliner Schulen mehr und mehr Realität wird, haben wir im Mai 2023 zusammen mit Wildwasser e. V. Berlin und der Stiftung SPI Sozialpädagogisches Institut Berlin „Walter May“ das Projekt As soon as possible! Schule als sicherer Ort für alle (kurz ASAP!) gestartet. Es wird von der Europäischen Union kofinanziert. Projektmitarbeiterin Sarah Grünewald berichtet mehr darüber.

Welche Vorteile bringt das Projekt?

Kinder und Jugendliche verbringen viel Zeit in der Schule, oft entwickeln sie Vertrauen zu den Lehrkräften - und diese bemerken vielleicht, wenn ein Kind belastet wirkt oder sich verändert hat. Häufig sind sie für Kinder, die zu Hause oder durch Gleichaltrige Gewalt erleben, die einzigen Erwachsenen, denen sie sich anvertrauen können. Dazu kommt: Alle Schulen in Berlin sind seit 2021 gesetzlich verpflichtet, Konzepte für den Kinderschutz zu erarbeiten. Nur gibt es in der Praxis wenige unterstützende Instanzen für diese anspruchsvolle Aufgabe. Denn es braucht einiges an Wissen, zum Beispiel, welche Bestandteile ein solches Konzept haben muss oder wie genau Fachkräfte erkennen können, dass Kinder von Gewalt betroffen sind. Auch, wie es bei einem Verdacht auf eine Kindeswohlgefährdung ganz konkret weitergeht, ist ein wichtiger Teil davon. Die Nachfrage nach unserem Angebot ist sehr hoch, denn es bedeutet eine enorme Unterstützung für Schulen.

drei Lehrkräfte schreiben auf A3 Blätter

Wo wird ASAP umgesetzt?

An 38 Berliner Sekundarschulen sind wir derzeit aktiv. Dafür haben wir die Expertise gebündelt und mit den Partnerorganisationen praxisnahe Materialien entwickelt. Gemeinsam bieten wir Fortbildungsreihen für das Schulpersonal an. Sie vermitteln zunächst ein Basiswissen zum Kinderschutz. Hier erfahren die Teilnehmenden zum Beispiel, wie sie erkennen, ob ein Kind dringend Schutz benötigt – also ob eine Kindeswohlgefährdung vorliegt – und wie sie richtig darauf reagieren. In insgesamt elf Modulen informieren wir über die weiteren nötigen Inhalte eines Schutzkonzepts. Jede Schule kann es parallel dazu in internen Gruppen erarbeiten, um damit den Kinderschutz umfassend und langfristig an der Schule zu verankern. Die Fortbildungen sind kostenfrei und werden um Arbeitshilfen und Infomaterial für Erwachsene und Schüler*innen ergänzt. Die Rückmeldungen der Fachkräfte zu den Modulen sind sehr positiv. Sie bewerten die Fortbildungen als praxisrelevant, informativ und schätzen insbesondere den Austausch untereinander.

Bild eines A3 Schutzkonzepts von Kindern

Können die Kinder denn auch mitreden? 

„Ja, auch die Meinung der Kinder ist wichtig. Im Rahmen von zwei Workshops haben wir von Schüler*innen mehr darüber erfahren und zusammen erarbeitet, wie sie beteiligt werden können. Unser Ziel ist, daraus ein Toolkit zu erstellen, auf welches das pädagogische Personal bei der Entwicklung von institutionellen Schutzkonzepten zurückgreifen kann. Das ist übrigens ein Kinderrecht: Beteiligung von Kindern, in allen Dingen, die sie betreffen.

Und was ist, wenn Sie selbst den Verdacht haben, dass ein Kind in der Schule oder anderswo Gewalt erfährt? Bleiben Sie aufmerksam und haben Sie keine Angst einzuschreiten - und sei es nur, um Ihre Sorge zu äußern. Denn genau das hilft in vielen Situationen wirklich, Schlimmeres zu verhindern. Wenden Sie sich dazu an die Hotline Kinderschutz.

Auf unserer Webseite können Sie mehr über As Soon As Possible! Schulen als sicherer Ort für alle (ASAP) lesen.
 


Unsere Kampagne


Kennen Sie Lara aus unserer Kampagne „Ohne Wenn und Aber“?

junges syrisches Mädchen vor einem Zelt

Haben Sie Lara* schon gesehen? Das Mädchen aus Syrien steht vor dem Zelt, in dem es mit seiner Familie wohnt. Diese Szene ist auf den Plakaten zu sehen, mit denen wir in verschiedenen Städten auf unseren bedingungslosen Einsatz für Kinder hinweisen. Auf diesem Weg möchten wir über unsere weltweite Arbeit informieren und weitere Menschen gewinnen, die uns dabei unterstützen. 

Doch was ist Laras Geschichte? Das siebenjährige Mädchen lebte mit seiner Familie in einem Dorf bei Idlib, das zehn Tage lang beschossen wurde. Tagsüber versteckte sie sich mit ihren Eltern und Geschwistern in den Weinstöcken. Nachts kehrten sie nach Hause zurück. Der Entschluss, wegzugehen, muss ihnen trotz der großen Gefahr, in der sie lebten, sehr schwergefallen sein. Sie bebauten ein Stück Land und waren unabhängig. Nun hatten sie plötzlich kein Einkommen oder eine Unterkunft mehr und waren auf fremde Hilfe angewiesen.  

Lara packte ihre Spielsachen in eine Tasche und trug sie während der Flucht immer bei sich. Sie hatte beschlossen, die Tasche erst wieder zu öffnen, wenn sie wieder zuhause war. Doch dazu kam es nicht. Die Familie kam nach mehreren Umzügen in einem Vertriebenenlager unter. In dieser Zeit war ein regulärer Schulbesuch nicht möglich und Laras Eltern befürchteten, dass ihre Tochter nicht lesen und schreiben lernen würde. Auch Lara selbst, die einmal Lehrerin werden möchte, machte sich Sorgen um ihre Bildung. „Ich wünschte, der Krieg wäre zu Ende und alle Kinder könnten lesen und schreiben lernen und nach Hause zurückkehren.”

Im Camp eröffneten wir ein Lernzentrum. Unser Team besuchte Laras Familie und brachte Schultaschen und Lernmaterial mit. Lara und ihre Geschwister gehen nun regelmäßig zum Unterricht. Auch mit psychosozialer Unterstützung konnten wir helfen, die Erfahrungen der Flucht zu verarbeiten. Laras Mutter sagt, dass es ihr besser geht, denn es gibt auch viele Verwandte im Lager. So kann Lara mit ihren Cousins und Cousinen spielen, die sie schon zuvor kannte. Doch auch mit anderen Kindern trifft sie sich. 

Ein Jahr lang hatte Lara die Tasche mit den Spielsachen nicht geöffnet. Dann holte sie einige für ihre Geschwister heraus. Für sich selbst nahm sie nur ihre Puppe, die sie besonders mochte. 

In Konflikten, Krisen oder Katastrophen sind wir für Kinder wie Lara da – das zeigen unsere Poster und unsere Online-Werbung zum Jahresende. Damit wollen wir Menschen ansprechen, die gemeinsam mit uns an der Seite von Kindern stehen möchten. Wir freuen uns, dass Sie bereits dabei sind!
Mehr zu unserer Kampagne finden Sie auf hier.


Was mich bewegt | Gedanken von Florian Westphal


„Alle Mädchen sollen ihr Leben selbst gestalten können.“

Mädchen beim Schach spielen

Ich schreibe diesen Text am 11. Oktober, dem Internationalen Mädchentag. Ins Leben gerufen wurde er, um auf die schwierige Situation von Mädchen aufmerksam zu machen. Mädchen, wie die 16-jährige Shehab* aus Syrien, die mit ihrer Familie in dem riesigen Geflüchtetencamp Zaatari im benachbarten Jordanien lebt. Sie hat eine körperliche Behinderung und war eher scheu und zurückhaltend. In der Schule wurde sie gemobbt und blieb schließlich zuhause, allein und ohne Selbstvertrauen. 

Leider begegnen uns Geschichten wie die von Shehab immer wieder. Die Hoffnungen und Chancen von Millionen Mädchen werden nicht gefördert, sondern zerstört. Ein von Save the Children jüngst veröffentlichter Bericht zeigt, dass insbesondere Mädchen in fragilen Staaten – also Ländern, die von Kriegen, Katastrophen oder massiven sozialen Krisen erschüttert werden – großen Risiken ausgesetzt sind. Von den Millionen heranwachsenden Mädchen in diesen besonders fragilen Ländern werden jede Minute zwei frühverheiratet und jedes vierte Mädchen wird bereits vor dem 18. Geburtstag Mutter. Zwei Drittel dieser Mädchen gehen nicht zur Schule, fast sechs Millionen mussten von zuhause fliehen. Dabei gibt internationales Recht vor, dass alle Mädchen in Sicherheit aufwachsen sollten, mit Zugang zu guter Bildung und Gesundheitsversorgung und der Chance, ihr eigenes Leben selbstbestimmt mitzugestalten. 

Aber Shehab ist auch in anderer Hinsicht typisch für die Mädchen, mit denen Save the Children arbeitet. Sie ergreifen jede noch so kleine Möglichkeit, die sich bietet, um voranzukommen und zu lernen. Ich erinnere mich an meinen Besuch in Afghanistan, wo Mädchen mit Begeisterung und Freude in von Save the Children unterstützten Dorfschulen lernen. 

Für Shehab kam die Chance, ihre Zukunft mitzugestalten, in Form des „Adolescent Girls Empowerment Centres”, das Save the Children in Zaatari betreibt. Hier können Mädchen zusammen lernen und spielen. Von Yoga über Kunst bis zur Selbstverteidigung: Es wird viel angeboten, um dem oft tristen Alltag im Camp zumindest zeitweise zu entkommen. Am Anfang hielt Shehab sich zurück – aus Angst, wieder ausgegrenzt zu werden. Aber dann fand sie Freundinnen und nahm an Aktivitäten teil, sie fing sogar mit dem Boxen an. Bei Workshops zum Thema Mobbing begriff sie, dass diejenigen, die mobben, das Problem sind und nicht sie selbst. Schritt für Schritt gewann Shehab an Selbstvertrauen, mittlerweile geht sie wieder zur Schule, und hilft anderen Kindern, die Mobbingerfahrungen machen. „Jeden Tag verändert sich etwas in mir. Ich lerne dazu, und helfe anderen mit dem, was ich gelernt habe.“

Mädchen mit Boxhandschuhen vorm Sandsack

Vielleicht wird irgendwann auch Shehabs Traum in Erfüllung gehen. Sie möchte Anwältin für Menschenrechte werden. Wie auch immer ihre Zukunft aussehen wird: Wichtig ist, dass sie darüber entscheiden kann. Diese Chance sollte jedes Mädchen haben.

 

* Namen zum Schutz der Personen geändert