As Soon As Possible! Schule als sicherer Ort für alle
Ziel: Verbesserung des Kinder- und Jugendschutzes innerhalb und außerhalb von Sekundarschulen
Projektlaufzeit: Mai 2023 – April 2025
Projektpartner: Stiftung SPI, Sozialpädagogisches Institut Berlin »Walter May«, Wildwasser e.V.
Umsetzungsort: Berlin
Die Ausgangslage
In Deutschland – wie auch in anderen Ländern – erleben viele Kinder und Jugendliche Gewalt durch Familienmitglieder, Gleichaltrige und Autoritätspersonen. Die Gewalt kann im realen oder digitalen Raum stattfinden und verschiedene Formen annehmen (körperliche, psychische und sexualisierte Gewalt sowie Vernachlässigung). Schulen spielen eine zentrale Rolle bei der Prävention von Gewalt gegen Kinder sowie bei der Unterstützung von Kindern, die Gewalt erlebt haben. Als einzige Institution erreichen Schulen aufgrund der bestehenden Schulpflicht alle Kinder. Im Bereich Prävention und Schutz vor Gewalt kommt Schulen sogar eine doppelte Rolle zu: zum einen sind sie angehalten, mit Akteur*innen des Kinder- und Jugendschutzsystems zusammenzuarbeiten, wenn der Verdacht auf eine Kindeswohlgefährdung besteht; zum anderen sind sie verpflichtet, Schüler*innen innerhalb der Institution Schule vor Gewalt zu schützen.
DIE IDEE
Mit dem Konsortialprojekt „As soon as possible! Schule als sicherer Ort für alle“ (kurz: ASAP!) leistet Save the Children zusammen mit Wildwasser e.V. und Stiftung SPI einen Beitrag zur Prävention von Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in und außerhalb von Schulen. Nach dem Motto „ASAP!“ (engl. “so schnell wie möglich”) entwickelt das Projekt praxisnahe Materialien und bietet Weiterbildungsangebote für pädagogisches und nicht-pädagogisches Schulpersonal an, um die Rolle von Schulen als zentraler Kinderschutzakteur zu stärken.
Mit ASAP! sensibilisieren wir Schulpersonal für das Thema Kinderschutz und informieren zur Zusammenarbeit mit anderen Institutionen im Kinderschutzsystem. Außerdem unterstützen wir Fachkräfte bei der Entwicklung von schulischen Kinder- und Jugendschutzkonzepten und stehen ihnen im Prozess der Erstellung beratend zur Seite. So erhält Schulpersonal Handlungssicherheit im Bereich Kinderschutz innerhalb und außerhalb der Schule.
DIE UMSETZUNG
Das Projekt ASAP! richtet sich an Sekundarschulen in Berlin. Die Zielgruppen des Projekts sind:
- pädagogisches Schulpersonal, das direkt mit Schüler*innen arbeitet. Dazu gehören Lehrer*innen, Schulsozialarbeiter*innen und Schulpsycholog*innen;
- Verwaltungskräfte, Hausmeister*innen und andere nicht-pädagogische Fachkräfte, denn auch sie sollten für das Thema Kinderschutz sensibilisiert werden;
- Schulleitungen und andere Leitungskräfte, denn sie tragen für den Schutz von Schüler*innen innerhalb der Institution Schule Verantwortung.
Das Projekt umfasst 5 Komponenten, die nachfolgend näher erläutert werden.

KOMPONENTE I: FORTBILDUNGSREIHE UND MENTORING FÜR SCHULPERSONAL
Die Fortbildungsreihe des Projekts wird für pädagogisches und nicht-pädagogisches Schulpersonal an 38 Sekundarschulen in Berlin (mindestens zwei Schulen pro Bezirk) angeboten und umfasst 11 Module, die in digitaler Form oder in Präsenz stattfinden. Die einzelnen Module haben eine Dauer von 3-4 Stunden.
Themenfeld 1 „Grundlagen des Kinderschutzes“
In zwei aufeinander aufbauenden Modulen erlangen pädagogische und nicht-pädagogische Fachkräfte Kompetenz im Bereich Kinderschutz und vertiefen diese anhand praktischer Übungen und Fallarbeit.
Modul 1 - 2 (Hier Klicken)
Modul 1 „Basiswissen Kinderschutz“ behandelt Grundbegriffe zum Kindeswohl und Kindeswohlgefährdung in und außerhalb der Schule: Was sind Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung? Und was sind grundsätzliche Schritte? Der Schwerpunkt liegt auf Wahrnehmen, Erkennen und Dokumentieren von Kinderschutzfällen.
Modul 2 „Handlungssicherheit im Kinderschutz“ vertieft Wissen über Vorgehen bei Verdachtsfällen und verweist auf Kooperationen und Unterstützungssysteme: Was muss ich tun, wenn ich mir Sorgen um eine*n Schüler*in mache? Wie kann ich achtsam in Kontakt gehen? Und wann und wie sind die Sorgeberechtigten einzubeziehen? Der Fokus liegt auf der Gesprächsführung mit betroffenen Kindern/Jugendlichen und deren Sorgeberechtigten.
Themenfeld 2 „Institutioneller Kinderschutz“
Die insgesamt neun Module richten sich an unterschiedliche Personengruppen und bieten den Schulen zielgerichtetes und bedarfsorientiertes Fachwissen und praktische Impulse zur Erarbeitung ihrer schuleigenen Schutzkonzepte an. Schutzkonzepte erhöhen maßgeblich die Handlungssicherheit im Team, um Gewalt im (Schul-)Alltag sicher entgegenzuwirken.
Modul 3 - 11 (Hier Klicken)
Modul 3 „Einführung in die Entwicklung eines Schutzkonzeptes“ richtet sich an die Mitglieder der gegründeten oder zu gründenden Steuergruppe, die den Prozess zur Schutzkonzeptentwicklung koordiniert. In der Steuergruppe sollten je nach Größe der Schule verschiedene Gruppen vertreten sein (Leitung; Lehrkräfte; Eltern; Mitglieder multiprofessioneller Teams; etc.). Neben einem Überblick über die notwendigen Bausteine eines Schutzkonzeptes, liegt der Schwerpunkt des Moduls in der Vermittlung für ein Vorgehen zur Potential- und Risikoanalyse der einzelnen Schule. Diese Analyse bildet den Ausgangspunkt zur erfolgreichen Entwicklung des Schutzkonzeptes.
Modul 4 „Personalverantwortung im Kinderschutz“ wendet sich speziell an Leitungskräfte. In diesem Modul besprechen wir Verantwortungsbereiche und Handlungsmöglichkeiten von Leitungen zum Schutz von Schüler*innen: welche Rolle kann und sollte Kinderschutz in der Phase der Einstellung und Einarbeitung spielen? Wie kann eine kinderschutzorientierte Personalentwicklung aussehen? Und was kann und muss ich als Leitungskraft tun, wenn ein Verdacht gegen Mitarbeitende vorliegt? Ziel ist es, den Schutz von Kindern und Jugendlichen in der Personalführung zu implementieren.
Modul 5 „Verantwortungsvolles Leitungshandeln in schwierigen Situationen“ adressiert ebenfalls Leitungskräfte und vertieft ihre Handlungskompetenz in der Personalführung und in der Kommunikation, wenn es zu einem Gewaltfall innerhalb der Institution gekommen ist. Was ist bei Personalgesprächen zu bedenken, wenn eine Beschwerde oder ein Verdacht gegen eine*n Mitarbeitende*n im Raum steht? Wer muss wann und wie informiert werden? Und welche Informationen sind vertraulich zu behandeln?
Modul 6 „Ansprechstellen und Beschwerdestrukturen“ richtet sich an die Mitglieder der in Modul 3 genannten Steuergruppe. Schüler*innen, die mit ihren Anliegen ernst genommen werden und Unterstützung bekommen, vertrauen sich eher an, wenn sie Gewalt erfahren haben. Welche Ansprechstellen und Unterstützungsangebote gibt es in unserer Schule und auf welche verweisen wir? Wo und wie können sich Schüler*innen beschweren und wie wird mit ihren Beschwerden umgegangen? Ziel ist es, die Feedback- und Beschwerdekultur einer Schule zu verbessern.
Modul 7 „Handlungs- und Interventionspläne“ adressiert erneut die Mitglieder der Steuergruppe und behandelt das Vorgehen bei einem Verdacht auf Kindeswohlgefährdung in oder außerhalb der Schule. Angepasste Handlungs- und Interventionspläne dienen der Institution dazu, auch in Ausnahmesituationen ihre Handlungsfähigkeit zu sichern.
Modul 8 „Kompetent als schulisches Beratungsteam“ unterstützt die Mitglieder schulischer Beratungsteams in ihrer anspruchsvollen Tätigkeit, ein möglichst professionelles Vorgehen in Kinderschutzfällen abzustimmen. Das Modul bietet Raum für Fallreflexionen, in denen sich Rollen, Zuständigkeiten und Vorgehensweisen in der Schule angeguckt werden können. Das Lernen daraus hilft, um in besonders schwierigen Situationen noch besser vorbereitet zu sein.
Modul 9 „Verhaltenskodex für Erwachsene“ will die Mitglieder der Steuergruppe darin stärken, einen partizipativen Weg der Erarbeitung einer solchen Vereinbarung der Erwachsenen zum grenzwahrenden Umgang mit Schüler*innen zu gehen. Der Kodex ist als ein Werkzeug zu verstehen, das sowohl Schutz für die Schüler*innen als auch für alle Mitarbeiter*innen der Schule bietet und so etwas wie Leitlinien für das Verhalten in kritischen Situationen ermöglicht.
Modul 10 „Präventionsangebote für Schüler*innen“ können sich im schulinternen Curriculum und in gezielten Kooperationen mit externen Partner*innen wiederfinden. Ziel solcher Angebote ist es, Schüler*innen insgesamt in ihrer Identität, Selbstwahrnehmung, Empathiefähigkeit und in ihrem Wissen zu ihren Rechten, z.B. auf sexuelle Selbstbestimmung, zu stärken. Die Mitglieder der Steuergruppe werden in diesem Modul unterstützt, bereits bestehende Präventionsangebote zu systematisieren und da, wo Leerstellen auffallen, Ideen zu entwickeln, wie diese zu füllen sind.
Modul 11 „Praktische Ansatzpunkte zur schulinternen sexualpädagogischen Arbeit“ spricht Schulsozialarbeiter*innen, Beauftragte für sexuelle Vielfalt, Ansprechpersonen für Gewaltprävention und weitere Interessierte (z.B. Fachlehrkräfte Biologie, Klassenleitungen) an. Es werden Methoden und Materialien für die praktische sexualpädagogische Arbeit vorgestellt und erprobt, die zur Prävention von sexueller Gewalt und Übergriffen geeignet sind.

KOMPONENTE II: MENTORING ZU DEN FORTBILDUNGSINHALTEN
Teilnehmende Schulen haben die Möglichkeit, während den Fortbildungsphasen zusätzliche Unterstützung bei Fragen zu den Schulungsinhalten und der Erstellung von Schutzkonzepten zu erhalten. Direkt im Anschluss an die Schulungen können die Fachkräfte ihre individuellen Fragen, die bei der Übertragung der Schulungsinhalte in die Praxis auftreten, im persönlichen Gespräch mit den Trainer*innen klären. Darüber hinaus können sie auch individuelle Beratung zu der Entwicklung schuleigener Schutzkonzepte durch die Expert*innen von Wildwasser e. V. per E-Mail oder Telefon in Anspruch nehmen.

KOMPONENTE III: ARBEITSHILFE UND INFORMATIONSMATERIALIEN FÜR SCHULPERSONAL
Zusätzlich zu den Schulungen und dem Mentoring werden verschiedene Arten von Materialien erstellt, die der Zielgruppe helfen sollen, das Gelernte in der Praxis anzuwenden. Dazu zählen unter anderem Informations- materialien wie Poster und Pocket Guides mit Informationen zu Unterstützungs- und Beratungsangeboten für Kinder und Jugendliche, die Gewalt erleben oder erlebt haben.

KOMPONENTE IV: DIGITALES TOOLKIT FÜR DIE SCHÜLER*INNENBETEILIGUNG AN SCHUTZKONZEPTEN
Kinder haben ein Recht auf gewaltfreies Aufwachsen und auf Beteiligung in allen sie betreffenden Angelegenheiten. Im Rahmen des Projekts wurde daher ein Toolkit mit Methoden der Schüler*innenbeteiligung erarbeitet, auf das das pädagogische Schulpersonal bei der Entwicklung von institutionellen Schutzkonzepten zurückgreifen kann. Im Rahmen von Workshops mit Schüler*innen an zwei Sekundarschulen wurden verschiedene Beteiligungsmethoden auf ihre Praxistauglichkeit und Umsetzbarkeit getestet. Dabei hatten die Jugendlichen die Möglichkeit, ihre Ansichten über die Gefährdungslagen innerhalb von Schulen zu teilen und einen Verhaltenskodex für Erwachsene für ihre Schulen zu erarbeiten.

KOMPONENTE V: VERNETZUNG UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
Kinder- und Jugendschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Deshalb möchten wir Informationsmaterial für die Öffentlichkeit zugänglich machen und den Austausch zwischen Akteur*innen im Kinderschutz fördern. Unsere Projektergebnisse teilen wir in intersektoralen Arbeitsgruppen und bieten Schulen die Möglichkeit, an einer Netzwerkveranstaltung teilzunehmen. Darüber hinaus verbreiten wir die Projektergebnisse in Austauschformaten auf EU-Ebene und auf einem bundesweiten (digitalen) Fachtag.
Materialsammlung
Sie haben Interesse an gedruckten Exemplaren unseres Materials?
Dann schreiben Sie uns gerne eine E-Mail mit der gewünschten Menge und Ihrer Paketanschrift an schutzkonzepte-asap@savethechildren.de
Übersicht Beratungsstellen und Materialien
Ergänzend zu den Materialien bieten die nachfolgenden Padlets eine detaillierte Auswahl an Beratungsstellen für Kinder und Jugendliche zu diversen Themen sowie Beratungsstellen und Unterrichtsmaterial für pädagogische Fachkräfte.
Unsere Partner
Das Gemeinschaftsprojekt bündelt die Expertise von Save the Children, Stiftung SPI, Sozialpädagogisches Institut Berlin »Walter May«, und Wildwasser e.V.
Die Stiftung Stiftung SPI, Sozialpädagogisches Institut Berlin »Walter May«, ist eine Stiftung des Landesverbandes der Arbeiterwohlfahrt Berlin e. V. Sie soll dazu beitragen, eine Gesellschaft zu entwickeln, in der sich jeder Mensch in Verantwortung für sich und das Gemeinwesen frei entfalten kann.
Wildwasser e.V. ist eine 1983 gegründete interkulturelle Arbeitsgemeinschaft gegen sexualisierte Gewalt an Mädchen, die auf Grundlage eines parteilich-feministischen Konzepts ein gleichberechtigtes und gewaltfreies Miteinander anstrebt.